Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)
bleiben, um zu essen. Aber hier ist eine Entschädigung für Ihre Mühe.« Sie legte noch einen Sovereign auf den Tresen und eilte hinaus, während ihr erstaunte Blicke folgten.
»Nach Portsmouth, Symington«, sagte sie zu ihrem alten Diener. »Wir werden im Blackfriars Hotel in der Pembroke Street ein anständiges Abendessen bestellen. Und dann werde ich mich zur Vengeance aufmachen.«
Kapitel 15
J ohn schwamm durch Finsternis, verfolgt von roten, bösartigen Augen. Er riss die Augen auf und war von noch mehr Schwärze umgeben. Sein Atem ging schwer, und er zitterte trotz der Hitze. Schweiß lief seinen Körper herunter. Er lag zusammengekrümmt in einer Ecke, nackt, auf dem Steinboden. Er brauchte einen Moment, um zu sich zu kommen. Der Albtraum war im Wachen ebenso real wie im Schlaf. Hoffnungslosigkeit überwältigte ihn. Der Geruch nach Schwefel machte die Atmosphäre dieser Hölle komplett.
Dieser Dämon von einer Hexe war nicht menschlich. Und sie brachte ihn dazu, alles zu tun. Er errötete, als er daran dachte, dass sie ihn irgendwie zu einer Erektion gezwungen hatte, dass sie ihn sich gefügig machte, dass sie ihn vor Lust fast wahnsinnig werden ließ, bis hin zu dem Punkt, seine Ejakulation zu verhindern. Und sie trank sein Blut. Aber nicht so viel, dass es ihn umbrachte – das war das Tragische daran.
Was war sie? Er konnte nicht mehr richtig denken. Er war benebelt vom Blutverlust oder dem Verlust des Willens oder einfach von der emotionalen Erschöpfung. Sie war nicht menschlich. Das war alles, was er denken konnte. Sie war stark. Sie trank Blut. Sie beherrschte seinen Willen. Mochte Gott ihm helfen, aber sie würde ihn dazu bringen, alles zu verraten, wofür er und Barlow gearbeitet hatte. Natürlich war sie der führende Kopf des französischen Geheimdienstes. Sie konnte alles in Erfahrung bringen, was sie wissen wollte, konnte Menschen zwingen, zu tun, was sie von ihnen verlangte.
Flucht. Sein betäubtes Gehirn ging alle Möglichkeiten durch. Er bewegte sich vorsichtig, denn sein Körper schmerzte von den Stunden, die er bewusstlos auf den harten Steinen gelegen hatte. Er war an den Handgelenken gefesselt. Er folgte der Kette und kam zu einem dicken Eisenring in der Wand. Er rutschte näher, spannte die Füße an und zog an den Ketten, bis er glaubte, die Muskeln in seinen Oberschenkeln und Schultern würden reißen. Der Ring war felsenfest verankert. John sackte keuchend in sich zusammen. Verdammt! Nichts Scharfes oder Hartes war zu sehen, das er benutzen konnte, um am Mauerwerk zu kratzen. Er versuchte nachzudenken. Sie würde ihm wieder die Fesseln lösen, dessen war er sich sicher. Aber sie tat das niemals, ohne Kontrolle über ihn zu haben. Quintoc – ob er achtloser zu Werke ging?
Elend bahnte sich den Weg von Johns Magen in seine Kehle. Falls Quintoc achtlos war, dann musste er es bald sein. Denn jeden Moment konnte Asharti ihn zwingen, alles zu verraten.
Der einzig sichere Weg, dem vorzubeugen, war, sich gleich hier und jetzt umzubringen. Herrgott, er wünschte, er hätte Barlows Kapsel mitgenommen! Aber realistischerweise musste er einräumen, dass er sie dennoch vielleicht nicht rechtzeitig hätte nehmen können, um diese Situation zu verhindern. Woher hätte er wissen sollen, dass die Frau ihn überwältigen würde oder dass ihr eine Kugel in der Brust nichts anhaben konnte?
Konzentrier dich , befahl er sich und schüttelte den Kopf. Er musste einen Ausweg finden. Die Kette war nicht lang genug, um sich daran zu erhängen. Er fuhr mit dem Finger über die Innenseite seiner Handfesseln. Sie waren rau genug, ihm die Haut aufzuscheuern, aber nicht scharf genug, um sich die Pulsadern damit aufzuschneiden. Seine Augen, die sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, nahmen jetzt ein schwaches Licht vom Gang her wahr, das unter der Zellentür hereinschimmerte. Es reichte nicht, um den Raum zu erhellen, hüllte aber den Holztisch in der Ecke der Zelle in noch tiefere Schwärze. Ein Splitter vielleicht. Aber der Tisch stand zu weit von ihm entfernt. Sollte er seinen Kopf auf die Steine schlagen? Der Erfolg war mehr als fraglich.
Er dachte noch immer darüber nach, als Dunkelheit den schwachen Schein unter der Tür verschwinden ließ. Er starrte auf einen Wirbel aus Schwarz, schwärzer noch als die Dunkelheit im Verlies. Das Wirbeln hörte auf. Die Luft sirrte. Ein Geruch von Zimt überströmte ihn, und Asharti stand vor ihm.
John keuchte.
»Du meine Güte, ich scheine nicht lange die
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