Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition)
küsste er ihre Hand. »A bientôt.«
Buck schob LaRue beiseite. »Ich begleite dich ein Stück.«
»Danke.«
Tate schwieg, bis sie den Pier erreicht hatten und auf das Ufer zusteuerten. »Buck, du hast gesagt, Matthew hat jahrelang an dem Boot gearbeitet?«
»Ja, wann immer er ein wenig Zeit oder Geld übrig hatte. Hat bestimmt ein Dutzend Zeichnungen und Entwürfe angefertigt, bevor er sich für diese Form entschied.«
»Verstehe.« So viel Zielstrebigkeit und Ausdauer hätte sie ihm gar nicht zugetraut. Es sei denn …
»Hör zu.« Freundschaftlich legte sie eine Hand auf seinen Arm. »Ich hoffe, du verstehst mich nicht falsch, aber ich halte diese Sache für keine gute Idee.«
»Du meinst die Partnerschaft mit Ray und Marla und die Suche nach der Isabella?«
»Genau. Dass wir damals die Marguerite gefunden haben, grenzte schon fast an ein Wunder. Es ist absolut unwahrscheinlich, dass uns noch einmal so ein Treffer gelingt. Ich weiß, dass es damals lange gedauert hat, bis wir die Enttäuschung überwunden hatten, und ich möchte nicht, dass du oder meine Eltern das alles noch einmal durchmachen müssen.«
Buck blieb stehen und schob seine Brille zurecht. »Ich bin selbst nicht gerade begeistert.« Nachdenklich kratzte er an seiner Beinprothese. »Die Erinnerungen, das Unglück … Aber Matthew ist wild entschlossen, und ich bin ihm etwas schuldig.«
»Das stimmt nicht. Er ist dir etwas schuldig. Er verdankt dir sein Leben.«
»Vielleicht.« Buck verzog das Gesicht. »Aber ich habe ihn dafür bezahlen lassen. Ich habe seinen Vater nicht gerettet. Keine Ahnung, ob ich ihn hätte retten können, aber ich tat es nicht. Habe VanDyke nie verfolgt. Was dabei herausgekommen
wäre, weiß ich nicht, aber ich habe es nie versucht. Und als die große Abrechnung kam, habe ich mich nicht wie ein Mann verhalten.«
»So darfst du nicht reden.« Bestürzt legte Tate eine Hand auf seinen Arm. »Du bist sehr tapfer.«
»Jetzt erst. Seit ein paar Wochen. Das wiegt aber die Jahre vorher nicht auf. Ich habe den Jungen alles allein tragen lassen, die Arbeit und die Schuldgefühle.«
»Er hat dich im Stich gelassen«, erinnerte Tate ihn wütend. »Er hätte bei dir bleiben, dich unterstützen müssen.«
»Er hat mich jahrelang unterstützt. Hat einen Job übernommen, den er hasste, nur damit es mir an nichts fehlte. Ich nahm das Geld, gab es aus und machte ihm ständig Vorwürfe. Dafür schäme ich mich.«
»Ich habe keine Ahnung, wovon du redest. Als ich dich besuchen kam –«
»Damals habe ich dich angelogen.« Buck starrte auf seine Füße und wusste, dass er ihre Zuneigung aufs Spiel setzen musste, um seine Selbstachtung zu retten. »Ich ließ es so aussehen, als ob er mich im Stich gelassen hätte, mich nicht besuchen käme, nichts für mich täte. Tatsächlich kam er nicht oft, aber wer will ihm daraus einen Vorwurf machen? Dafür schickte er mir Geld, kümmerte sich, so gut er konnte, um alles. Hat mir wer weiß wie viele Therapien bezahlt.«
»Aber ich dachte –«
»Ich wollte, dass du so denkst. Ich wollte auch, dass er es so sah, weil es für mich einfacher war, wenn alle ein schlechtes Gewissen hatten. Aber er hat sein Bestes getan.«
Immer noch nicht überzeugt, schüttelte Tate den Kopf. »Er hätte bei dir bleiben sollen.«
»Er tat, was er tun musste«, erklärte Buck, und Tate kapitulierte.
»Dennoch erscheint mir sein jüngster Einfall ein wenig zu impulsiv und gefährlich. Ich werde meine Eltern dazu überreden, wieder auszusteigen. Ich hoffe, du verstehst das.«
»Ich kann dir kaum vorwerfen, dass du es dir zweimal überlegen willst, bevor du dich wieder mit den Lassiters einlässt. Die Entscheidung liegt bei dir, Tate, aber ich sage dir, dein Daddy spürt den Wind in den Segeln.«
»Dann werde ich ihn eben auf einen anderen Kurs bringen.«
Fünftes Kapitel
A ber es gab Zeiten, zu denen dieser Wind so stark blies, dass er selbst den entschlossensten Seemann in die Knie zwang.
Tate tolerierte Matthews Gegenwart beim Essen. An dem großen Kastanienholztisch unterhielt sie sich mit Buck und LaRue, hörte sich ihre Geschichten an, lachte über ihre Witze.
Sie brachte es einfach nicht übers Herz, die fröhliche Stimmung zu verderben oder das Strahlen in den Augen ihres Vaters mit harten Fakten und Logik zu dämpfen.
Angesichts der besorgten Blicke ihrer Mutter zwang Tate sich dazu, Matthew gegenüber höflich zu bleiben, obwohl sie sich bemühte, den Kontakt auf das unvermeidliche
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