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Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Squires
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ihren geschlitzten Ärmeln. Die Berührung schien sie zu erschüttern, sie war wie elektrisierend. Nur Langleys grüne Augen erschienen ihr klar in ihrer verschwommenen Sicht. »Lassen Sie mich das machen«, sagte er knapp, in jenem tiefen Vibrato seiner Stimme.
    Allmählich verlangsamte sich der Wirbel dank seines schweren Griffs um ihre Arme. Er führte sie unverzüglich zur Tür. »Gentlemen, machen Sie Platz.« Die Menge teilte sich für sie, natürlich. »Ich bin durchaus in der Lage, allein zu gehen.« Es klang kindisch, aber zumindest hallte ihre Stimme nicht mehr in ihren Ohren wider.
    »Natürlich sind Sie das«, nickte er. Aber er ließ nicht davon ab, sie entschlossen die Treppe hinunterzuführen. Tatsächlich stützte er sie, sodass sie nicht fallen konnte, wenn sie stolperte. Es war ärgerlich. Er schien zu denken, dass er die Kontrolle hatte. Sie war zehnmal stärker. Wie schrecklich, dass sie diese abscheuliche Schwäche in aller Öffentlichkeit befiel. Was würde Stephan denken, könnte er sie so sehen?
    Aber er würde sie nicht sehen. Sie würde ihn nie wiedersehen.
    Sherrington kam herbeigeeilt, nachdem er die Kutsche hatte rufen lassen. Die jungen Männer aus dem Ballsaal folgten ihm. Sie würde ersticken, wenn sie ihr nachwinselten. Langley schien zu wissen, was sie fühlte. Er schob alle beiseite und sagte in befehlendem Ton: »Lasst ihr Luft zum Atmen, Jungs.«
    Ein Diener reichte ihren Zobelumhang. Langley legte ihn ihr um die Schultern und führte sie aus der Tür zu der wartenden Kutsche. Die Räder hatten Speichen in ihrem unverkennbaren Himmelblau. Das goldene Wappen ihres imaginären Grafen auf dem Schlag wirkte beeindruckend. Ein weiterer Lakai öffnete die Tür, und Langley schob Beatrix auf eine Weise in die Kutsche, die nicht sehr vornehm war. Dankbar ließ sie sich in die blauen Samtpolster sinken.
    »Zum Berkeley Square«, rief Langley ihrem Kutscher zu.
    Zu ihrer Überraschung stieg er auch in die Kutsche und setzte sich ihr gegenüber. Sie war so erschöpft, dass sie nicht protestieren konnte. Wollte sie denn protestieren? Ihre Augen schlossen sich ohne ihre Erlaubnis. Ihr war noch immer übel.
    Sie hatten den halben Weg zum Square zurückgelegt, als Beatrix wieder zu sich kam. Langley war still. Im Dämmerlicht der Kutsche sah sie, dass er sie anschaute.
    »Geht es wieder?«, fragte er. Sein Bariton klang heiser in der Dunkelheit.
    »Ja.« Sie räusperte sich und setzte sich aufrecht hin. »Ich weiß gar nicht, was über mich gekommen ist.«
    »Vielleicht eine beginnende Influenza«, bemerkte er. »Sie kommt häufig unvermutet.«
    »Es ist nichts Physisches, denke ich«, sagte sie. Es konnte nicht sein. Der Gefährte schenkte ihr vollkommene Gesundheit. Dann wurde ihr klar, was sie gerade eingestanden hatte, und fühlte sich sofort wieder krank. Was geschah mit ihr? Sie konnte nicht zulassen, dass sich herumsprach, sie sei eine Verrückte, die zu Ohnmachtsanfällen neigte. Sie hatte die Schwachen immer verachtet. Jetzt könnte sie gut eine von ihnen sein.
    »Trotzdem … Soll ich einen Arzt rufen? Ich bin in der Harley Street recht gut bekannt.«
    Sie warf ihm einen Blick zu. Die beste Verteidigung war ein direkter Angriff. »Ich würde meinen, dass Sie das sind, Sie mit Ihrer notdürftig zusammengeflickten Wunde an der Schulter. Passiert Ihnen das des Öfteren?«
    »Werden Sie des Öfteren auf einem Ball ohnmächtig?«, stellte er die Gegenfrage.
    Dieses gegenseitige Aufeinandereinhacken würde für sie beide zu nichts führen. »Betrachten Sie es als eine zerstörerische Beschäftigung mit der Vergangenheit«, sagte sie so leichthin, wie sie es vermochte. Er würde denken, sie machte einen Scherz oder wollte ihn beleidigen. Wer würde vermuten, dass sie die Wahrheit sagte? »Die Vergangenheit kann tödlich sein, müssen Sie wissen.«
    Seine Augen wurden schmal. »Sie wollen mich glauben machen, dass sie sich eine Ursache dafür ausgedacht haben, wenn dem gar nicht so ist.« Er schwieg einen Moment. »Genau wie Ihnen aufgefallen ist, dass ich Zweifel an der Geschichte über die Straßenräuber gesät habe neulich Abend, sodass jeder glaubte, ich hätte eine Auseinandersetzung wegen einer Frau gehabt. Das bedeutet, dass Sie tatsächlich glauben, es sei eine Art Krankheit der Erinnerung. Wollen Sie das damit sagen?«
    Oh, das gefiel ihr ganz und nicht. Dieser Mann war gefährlich. »Wie unhöflich«, murrte sie.
    Er zog die Augenbrauen hoch. »Ich hasse es zu denken, dass wir das

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