Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition)
legten sich auf ihre Schultern. Er wusste, dass er sie eigentlich wegstoßen müsste, aber er fühlte sich völlig hilflos und registrierte, dass seine Hände ihren Rücken hinunterglitten und sie festhielten.
Schließlich war sie es, die sich mit immer noch strahlenden Augen und geröteten Wangen von ihm löste. »Ich dachte, ich würde in Ohnmacht fallen, als ich nach unten schaute und die Münzen entdeckte! Mein Kopf war völlig blutleer. So habe ich mich erst einmal gefühlt, und zwar als du mich geküsst hast«, fügte sie flüsternd hinzu.
»Wir sind kein übles Team.« Er strich über ihr Haar.
»Wir sind ein sensationelles Team!« Sie nahm seine Hand und zog ihn zu der Stelle, wo Buck und Ray bereits in ihre Anzüge stiegen. »Ihr hättet dabei sein sollen, Dad. Matthew ist mit dem Sauger wie mit einer Wünschelrute umgegangen.«
Aufgeregt schilderte sie jede Minute ihres Abenteuers und half dabei Buck und ihrem Vater mit ihren Sauerstoffflaschen. Nur Matthew fiel auf, dass Marla schwieg und sich in ihren Augen Besorgnis anstelle der gewohnten Wärme spiegelte.
»Ich werde wieder runtergehen und ein paar Bilder machen«, verkündete Tate und hängte sich neue Sauerstoffflaschen um. »Wir müssen alles festhalten. Und noch bevor wir fertig sind, finden wir uns auf dem Cover des National Geographic wieder.«
»Die Presse sollten wir noch eine Weile aus der Sache raushalten.« Buck saß auf der Reling und spülte seine Maske
aus. »Wir müssen vorsichtig sein.« Er sah sich um, als ob ein Dutzend Boote nur darauf wartete, ihm seinen Claim streitig zu machen. »Für Funde wie diesen steht die Chance eins zu einer Million, und es gibt genügend Gauner, die alles tun würden, um sich eine Scheibe davon abzuschneiden.«
Tate grinste nur. »Dumm gelaufen, Jacques Cousteau«, bemerkte sie trocken und sprang über Bord.
»Leg schon mal den Champagner auf Eis«, rief Ray seiner Frau zu. »Heute Abend haben wir doppelten Grund zu feiern. Tate hat sich eine sensationelle Geburtstagsparty verdient.« Er lächelte Buck zu. »Bereit, Partner?«
»Bereit und willig, Boss.« Nachdem sie den Sauger heruntergelassen hatten, verschwanden sie unter der Wasseroberfläche.
Matthew füllte Kompressortreibstoff nach und bedankte sich murmelnd, als Marla ihm ein großes, kühles Glas Limonade brachte.
»Ein aufregender Tag«, bemerkte sie.
»Ja. Tage wie heute gibt es nicht viele.«
»Nein. Heute vor zwanzig Jahren dachte ich, dass ich niemals glücklicher sein könnte.« Sie setzte sich auf einen Liegestuhl und zog den Rand ihres Sonnenhutes über die Augen. »Aber im Laufe der Jahre gab es viele glückliche Momente. Tate hat ihrem Vater und mir von Anfang an nur Freude bereitet. Sie ist aufgeweckt, strebsam und großzügig.«
»Und du willst, dass ich sie in Ruhe lasse«, schloss Matthew.
»Ich bin mir nicht sicher«, seufzte Marla und tippte mit einem Finger an ihr Glas. »Ich bin nicht blind, Matthew. Ich habe die Signale zwischen euch beiden bemerkt. Eure Reaktion ist nur zu natürlich. Ihr seid zwei gesunde, gut aussehende junge Menschen, die auf engem Raum zusammen leben und arbeiten.«
Er nahm ihr das Kreuz aus der Hand und fuhr mit dem Daumen über die grasgrün glitzernden Steine. Wie Tates
Augen, dachte er und legte die Kette beiseite. »Es ist nichts passiert.«
»Ich weiß es zu schätzen, dass du mir das sagst. Aber verstehst du, wenn ich Tate nicht die Grundlagen dazu mitgegeben habe, die richtigen Entscheidungen zu treffen, dann habe ich als Mutter versagt. Und das glaube ich nicht.« Sie lächelte leicht. »Was natürlich nichts daran ändert, dass ich mir Sorgen mache. Ihr ganzes Leben liegt noch vor ihr. Ich kann nicht anders, als mir zu wünschen, dass sie alles bekommt, was sie sich ersehnt, und zwar zur richtigen Zeit. Wahrscheinlich will ich damit sagen: Geh behutsam mit ihr um. Wenn Tate sich in dich verliebt hat –«
»Darüber haben wir nie gesprochen«, warf Matthew schnell ein.
Unter anderen Umständen hätte Marla vielleicht über den Anflug von Panik in seiner Stimme gelächelt. »Wenn Tate sich in dich verliebt hat«, wiederholte sie, »schaltet sie alles andere aus. Tate denkt mit dem Herzen. Oh, sie hält sich für praktisch veranlagt und für vernünftig. Und das ist sie auch. Bis ihre Gefühle ins Spiel kommen. Also sei bitte vorsichtig.«
Jetzt lächelte sie und stand auf. »Ich werde dir etwas zu essen machen.« Sie legte eine Hand auf seinen Arm, stellte sich auf die
Weitere Kostenlose Bücher