Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
Vom Netzwerk:
verschiedenen Frauen zusammengelebt, die meisten waren Aborigines. Eine von ihnen habe ich heute Abend noch hier gesehen, eine Mischlingsfrau wie viele hier draußen auf den Farmen.«
    »Der kleine Karl sieht europäisch aus. War seine Mutter Südafrikanerin?«
    Victoria seufzte. »Ja, eine Burin. Für Karl und Charlie war ihr Tod eine schreckliche Tragödie. Charlie spricht nicht darüber, aber ich glaube, sie ist aus rassistischen Gründen ermordet worden.«
    Tara sah ihre Tante verwirrt an.
    »Charlie ist halb weiß, halb Aborigine. Einige der Weißen in Südafrika sind sehr intolerant, was Verbindungen zwischen den einzelnen Rassen betrifft. Deshalb ist er auch hier herausgekommen, denn die Australier gehen bis auf einige Ausnahmen sehr viel toleranter mit dem Thema um, besonders hier draußen im Busch.«
    »Dann gehört Tadd Sweeney wahrscheinlich zu den Ausnahmen. Es macht ganz den Eindruck, als sei er den Aborigines gegenüber sehr voreingenommen.«
    »Tadd? Ach, du solltest seinen Worten nicht so viel Gewicht beimessen, Tara. Er wirkt manchmal hart, aber in Wirklichkeit ist er weich wie Butter.«
    Tara dachte, dass Nugget und die Jungen sicher anderer Meinung waren, doch sie sprach es nicht aus.
    Tara überlegte, wie sie das Gespräch auf die finanzielle Situation bringen könnte, und plötzlich kam ihr eine Idee. »Tante Victoria«, begann sie, »ich habe Tadd gefragt, ob ich mir morgen die Bücher ansehen kann. Ich weiß, dass er keine Zeit findet, sie zu führen, also könnte ich diese Aufgabe doch vielleicht übernehmen, wenn du nichts dagegen hast, nicht wahr?«
    Victoria sah sie überrascht an. »Natürlich habe ich nichts dagegen, Liebes. Ich wollte dich sowieso bitten, es zu tun. Ich würde unsere finanzielle Lage gern genauer kennen, denn Tadd drückt sich immer sehr ... vage aus!«
    »Er hat mir gesagt, die Eintragungen seien nicht auf dem neuesten Stand, aber ich hoffe trotzdem, dass ich daraus ersehen kann, wo wir genau stehen.«
    »Ich wollte, ich könnte es doch selber tun!« Victoria wirkte für einen Moment sehr unglücklich. Tara vermutete, dass sie sich nutzlos vorkam, und das musste für sie umso schwerer zu ertragen sein, da sie früher eine so aktive Rolle auf der Farm eingenommen hatte. Je schneller Victoria wieder im Sattel saß, desto besser!
    »Du wirst mir helfen müssen, Tante Victoria«, meinte Tara. »Ich habe keinerlei Erfahrung darin, wie man Bücher führt!«
    Victoria nickte, doch sie schien in Gedanken meilenweit entfernt.
    Tara holte tief Luft. »Heute Nachmittag hatte ich eine Unterredung mit Tadd. Er sagte mir, dass es absolut nicht gut aussieht.«
    Victoria starrte sie verwirrt an. »Das hat Tadd dir gesagt? Aber warum?«
    »Weil ... weil es wahr ist. Es tut mir so Leid, Tante Victoria!«
    Die Ältere senkte den Kopf und verharrte ungefähr eineMinute lang in Schweigen. Tara bemerkte, dass sie zutiefst erschrocken war.
    »Ist alles in Ordnung? Wir müssen jetzt nicht darüber sprechen, wenn du zu müde bist!«
    »Du musst mich für eine törichte Frau halten, nicht wahr?«, meinte Victoria plötzlich.
    »Natürlich nicht, Tante Victoria. Warum sagst du so etwas?«
    »Weil ich offensichtlich nicht einmal die finanzielle Lage meines Besitzes kenne.«
    Tara kniete sich neben sie. »Das ist doch nicht dein Fehler, Tante!«, sagte sie sanft. »Tadd hat dir nicht die ganze Wahrheit gesagt. Wahrscheinlich hat er mich auch nicht vollständig aufgeklärt, aber ich werde sehen, was ich herausfinde.«
    Victoria runzelte die Stirn. »Du vermutest, dass wir sehr schlecht dastehen, nicht wahr?«
    »Das ist zumindest wahrscheinlich. Aber wenn wir es genau wissen, können wir versuchen, etwas dagegen zu unternehmen!«
    »Was weißt du, Tara? Bitte sag mir die Wahrheit!«
    »Natürlich, Tante Victoria. Wie ich schon sagte, weiß ich noch nicht alles, aber es sind nicht mehr viele Rinder übrig, und die Männer haben schon einige Zeit keinen Lohn mehr bekommen.«
    Victoria stöhnte entsetzt auf und schlug eine Hand vor den Mund. »Oh nein! Das ist wirklich schlimm.« Mit einem Blick umfasste sie die im Dunkeln liegende Farm. »Ich verstehe nicht, warum Tadd das vor mir geheim gehalten hat.«
    »Er sagte, er wollte dir die Sorgen ersparen.«
    »Und ich habe die ganze Zeit über geglaubt, es ginge uns gut! Er hätte es mir sagen müssen!«
    »Da stimme ich dir zu – aber er hat wohl geglaubt, es sei das Beste für dich«, sagte Tara, doch Victoria schien ihr gar nicht zuzuhören.
    »Ich

Weitere Kostenlose Bücher