Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)
musste zugeben, dass sie einen Funken Hoffnung hegte. Wenn er seine Situation akzeptierte, dann konnte er … konnten sie vielleicht … Sie konnten die Regel brechen, die besagte, dass in jeder Stadt nur ein Vampir leben durfte.
Was konnte wahnsinniger sein als das? Sie wurde sentimental wegen eines Mannes? Er hatte sie genug interessiert, dass sie seiner Spur durch fast ganz Südengland und sogar bis nach Frankreich gefolgt war, bis in Ashartis Schlupfloch. Das sprach für ein beträchtliches Maß an Interesse. Aber es war nicht Liebe. Selbst wenn sie interessiert war, wie sie es bei Henry oder da Vinci gewesen war, war Liebe unmöglich. Sie hatten verschiedenen Spezies angehört und waren alt geworden und gestorben. Vampire? Unwahrscheinlich. Vielleicht war ihre Fähigkeit zu lieben gestorben, als sie Stephan verlassen hatte.
Ihr Blick glitt zu John. John kannte ihr Geheimnis. Und er würde nie altern.
Beatrix stand auf und ging vor dem Kamin mit der erlöschenden Glut auf und ab. Es war falsch zu hoffen. Aber sie würde ihn nicht verlassen oder zulassen, dass er wahnsinnig wurde. Er musste akzeptieren, dass er ein Vampir war. Sie sah, wie er sich wieder in irgendeinem Albtraum auf seinem Lager hin und her warf. Jetzt, da die Immunität wirkte, verlangte sein Gefährte nach Blut. Sie musste John dazu bringen, von sich aus zu trinken. Wenn er das konnte, konnte er vielleicht sein Schicksal akzeptieren. Zum Jagen war er noch zu schwach. Und sie wollte nicht, dass seine erste Erfahrung eine Hure auf den Straßen des Marais war. Sie wollte sicher sein, dass er nicht an jemanden geriet, der sich wehren würde, weil John noch nicht damit vertraut war, seine Suggestionskraft einzusetzen. Gegenwehr würde ihn zutiefst erschrecken.
Es gab eine Antwort. Die Forderungen des Gefährten in seinem Blut ermöglichten es vielleicht. Beatrix streifte sich das Hemd von den Schultern. Sie wollte es für ihn tun. Die Aussicht, nackt neben seinem warmen Körper zu liegen und ihm ihre Kehle darzubieten, erregte sie. Seit Tagen spürte sie die Nässe zwischen ihren Beinen. Sie drängte sie jetzt und verlangte Befriedigung. Aber der Kitzel des Verlangens, gepaart mit Blut, würde nicht gefährlich sein, wenn nicht sie es war, die trank. Wirklich? Ihr Hemd glitt zu Boden. Nackt stand sie in der kühlen Morgendämmerung vor seinem Lager, auf dem er sich unruhig hin und her wälzte.
Kapitel 19
J ohn träumte von Beatrix. Es war ein heißer Sommertag im Jahr 1808 in Gibraltar, wo er den Agenten Jean Michel hinter Schloss und Riegel gebracht hatte. Jetzt lag er mit Beatrix an einem einsamen Strand. Sie war nackt. Überrascht stellte er fest, dass er auch nackt war. Sie waren beide von einem leichten Schweißfilm bedeckt. Ihre Lippen an den pochenden Venen seiner Kehle waren weicher, als er es sich vorstellen konnte. Sie legte die Arme um seinen Hals und wisperte ihm Koseworte ins Ohr. Sie liebte ihn. Er wollte sie mehr lieben, als er je etwas anderes gewollt hatte. »Beatrix«, murmelte er. Das zarte Streichen ihrer Brustwarzen über das Haar auf seiner Brust, als sie sich hochstützte, um ihn zu küssen, schickte ein Prickeln in sein Innerstes. Seine Lenden spannten sich an, sein Verlangen war heiß und drängend.
Die Hitze begann zu prickeln. Sie schien in seine Adern einzudringen; es war ein Stechen, das ihn von Beatrix ablenkte. »Nein«, murmelte er, als das Stechen sich fast zu einem Schmerz steigerte.
»Schsch«, hauchte Beatrix und küsste seinen Hals. »Du kannst dafür sorgen, dass der Schmerz verschwindet.«
Er schmiegte sich an ihren Hals, dann an ihre Brüste. Fast reichte es schon, ihn von dem Schmerz abzulenken. Er fuhr mit den Händen über ihren Po, drückte sie an sich. »Beatrix«, stöhnte er.
»Ruf deinen Gefährten, John«, wisperte sie.
Er blinzelte. »Was?« Das schäbige Zimmer tauchte um ihn herum auf und trat an die Stelle des Strandes von Gibraltar. Allein die Tatsache, dass sowohl Beatrix als auch er nackt waren, veränderte sich nicht. Sie hatte ihre Arme um seinen Nacken gelegt, und ihre Lippen streichelten seine Kehle, küssten ihn zart. Ihre Brüste drückten gegen seine Brust. Seine Lenden waren schwer, sie pochten. »Beatrix.« Aber dann war da dieser Schmerz, der in seinem Innern bohrte. Er holte Atem und stieß ein leises Stöhnen aus. Verlangen rauschte durch seine Adern.
»Ruf ihn, mein Liebster, ruf ihn«, wisperte sie. »Für mich, versuche es.«
»Mach ein Ende«, sagte er. »Kannst du
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