Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition)
»Reich mir bitte das Salz« zu beschränken.
Als die Mahlzeit beendet war, bestand sie darauf, gemeinsam mit ihrem Vater den Abwasch zu übernehmen.
»So gut hast du bestimmt schon lange nicht mehr gegessen«, bemerkte Ray und summte vergnügt, während er die Teller stapelte.
»Kommt mir wie eine Ewigkeit vor. Ich bedaure nur, dass ich die Pekannusstorte nicht mehr unterbringen konnte.«
»Die läuft dir nicht weg. Dieser LaRue ist ein toller Bursche, nicht wahr? Erst tauscht er Rezepte mit deiner Mutter aus, dann diskutiert er über Außenpolitik und Baseball, und schließlich doziert er über die Kunst des achtzehnten Jahrhunderts.«
»Ein echter Renaissancemensch«, murmelte Tate. Mit einem Urteil über LaRue ließ sie sich Zeit, denn einem
Freund von Matthew wollte sie vorsichtshalber ausgiebig auf den Zahn fühlen, auch wenn er sich noch so interessant, gebildet und charmant gab. Ganz besonders dann. »Ich verstehe nur nicht, was er an Matthew findet.«
»Oh, ich finde, die beiden passen gut zusammen.« Ray ließ heißes Wasser ins Waschbecken laufen, während Tate Geschirr in die Spülmaschine lud. »Matthew war schon immer ein Mann mit vielen Talenten, nur hatte er bisher kaum Gelegenheit, sie einzusetzen.«
»Ich würde sagen, er ist ein Mann, der weiß, wie man sich eine günstige Gelegenheit zunutze macht. Und genau darüber wollte ich mit dir sprechen.«
»Die Isabella.« Mit aufgerollten Hemdsärmeln machte Ray sich daran, die Töpfe zu spülen. »Darüber reden wir später, sobald wir es uns gemütlich gemacht haben. Ich wollte den anderen vor deiner Ankunft noch nichts verraten.«
»Dad, ich weiß, wie du dich gefühlt hast, als wir vor acht Jahren das Wrack fanden. Ich weiß, wie ich mich gefühlt habe, deshalb verstehe ich, dass du es für eine gute Idee hältst, wieder dorthin zu fahren. Aber ich bin mir nicht sicher, ob du dir über die Schwierigkeiten und Probleme im Klaren bist.«
»Im Laufe der Jahre habe ich ausgiebig darüber nachgedacht, und in den letzten neun Monaten ist mir nichts anderes durch den Kopf gegangen. Beim letzten Mal hatten wir viel Glück und viel Pech, aber dieses Mal stehen unsere Aussichten auf Erfolg sehr viel besser.«
»Dad!« Tate stellte noch einen Teller in den Geschirrspüler und richtete sich dann auf. »Wenn ich richtig informiert bin, ist Buck seit seinem Unfall nicht mehr getaucht, und LaRue hat als Schiffskoch gearbeitet. Er hat sich noch nie eine Sauerstoffflasche auf den Rücken geschnallt.«
»Da hast du Recht. Vielleicht wird Buck nicht tauchen, aber wir können jede Hand an Deck gebrauchen. Was LaRue
angeht, so ist er bereit zu lernen, und ich habe das Gefühl, dass er schnell begreift.«
»Wir sind sechs Leute«, fuhr Tate fort und versuchte vergeblich, seinen Optimismus zu dämpfen, »von denen nur drei tauchen können. Ich selbst bin in den letzten zwei Jahren nicht ernsthaft getaucht.«
»Das ist wie Radfahren, man verlernt es nicht«, versicherte Ray ihr leichthin und stellte einen Topf zum Abtropfen beiseite. »Wir benötigen Leute, die Geräte ablesen und bedienen. Außerdem haben wir jetzt eine ausgebildete Meeresarchäologin an Bord, keine Studentin mehr.« Er warf Tate ein stolzes Lächeln zu. »Vielleicht kannst du deine Dissertation über diese Expedition schreiben.«
»Im Augenblick ist die Dissertation meine geringste Sorge«, erklärte sie und bemühte sich, geduldig zu bleiben. »Ich mache mir Gedanken um euch. Du und Mom habt in den letzten paar Jahren Schatzsuche gespielt, bereits bekannte Wracks untersucht, Muscheln gesammelt und seid zum Spaß getaucht. Das ist nichts im Vergleich zu den körperlichen Anstrengungen einer Expedition, wie du sie dir vorstellst.«
»Ich bin in Form«, informierte Ray sie indigniert. »Ich trainiere dreimal pro Woche und tauche regelmäßig.«
Falsche Taktik, dachte Tate. »Na gut. Was ist mit den Kosten? Die Suche könnte Monate dauern, dazu kommen Ausrüstung und Proviant. Wir reden hier nicht von einem Urlaubsausflug oder einem Hobby. Woher kommt das Geld für dieses Unternehmen?«
»Deine Mutter und ich sind finanziell abgesichert.«
»Aha.« Tate versuchte, ihre Wut zu überspielen, und wischte die Arbeitsplatte mit einem Küchentuch ab. »Das beantwortet meine letzte Frage. Du investierst dein Geld, mit anderen Worten: Du ziehst die Lassiters mit durch.«
»Mit Durchziehen hat das nichts zu tun, Liebling.« Ehrlich erstaunt, trocknete Ray sich die Hände ab. »Es ist
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