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Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Squires
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und von dem durch das Licht verursachten Schmerz. Wo war er jetzt? In Le Havre? Ob er wohl sofort eine Überfahrt nach Dover oder Portsmouth auf einem Schmugglerschiff bekommen hatte? Würde er warten müssen? Asharti konnte ihre Vampire nach Le Havre schicken. Beatrix hoffte, dass John so klug gewesen war, nach Norden zu gehen, nach Calais, und von dort …
    Er würde die Brille mit den dunklen Gläsern tragen. Er würde sich verhüllen – er war einfallsreich. Der Gefährte würde darauf beharren zu trinken, und früher oder später würde John sich nicht mehr weigern. Sie wünschte, sie könnte dort sein, um ihm seinen Weg leichter zu machen, aber sie konnte es nicht. Er würde es schaffen.
    Er war gekommen, um sie zu befreien. Sie lächelte, als sie daran dachte. Ihr waren Vermögen zu Füßen gelegt worden, Duelle waren ihretwegen ausgetragen worden, um ihretwillen war einem Königsthron entsagt worden, waren Armeen angeheuert worden, sie zu gewinnen. Aber niemals hatte jemand so viel für sie geopfert, obwohl er wusste, wer sie war. Er war gekommen, obwohl er sich vor Asharti fürchtete. Sie wusste, was ihn das gekostet hatte. Sie würde das Geschenk seines Opfers mit ins Grab nehmen. Noch immer trieb diese eine Frage sie um: Womit hatte jemand wie sie diese Hingabe verdient?
    Auf gewisse Weise empfand sie Bedauern über sein Geschenk. Sie hatte sich entschieden, den Tod durch die Guillotine zu akzeptieren – eine Lösung, die noch endgültiger war als das Kloster Mirso. Aber nun, da sie dieses Geschenk bekommen hatte, das so verlockend war, gerade in dem Moment, in dem es keine Hoffnung gab herauszufinden, was er damit meinte, schien dies eine letzte Grausamkeit zu sein.
    Ein Poltern vor der Tür zeigte an, dass die Wachen ausgetauscht wurden. Offensichtlich konnten sich diese Männer nicht länger als zwei Stunden konzentrieren. Die nächsten kamen, um ihre Posten einzunehmen. Sie riefen die Macht ihrer Gefährten herbei, ehe die alte Wachbesatzung ihre zurückschickte.
    Beatrix wandte den Blick ab und seufzte. Dann schaute sie noch einmal hin. War das nicht …? »Jerry!«
    Der Schimmer in seinen Augen verblasste, und er sah beschämt aus. »Gräfin«, murmelte er.
    »Warum bist du zu ihr zurückgegangen?«, fragte Beatrix leise.
    »Wohin sonst hätte ich gehen sollen?«, fragte er mürrisch. »Wo sonst gibt es einen Platz für einen wie mich?«
    »Du hättest nach England zurückkehren können …«
    »Ich hatte kein Geld.«
    Beatrix verdrehte die Augen. »Mein Gott, Mann! Wir können immer an Geld kommen!«
    Jerry schob das Kinn vor. »Vielleicht können Sie das, Gräfin. Außerdem habe ich hier Freunde, Kameraden, die für meine Bedürfnisse Verständnis haben.«
    Beatrix schaute zu den anderen Vampiren, die sich auf ihre Posten begeben hatte. »Ich weiß. Es ist schön, jemanden in der Nähe zu haben, den man kennt. Ich bin froh, dass du hier bist.«
    »Schmieren Sie mir bloß keinen Honig ums Maul, Gräfin. Ich weiß, wessen Hand mich füttert. Ich bin wie die anderen hier, um Sie zu bewachen. Sie will nicht, dass wir mit Ihnen reden.«
    Seine Augen wurden rot. Er trat zurück in die dunklen Schatten.
    »Jerry … Jerry, hör mir zu. Du musst nicht hier sein. Ich werde dir zeigen, wie du an Geld kommst …« Aber sie hatte ihn schon verloren, und die anderen hörten zu.
    Beatrix holte tief Luft. »Du hast einen Fehler gemacht, Jerry, aber es ist nicht zu spät, ihn zu korrigieren.« Dann setzte sie sich auf ihre Bank aus Stein und versuchte, ihren Puls zu beruhigen. John. Sie wollte an John denken.
    John war zwei Tage geritten, ohne zu schlafen, hatte nur Halt gemacht, um ein Sandwich herunterzuschlingen, auf das er eigentlich keinen Appetit hatte, oder um das Pferd zu wechseln. Neun Pferde hatte er bis jetzt gebraucht. Am schlimmsten war das Tageslicht. Es raubte ihm jede Kraft. Die Brille sorgte dafür, dass er nicht geblendet wurde, wenn er blinzelte, aber alles war von einem Lichtkranz umgeben. Ein Wollschal verdeckte Kinn und Nase wie bei einem Wegelagerer, und das in der Junihitze; aber sobald seine Kapuze herunterrutschte, spürte er, wie der unbedeckte Teil seines Kopfes sofort verbrannte. Und immer war da dieses nadelscharfe Prickeln seiner Haut, selbst unter seinen Kleidern.
    In der ersten Nacht hatte es unaufhörlich geregnet. Bespritzt von Matsch und nass bis auf die Haut musste er langsamer reiten, um im schlammigen Boden einer aufgeweichten Straße nicht zu stürzen. Es war zum

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