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Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Squires
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zu trinken. Er stellte sich diese Existenz vor: auf ewig menschliches Blut zu trinken und der Stoff zu sein, aus dem Albträume gemacht waren. Er schloss die Augen. Das lustvolle Gefühl in seinem Körper war Satans Werk. Er war jetzt ein Monster, so wie Asharti. Er hatte Blut getrunken, wie sie Blut getrunken hatte. Er spürte, wie er innerlich erstarrte. Gedanken wirbelten in einem finsteren Chaos durch sein Bewusstsein. Was sollte er tun? Was konnte er jetzt tun? Er musste nachdenken, und zwar ohne dass die Verlockung einer liebenden Beatrix seinen Verstand vergiftete.
    Er stahl sich aus ihren Armen und glitt von seinem Lager. Er ging hinüber zu seinen Kleidern, die an einem Haken an der Wand hingen. Sein Schwanz war weicher geworden, endlich. Das war gut. Bliebe er bei Beatrix, würde er seine Situation akzeptieren. Er würde das Blut Unschuldiger saugen. John wusste nicht, welche Alternativen es gab, aber er würde niemals nach ihnen suchen, wenn er blieb.
    Er musste jetzt fortgehen, bevor der Kitzel des Lebens in seinen Venen zur wichtigsten Sache der Welt für ihn wurde – wichtiger als das Leben eines Menschen. Bevor er wahnsinnig oder wie Asharti wurde. Er hörte einen Hund unten auf der Straße herumstrolchen und die Schritte eines späten Fußgängers. John zog die Hose und ein Hemd an, dessen Rüschenausschnitt am Kragen offen war. Er hatte kein Geld, keine Ahnung, was er tun sollte. Er schaute zu Beatrix’ elegantem Pompadour, der auf dem Tisch lag.
    Nein. Er würde kein Geld von ihr nehmen. Ein Teil von ihm lachte ein grausames Lachen. Er nahm ihr Blut, aber nicht ihr Geld? Er wandte sich um und sah sie an. Sie schlief friedlich unter der Decke, das kastanienbraune Haar floss über das Kissen. Es war nicht richtig, dass sie so unschuldig aussah.
    Er wandte sich zur Tür. Er wagte es nicht, Beatrix noch länger anzuschauen.
    Es war Zeit zu gehen, bevor er für immer bleiben würde.
    Beatrix rekelte sich. Sie war steif vom Schlafen, und es kam ihr vor, als hätte sie stundenlang auf dem Lager gelegen. John. Sie lächelte und streckte den Arm aus, weil sie sein Fleisch unter ihren Händen spüren wollte.
    Sie riss die Augen auf. John war nicht da. Sie schaute durchs Zimmer und setzte sich auf. War er in einem unangebrachten Anfall von Anstand hinausgegangen, anstatt einfach den Nachttopf zu benutzen? Aber sie spürte keine Vibrationen in der Nähe. Sie zog sich ihr Hemd über und ging barfuß den Gang hinunter, trotz des Lichtes, das sich entschlossen seinen Weg durch schmutzige Fensterscheiben suchte. Beatrix riss die Tür zum Abtritt auf, sodass der Sohn des dickleibigen Bäckers, der gerade dabei war, sich zu erleichtern, einen wütenden Schrei ausstieß. Kein John. Sie flüchtete zurück in das verdunkelte Zimmer. Nur ein Rauchfaden verriet, dass die Kohlen überhaupt gebrannt hatten. Sie ging ans Fenster und spähte hinaus, die Augen gegen den schmerzhaften Tag zusammengekniffen. Er war regnerisch und grau. Aber John konnte bei Tageslicht nicht draußen sein, so, wie er nun war.
    Sie zog sich vom Fenster zurück. Er war fort. Sie hatte gedacht … nach dem Blut … Vielleicht war das Hochgefühl zu viel für ihn gewesen. Verdammt! Sie hätte ihn zwingen sollen. Dann hätte er sein Hochgefühl bezähmen können, bis er Zeit gehabt hatte, sich daran zu gewöhnen. Beatrix ging vor dem kalten Kamin hin und her. Stattdessen hatte sie ihn mit der Nase auf das gestoßen, was er nun war.
    Wie würde er auf sich allein gestellt überleben? Er war ein Neuling und schwach. Sie schlug die Hand vor den Mund. Wenn er verzweifelt genug war zu trinken, konnte er unabsichtlich jemanden töten und sich dafür noch mehr hassen. Und das Tageslicht … Hatte er einen Ort gefunden, um sich zu verstecken? Sie griff nach ihrem Pompadour und wog ihn in der Hand. Er hatte kein Geld. Sie sah sich verzweifelt um. Sie musste ihn finden, ihn zurückholen …
    Beatrix ging zu dem Kleiderhaken und nahm eines ihrer beiden Kleider herunter.
    Das Summen von Macht hinter ihr ließ sie innehalten. Sie drückte das Kleid an die Brust.
    Es war genügend Macht, ein hörbares Summen zu erzeugen, und das bedeutete, dass es mehr als nur einer von ihnen war. Sie würden sich materialisieren, bevor sie würde fliehen können, bevor sie selbst sich translozieren konnte. Es würde also einen Kampf geben. Langsam wandte Beatrix sich um.
    Asharti eingerechnet waren sie zu sechst. Die Männer standen im Halbkreis um ihre einstige Schwester herum,

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