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Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Squires
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Verstand geblieben. Wie sie ihn durchschaut hatte! Sie hatte seine Verwundung erraten …. Sie war keine sichere Gefährtin für einen Mann, der so viele Geheimnisse hatte wie er. Er errötete, als er daran dachte, dass sie die Affäre mit Angela als die Vernarrtheit eines Kindes abgetan hatte. Und ihre Vermutung, er habe nicht gewusst, dass Angela seine Schwester war, hatte ihn verblüfft. Seine Naivität von damals ließ ihn auch jetzt noch erröten.
    Jeder in der Stadt, Angela eingeschlossen, hatte es damals gewusst, außer ihm natürlich. Ihn hatte allein die Tatsache gemartert, dass sie verheiratet war. Er hatte sie gedrängt, beim Parlament die Scheidung zu beantragen. Was für ein Mondkalb war er doch gewesen! Angela wollte keine Scheidung. John schaute aus dem Fenster auf den Hyde Park, der nass und glänzend in der Nacht dalag. Und die ganze Zeit hatte sie gewusst, dass seine Sünden von weitaus schlimmerer Sorte war als Ehebruch.
    Herrgott, aber er hatte Angela geliebt! Sogar mehr als Cecily Warburton. Auch Cecily hatte ihn verraten. Sie und John waren siebzehn und verlobt, nicht nur dank des Arrangements der Familien, sondern, wie John geglaubt hatte, dank zärtlicherer Gefühle. Cecily war eine hervorragende Heuchlerin. Als sie die Hochzeit wegen eines schneidigen Offiziers der Horse Guards absagte, war Johns Vater außer sich. Cecilys Mitgift war dazu gedacht gewesen, die Schulden zu tilgen, die die Familie hatte. Und John hatte in dem versagt, was allein ihn in den Augen seines Vaters rehabilitiert hätte.
    John verlor sich in London und mied seinen Vater. Er fühlte sich geschmeichelt, als die weltgewandte Angela Dougherty, Lady Spenton, Interesse an ihm bekundete. Ihre Affäre war heiß gewesen: lange Nächte im Gartenpavillon, verbotene Nachmittage in ihrem Boudoir – mit all der Intensität, zu der ein Achtzehnjähriger fähig war. Als er durch eine Bemerkung, die auf irgendeiner nichtssagenden Abendgesellschaft gemacht worden war, von seiner Verwandtschaft mit Angela erfuhr, riss es ihm den Boden unter den Füßen weg. Er brauchte all seinen Mut, um es Angela zu sagen. Sie zog einen Schmollmund und sagte, dass sie es wisse. Es sei schade, dass er so ein Langweiler wäre, denn er sei ein sehr hübscher und stürmischer Liebhaber, und Spenton sei alles egal, solange sie sich diskret verhielten.
    Er verschloss sich mit aller Kraft gegen die Erinnerung. Diskret? Du lieber Gott, er hatte ihr Gedichte geschrieben! Wie diskret war das wohl? Dass Spenton von der Affäre gewusst und sie als belanglos abgetan hatte, schmerzte noch immer. John hatte damals erkannt, wie herzlos Angela war, wie wenig er ihr bedeutete. Frauen waren flatterhafte Geschöpfe.
    John unterwarf sich der Gnade seiner Eltern und bat darum, nach Hause kommen zu dürfen, nur um zu erfahren, dass seine Eltern über alles Bescheid wussten. »Falls es einen Balg aus dieser Beziehung geben sollte, wird Spenton ihn anerkennen. Ich habe mit ihm geredet«, sagte sein Vater eines Morgens im Stall kurz angebunden, während John sein Pferd für einen Ausritt sattelte. John war betroffen über diese erneute Katastrophe, die möglicherweise seiner harrte. Die drei folgenden Monate, in denen er nur darauf wartete, von Angelas Schwangerschaft zu erfahren, waren die Hölle.
    Aber die Katastrophe trat nicht ein. John reiste auf den Kontinent und ertränkte seinen Kummer damit, dass er es genau so schlimm trieb, wie jeder es von ihm dachte. Es war genauso, wie die Gräfin vermutet hatte. In ihren Worten hatte er so … blauäugig geklungen. Nun, jetzt konnte niemand mehr ihn blauäugig nennen. Er glaubte nicht mehr an die Tugendhaftigkeit. Er konnte nicht einmal etwas Tugendhaftes daran finden, sich für sein Land einzusetzen, wenn seine Aufgabe es erforderte, zu lügen und zu stehlen, zu töten und Frauen zu benutzen. Er hatte es nie wieder zugelassen, dass er sich verliebte. Und er würde es nie mehr zulassen.
    Die Hufe der Pferde klapperten über die Straßen zum Haus der Bessboroughs. Wie hatte die Gräfin so viel über ihn wissen können? Ein schrecklicher Gedanke kam ihm in den Sinn. War sie eine französische Spionin? Sie war offensichtlich über den Ärmelkanal hin und her gereist, wie es ihr gefallen hatte. Welchen besseren Weg gab es, die Geheimnisse eines Landes auszukundschaften, als mit seiner politischen und gesellschaftlichen Elite zu schlafen? Verdammt! Seine Wachsamkeit hatte nachgelassen. Ahnte sie seine wahre Profession?
    Die kunstvoll

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