Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)
Messerschneide. Ein Tropfen Blut quoll aus dem Schnitt. Er steckte den Daumen in den Mund und saugte. Seine geröteten Gesichtszüge wirkten im Fackelschein dämonisch.
»Schnittwunden könnten verräterisch sein«, sagte John mutiger, als er sich fühlte.
»Nicht, wenn ich Wunden öffne, die sie dir bereits beigebracht hat. Sie wird denken, dass sie nur schlecht verheilen. LeFèvre hat mich darauf gebracht.« Quintocs Augen schimmerten rot.
John spürte, wie wieder der Zwang über ihn kam. Es ließ ihn aufkeuchen. Er versuchte, sich zu sammeln, wie er es schon zuvor getan hatte. Sein Wille bot der pulsierenden Suggestion die Stirn. Dem Glanz in Quintocs Augen nach zu urteilen wusste er, dass John ihm dieses Mal nicht ebenbürtig war. Er ging auf John zu.
John fühlte das verräterische Steifwerden seines Schwanzes. Zur Hölle mit diesem Teufel! Er kämpfte mit all seiner Willenskraft dagegen an, tastete nach einem Halt gegen den nächsten Ansturm der Suggestion, aber es war zwecklos. Er war deutlich schwächer. Quintoc kniete sich vor ihn wie vor einen Altar und benutzte sein Messer, um einen langen, schon fast verheilten Riss zu öffnen, den Ashartis Zähne über Johns Brust gezogen hatten. Er hielt John in einem mentalen Klammergriff, der sich wie Stahl anfühlte, in Schach, während er das hervorquellende Blut leckte. Übelkeit stieg in John hoch, aber das war ohne jede Bedeutung. Er spürte, wie seine Hüften sich bewegten. Sein Schwanz war jetzt hart. Gott im Himmel, hilf mir, dachte er. Ich ertrage das nicht. Ich weiß, ich ertrage das nicht.
Quintoc öffnete einen Schnitt an Johns Oberschenkel und saugte dort, während John heftig zitterte. Quintocs Hände glitten über Johns Körper. Er konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf Johns Hüfte. Der Schmerz des Messers trat hinter dem Entsetzen vor dem zurück, was als Nächstes geschehen würde. Quintoc saugte an der Hüfte, die Hand mit dem Messer strich leicht über Johns Erektion. John kämpfte heftig atmend gegen die Suggestion. Aber er war zu schwach. Quintoc würde seinen Willen bekommen.
Er drehte John herum, streichelt ihm die Pobacken. Der Schmerz des Messers. Das Saugen von Quintocs Lippen. John glaubte zu spüren, wie er den Verstand verlor. Nein! , schrie er stumm. Er konnte dies nicht ertragen, aber er konnte auch nicht zulassen, dass er wahnsinnig wurde. Er würde an Beatrix denken, die imaginäre Beatrix, die, die ihn liebte. Er würde nicht an dieses Ungeheuer denken, das ihn vergewaltigen würde, oder die dämonische Mistress, die zurückkehren und ihn erneut dazu bringen würde, sein Land zu verraten, während auch sie ihn missbrauchte und von ihm trank. Er wollte nicht denken. Johns Verstand klammerte sich an Beatrix, bevor er anderswohin abdriften konnte. Wie aus weiter Ferne sah John, wie Quintoc seine Hose aufknöpfte …
Die Kutsche donnerte über die Brücke, die über den Wassergraben um das Schloss in Chantilly führte. Beatrix schaute auf die Wälder, die sich über die hügelige Landschaft ausbreiteten. Weit entfernt funkelten die Lichter der Stadt Chantilly, dahinter erhob sich der Wald von Givenchy. Das würde ihren Zwecken nützlich sein. Sie wandte sich wieder dem Schloss zu. Hinter den schlitzförmigen Fenstern, die zur Auffahrt hin lagen, war es dunkel. Sie sahen aus wie leere Augen. Sie fürchtete sich vor dem, was sie hier vielleicht vorfinden würde. Die aufkommende Wut drehte ihr den Magen um.
Beatrix stieg aus der Kutsche und reichte dem Kutscher viel zu viel Geld. »Merci, mon homme très gentil« , sagte sie. »Bitte bringen Sie mein Gepäck in jenes Gasthaus, an dem wir vorbeigekommen sind.« Er tippte sich an die Mütze und fuhr an. Wenn es nötig wurde, rasch zu fliehen mit, so Gott wollte, einem Begleiter, würde eine Kutsche niemals Verfolgern von jener Art entkommen, wie sie hier vielleicht ihrer harrten.
Unter den glotzenden Augen jener leeren Mauerschlitze ging Beatrix auf die hohe Holztür zu. Im Haus hielten sich Vampire auf; wie viele es waren, konnte sie nicht sagen. Aber ihre Vibrationen waren langsam und schwach. Asharti war nicht anwesend. Beatrix musste sich beeilen, bevor sie ihre Gegenwart spürten. Sie rief ihren Gefährten. Sobald sie im Haus war, fand sie sich zurecht, obwohl kein Licht brannte. Es war sehr warm. Asharti hatte schon immer nach Wärme gelechzt. Ihr geschärfter Geruchssinn nahm den Duft von frisch geschlagenem Holz wahr, von Fackeln, die vor Kurzem angezündet worden waren, und
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