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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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hatte. Sie hatte sehr wenige Fragen nach Garvie gestellt, und Tara war ihr dankbar dafür.
    »Ich hoffe, hier draußen ein neues Leben anzufangen«, sagte sie. »Ich möchte meine Vergangenheit bei den Zigeunern hinter mir lassen.«
    »Natürlich, Liebes. Für die anderen wirst du eine Witwe mit zwei Kindern sein, und alles Übrige ist deine Sache.«
    Tara runzelte die Stirn. »Ethan hat nicht lange gebraucht, um herauszufinden, dass ich nicht Jacks und Hannahs richtige Mutter bin – also werden auch andere zu demselben Schluss kommen.«
    Victoria dachte einen Augenblick nach. »Dann sagen wir, du hättest sie nach dem Tod ihrer Eltern adoptiert – das kommt der Wahrheit sehr nahe. Hat Ethan auch einen Verdacht, was dein etwas ungewöhnliches Vorleben angeht?«
    »Er ahnt, dass ich unter Zigeunern gelebt habe, aber ich habe nichts dazu gesagt.«
    »Er wird auch nichts verraten – Ethan ist absolut diskret.«
    »Das hoffe ich. Ich habe nämlich schon fast vergessen, wie es ist, wenn man die Achtung seiner Mitmenschen genießt!« Tara seufzte leicht. Es gefiel ihr nicht, ihr Geheimnis in die Hände eines Ethan Hunter legen zu müssen, doch sie hatte keine andere Möglichkeit.
    »Warte nur ab, bis die allein stehenden Männer aus der Umgebung von dir erfahren«, sagte Victoria lächelnd. »Wir werden sie gewaltsam von der Türschwelle vertreiben müssen.«
    Doch Tara schüttelte den Kopf. »Für die nächste Zeit werde ich genug anderes im Kopf haben.«
    Victoria spürte, dass es noch zu früh war, aber eines Tages würde Tara ihre Meinung ändern.
    Als die beiden Frauen etwas später die Treppe hinuntergingen, äußerte Tara sich bewundernd über die Schönheit des Hauses.
    »Ja, es ist wirklich so außergewöhnlich wie ein weißer Elefant«, stimmte Victoria ihr zu, die ihre Schritte vorsichtig setzte. »Tom hat es nach dem Vorbild unseres Hauses in Delhi am Jumnafluss bauen lassen. Aber abgesehen davon, dass es schön kühl ist, erscheint es mir sehr unpraktisch. Man könnte ständig nur putzen, denn hier draußen ist die Luft immer sehr staubig. Die arme Nerida weiß vor Arbeit nicht, wohin, und ich bin ihr im Moment keine große Hilfe. Aber sie ist einfach wunderbar. Ihre Mutter hat schon für mich gearbeitet, und Nerida selbst hilft mir, seit sie zwölf ist.«
    »Was ist mit ihrer Mutter passiert?«
    »Cissie ist durch einen Schlangenbiss gestorben. Sie wollte Mellie helfen, als die noch sehr jung war, und das verdammte Biest buchstäblich Jagd auf sie gemacht hat. Mellie ist einer unserer besten Hütehunde und hat erst vor kurzem wieder geworfen.«
    Tara dachte daran, dass die Kinder draußen spielten, und bekam einen Schrecken, doch ihre Tante schien es nicht zu bemerken.
    »Du hast keine Ahnung, wie schwierig es ist, die Aborigines-Frauen für den Haushalt anzulernen. Sie leben im Busch so anders als wir. So etwas wie Abstauben finden sie natürlich vollkommen sinnlos, und das Gießen der Palmen kommt ihnen auch seltsam vor. Das Leben in Indien war viel einfacher. Dort brauchten wir so viel Platz, um alle unsere Angestellten unterzubringen. Dieses Haus hier war natürlich von Anfang an viel zu groß für Tom und mich allein. Nerida und Sanja haben zwar unten ihre Zimmer, aber die anderen Angestellten wie Jackaroos,Viehtreiber und Scherer wohnen draußen. Tadd lebt im Verwalterhaus. Ich glaube, Tom hat auch von einer großen Familie geträumt. Einmal liefen hier fast zehn Aborigines-Kinder herum. Er hat sie sozusagen adoptiert.«
    »Und wo sind sie jetzt?«
    »Die australische Regierung verfolgt die Politik, sie ihren Eltern fortzunehmen und sie in weißen Familien aufziehen zu lassen.«
    »Aber wozu denn das?«, fragte Tara verständnislos.
    Ihre Tante seufzte. »Ich denke, sie wollen die Aborigines als Volk auslöschen – es ist wirklich tragisch. Zum Schluss gibt es jede Menge trauernder Aborigines-Frauen und Kinder, die ihre eigenen Verwandten nicht kennen. Die Frauen mit Kleinkindern versuchen, immer in Bewegung zu bleiben, damit die Regierung sie nicht findet, und wenn irgendwelche Beamten von den Behörden hierher geschickt werden, lüge ich sie an.« Victoria verschwieg, dass Tadd die Kinder nicht gern gesehen hatte und mit der Politik der Regierung durchaus einverstanden gewesen war.
    Tara fühlte erneut Panik in sich aufsteigen. Was würde passieren, wenn nun Abgesandte der Regierung kamen und Fragen nach ihrer und der Herkunft der Kinder stellten? Sie musste ihrer Tante alles erklären, und das

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