Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)
eigene Erektion. Sein Kopf prallte heftig gegen die Steine. Aber er war ein Vampir. Er schüttelte nur den Kopf und sprang auf Beatrix zu. Hinter ihr griff nun auch LeFèvre an.
Sie fuhr herum. LeFèvre stieß mit einem Spieß nach ihr. Woher hatte er die Waffe? Sie duckte sich zur Seite, aber er traf sie an der Schulter. Ihr mitternachtsblaues Kleid zerriss. Quintoc packte sie an der anderen Schulter und riss sie von der Spitze des Spießes weg. Seine Hände griffen nach ihrem Hals. Sie wusste, dass er ihr den Kopf abreißen wollte. LeFèvres Spieß traf sie in die Seite. Sie stöhnte. Gefährte! Dieser eine Gedanke war verzweifelt genug, ihren Gefährten in sich aufwallen zu lassen. Sie zog den Spieß aus ihrem Leib, befreite sich von Quintocs Griff und sprang mit klauenartig gekrümmten Fingern auf LeFèvre zu.
LeFèvres Augen traten hervor, als ihre Fingernägel die Haut seiner Kehle wie Butter zerschnitten. Blut spritzte. Sie packte zu und zerriss Fleisch. LeFèvre taumelte nach hinten, er fasste sich an die Kehle und stieß gurgelnde Laute aus. Aber Quintoc sprang sie jetzt mit einem Wutschrei von hinten an. Sie wirbelte herum und versetzte ihm mit der rechten Hand einen Schlag gegen das Kinn. Sie fühlte, wie sein Genick brach. Er fiel nach hinten zu Boden.
Aber selbst ein gebrochenes Genick würde sein Gefährte binnen Minuten geheilt haben. Ihre einstigen Bedenken gegen das Töten erstickten unter dem Ansturm ihrer Wut. Sie dachte kaum noch nach, sondern packte Quintocs Kopf mit beiden Händen und verdrehte ihn mit einem schrillen Aufschrei. Ein Schwall von Blut, und sie hielt seinen Kopf mit den hervorquellenden Augen in Händen. Sein Schmollmund bewegte sich noch in ersterbendem Protest.
Sie warf den Kopf beiseite und wandte sich zu LeFèvre um. Er streckte abwehrend eine Hand aus, schüttelte den Kopf, während Blut aus seiner Kehle quoll. Beatrix fühlte, wie ihr Gefährte sich in ihren Adern beruhigte. Er nahm den Drang zu töten mit sich.
»Geh!«, zischte sie. »Sag ihr, dass Beatrix Lisse sich geholt hat, was ihr gehört.«
LeFèvre taumelte rückwärts, bis er sich schließlich umwandte und mit schweren Schritten die Treppe hinaufwankte.
Johns tröstender Abstand von sich selbst schwand. Beatrix. Es war Beatrix, die dort über Quintocs kopflosem Körper stand. Er blinzelte, als müsste er einen Traum verscheuchen, aber ihr Bild blieb. Sie atmete schwer, ihre Augen glühten rot, Blut tränkte ihr Kleid an der Schulter und auf der Seite. Ihr Gesicht war blutbespritzt. Quintocs Blut. Sie hatte ihm mit bloßen Händen den Kopf abgerissen.
Er holte zitternd Atem. Sie war stark … so wie die anderen? Beatrix war ein Ungeheuer wie sie! Es kostete ihn all seine Kraft, sich zum Sitzen hochzuziehen. Sie stand wie eine Rachegöttin über ihm, während der rote Glanz aus ihren Augen verschwand. Er wurde sich seiner Nacktheit bewusst. Seine Erektion erschlaffte, aber sie hatte es gesehen. Scham erfüllte ihn. Sie hatte alles gesehen. Und sie war wie die anderen.
Sie musste das Entsetzen in seinen Augen gesehen haben, denn sie machte leise, besänftigende Laute und kam zu ihm, ihre Hand nach ihm ausgestreckt wie nach einem verletzten Tier. Er zuckte zurück. Würde sie sein Blut trinken? Würde sie ihn zu etwas zwingen? Er hatte mit ihr geschlafen, und dabei war sie doch wie Asharti!
Sie ließ die Hand sinken, aber ihre Stimme klang noch immer besänftigend, während sie sich ihm näherte. Dass sie sich überhaupt mit solch schweren Verletzungen bewegen konnte, unterstrich, dass sie ein fremdartiges Wesen war. Sie kniete sich neben ihn. Er zitterte, als sie sein Gesicht berührte, aber er war zu schwach, um sich ihr zu entziehen.
Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Mein armer John.« Dann, ein wenig wilder, so wie früher: »Ich werde ihr nie verzeihen, was sie dir angetan hat.« Sie legte die Finger an den Puls an seinem Hals. »Wir müssen dich von hier wegbringen. Es sind noch andere im Haus, und Asharti kann jeden Moment zurückkommen.«
Er wollte diesen Höllenort mehr als alles andere verlassen. Aber das war nicht möglich. Er bewegte sich, um demonstrativ seine Ketten klirren zu lassen. Sie griff mit beiden Händen nach dem Eisenring und zog daran. Mit einem Kreischen von Metall gegen Stein und einer Staubwolke löste sich der Ring aus der Mauer. John starrte mit großen Augen auf das Loch in der Wand, dann sah er voller Angst zu Beatrix hoch.
Sie hockte sich neben ihn und sah ihn ernst
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