Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)
Platz auf einem Sträflingsschiff gibt, auf die Gefängnisschiffe kommen, die im Hafen von Portsmouth liegen.«
»Gefängnisschiffe! Du meine Güte. Was ist das?« Sie nippte an ihrem Sherry und sah interessiert aus, was sie auch war. Dieser Mann wusste, was aus John geworden war.
»Entmastete Schiffe, bei denen sich die Reparatur nicht mehr lohnt. Natürlich sind sie noch schwimmfähig. Man kann fünfhundert Gefangene an Bord einer entmasteten Fregatte unterbringen, ganz zu schweigen davon, wie viele auf ein Kriegsschiff passen.«
»Das klingt, als wäre es … sehr eng.«
»Oh, auf Rosen ist man dort nicht gerade gebettet«, lachte er. »Aber schließlich sind es auch nur Verbrecher oder Kriegsgefangene.« Er trank einen großen Schluck Brandy, und seine Augen nahmen einen abschätzenden Blick an. »Konnte nicht anders als mit anzuhören, dass Sie nach der Kutsche des Earls of Langley suchen.«
Kein guter Geheimnisträger, dachte sie. Sie hatte den Namen Langley nicht erwähnt. Und ein Mann wie er würde normalerweise Langleys Wappen gar nicht kennen. »Frauen mögen es nicht, in der Zuneigung eines Mannes ersetzt zu werden, Mr. Younger. Eine betrogene Frau etcetera.«
Er entspannte sich sichtlich. »Oh, nun, so ist nun einmal der Lauf der Dinge, Mylady. Ja, der Lauf der Dinge.« Er nahm noch einen Schluck Brandy.
Jetzt, da er sich entspannt hatte, war die Zeit gekommen. Sie schmeichelte nur ein wenig ihren Gefährten herbei. Jeder, der zuschaute, würde denken, in ihren Augen spiegelte sich nur der Feuerschein. »Aber Sie wissen, wohin Langley gegangen ist, nicht wahr, Mr. Younger?«, fragte sie leise.
Er nickte; plötzlich lag Vorsicht in seinen Augen, sein Mund wurde schlaff.
»Sagen Sie es mir.« Ihre Stimme war so leise, dass er sie normalerweise nicht hätte hören können, so laut, wie es im Schankraum zuging. Aber er hörte es genau, so tief in seiner Seele, dass er sich ihr nicht verweigern konnte.
»Ich habe ihn abgeholt und zu den Gefängnisschiffen gebracht. Ich bin auch gut dafür bezahlt worden. Ich habe die Papiere aufgesetzt, alle dem Gesetz entsprechend, und ihn eigenhändig in die Eisen geschlossen.«
»Als Gefangenen?« Beatrix war schockiert. »Warum hat er das getan?«
»Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass ich nicht auf Teufel komm raus dort sein möchte. Ich habe auch keine Anweisung bekommen, ihn wieder herauszuholen. Das war Teil der Abmachung. Soweit ich weiß, könnte er noch immer dort sein. Oder tot.«
Aber das war er nicht. Vor etwas mehr als einer Woche war er in ihr Bett gestiegen, dünner als sonst und mit frischen Narben von Peitschenschlägen. Beatrix dachte rasch nach. Es gab Dinge, die sie wissen musste, wenn sie seiner Spur weiter folgen wollte. »Sie haben also seine Kutsche zurück nach London geschickt?«
Der Mann nickte.
»Welchen Namen hat er benutzt, und auf welches Schiff wurde er gebracht?«
»St. Siens, Jean, und er kam auf die Vengeance .«
Er war also in die Rolle eines französischen Kriegsgefangenen geschlüpft. John war mit Sicherheit ein Spion. »Und wer hat Sie bezahlt?« Dies war wesentlich. Wer immer das gewesen war, er konnte wissen, wo John sich jetzt aufhielt.
»Keine Ahnung, Mylady. Ich habe ein Päckchen mit Anweisungen und dem Geld bekommen.«
»Aber Sie haben schon früher eine solche Arbeit getan …«
»Ja. Oh ja. Und auch seitdem wieder. Ich hab gerade diese Woche den Befehl bekommen, für zwei französische Gefangene die Entlassung auf Ehrenwort nach Fareham durchzuführen. Reynard und Garneray von der Vengeance .«
Mehr gab es nicht, was von ihm zu erfahren war. Und doch … »Wurde ein Schiff in den Hafen von Portsmouth gebracht, auf dem alle an Bord tot waren?« Das könnte es sein, was John jetzt herauszufinden versuchte.
»Es wurde verbrannt. Ein Pestschiff, habe ich gehört.«
Eine Spur endete hier. Doch ihre Nachforschungen mussten weitergehen. Jemand auf diesem Gefängnisschiff wusste vielleicht, was John dort gewollt hatte, wer ihm seine Befehle gegeben hatte. Oder was er herausgefunden und was ihn zu seiner gegenwärtigen Mission geführt hatte. »Sie werden sich an unser kleines Gespräch nicht erinnern«, wisperte sie. Sie ließ ihr Blut wieder ruhiger werden und beobachtete, wie Younger zu sich kam. »Ein guter Brandy, nicht wahr?«
Er starrte auf sein fast leeres Glas und zog die Augenbrauen hoch.
Beatrix stand auf, als der Wirt zurückkam. »Es tut mir sehr leid«, murmelte sie. »Ich kann leider nicht
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