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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Schmerz auf ihren Zügen widerspiegelte, und fühlte Wut über Tadds mangelnde Sensibilität in sich aufsteigen. Sie dachte daran, wie Ethan sich bei Nugget nach Tadd erkundigt und dieser geantwortet hatte, wahrscheinlich sitze der Verwalter zu Hause im Schatten. Das würde dann bedeuten, dass Tadd in Wirklichkeit der Faulpelz war.
    »Wie viele Angestellte hast du, Tante Victoria?«, fragte Tara, um das Gespräch in Gang zu halten und weitere gefährliche Themen zu vermeiden.
    Victoria warf Tadd einen kurzen Blick zu, der Curry und Reis in sich hineinschaufelte, bevor sie antwortete: »Normalerweise ungefähr zehn Viehtreiber und ihre Gehilfen, die Roustabouts, aber wenn wir scheren oder zählen ...«
    Tadd blickte von seinem nahezu leeren Teller auf und nahm sich sein drittes Stück Fladenbrot, um die Soße damitaufzunehmen. Er räusperte sich und unterbrach Victoria. »Wir haben in der letzten Zeit nicht so viele Männer gebraucht, Victoria. Im Moment sind es nur Nugget, Bluey, Charlie und dessen Sohn Karl.« Jetzt sah er Tara direkt an. »Scherer stellen wir nur vorübergehend auf Vertragsbasis ein.«
    Victoria schien verlegen, weil Tadd sie berichtigt hatte. »Du hast Howie Dunn gar nicht erwähnt«, stellte sie fest.
    »Natürlich nicht«, gab Tadd zurück.
    »Aber warum denn nicht?«
    »Weil ich ihn schon vor ein paar Monaten entlassen habe.«
    Victoria schien sehr erstaunt.
    »Weißt du nicht mehr? Ich habe es dir doch gesagt!«
    »Nein, das hast du nicht. Ich würde mich sicher daran erinnern, wenn du unseren besten Viehtreiber entlässt. Vielleicht sind meine Augen schlechter geworden, aber mein Gedächtnis funktioniert noch einwandfrei!«
    Tadd sah Ethan und Tara an und bedachte dann Victoria mit einem nachsichtigen Blick, der Tara wieder ärgerlich werden ließ. »Wir haben über seine Entlassung gesprochen, Victoria. Weißt du nicht mehr? Ich habe dir erzählt, dass er auf dem Weg zu den Märkten im Süden vierundzwanzig Rinder verloren hat.«
    »Himmel, Tadd, wir haben während der Dürre schon zweitausend Rinder auf einmal verloren! Vierundzwanzig sind doch gar nichts. Du hättest ihn deshalb nicht entlassen müssen, und du hättest ... es mit mir besprechen können ...«
    Victoria schaute Ethan und Tara an. Sie wirkte ebenso verwirrt wie verärgert, als fürchte sie, die Kontrolle über die Farm zu verlieren, oder, was noch schlimmer wog, als zweifle sie an ihrem Gedächtnis. Tara fragte sich, ob es wirklich am Erinnerungsvermögen ihrer Tante lag oder ob Tadd ihr mit Absicht die Dinge aus der Hand nahm – was viel wahrscheinlicher war.
    »Wenn ihr mich entschuldigen würdet – ich habe noch viel Arbeit vor mir.« Tadd stand auf, schob seinen Stuhl zurecht und wandte sich zum Gehen.
    »Bevor du gehst, Tadd, sorge bitte dafür, dass Ethan das Geld für die Vorräte bekommt, die er mitgebracht hat«, sagte Victoria.
    Tadd blieb wie angewurzelt stehen, und seine Miene war völlig ausdruckslos, als er sagte: »Sie sind doch sicher noch eine Weile hier, Ethan, nicht wahr?«
    »Ja – es hat keine Eile, Victoria«, meinte Ethan. Er stand ebenfalls auf und trat an ihre Seite. »Ich werde noch ein paar Tage hier sein. Jetzt muss ich die Kamele zur Hütte bringen – sie haben sich eine anständige Pause redlich verdient. Danke für das Essen!«
    »Du kommst doch morgen wieder herüber, nicht wahr, Ethan?«, fragte Victoria und drückte seine Hand.
    Er sah Tara und die Kinder an. »Natürlich.«
    Jack sprang hastig auf. »Kann ich mit dir kommen, Ethan?«
    Ethan warf Tara einen Blick zu, und Jack tat dasselbe. Sein junges Gesicht wirkte sehr angespannt. »Ich denke, du solltest dich hier erst einmal ein wenig eingewöhnen«, meinte Ethan schließlich.
    Tara war ihm dankbar für seine Unterstützung. Sie wollte mit Jack reden, um herauszufinden, was seine Stimmung so völlig verändert hatte. Seinen Kummer konnte sie verstehen, doch sie hatte keine Erklärung dafür, warum er sich ihr gegenüber so feindselig verhielt.
    »Ich sage dir etwas, Jack: Warum reitest du nicht morgen nach dem Frühstück zu der verlassenen Hütte an der Mine unterhalb der Feldkante? Bring ein zweites Pferd mit, dann treffen wir uns dort, und ich zeige dir einen kleinen Pfad, der nach oben führt – die Abkürzung, sozusagen.«
    Jacks Enttäuschung ließ sichtlich nach. Nun wusste er wenigstens, dass er am folgenden Morgen bei den Kamelen sein würde. Nach einem letzten wütenden Blick in Taras Richtung lief der Junge aus dem

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