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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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hatte, sie könne jetzt endlich in Ruhe schlafen, war Hannah zu ihr ins Bett gekrochen und hatte sich den Rest der Nacht über unruhig herumgeworfen.
    Tara war nicht in der Stimmung, das lebhafte Farbspiel am heller werdenden Himmel zu bewundern, als sie später, ausgerüstet mit Harke und Spaten, zum von Unkraut überwucherten Gemüsegarten hinüberging. Sie verscheuchte die lästigen Fliegen und fluchte leise auf die laut kreischenden Vögel, während sie durch das kniehohe Gras stapfte. Dann fielen ihr plötzlich die Schlangen ein, und sie beschloss, Mellie und die Welpen aus dem Zwinger zu lassen.
    Die Colliehündin freute sich sehr über ihre Freiheit. Sie untersuchte die Umgebung des Gemüsegartens mit der Nase am Boden und dem Schwanz in der Luft, während die Welpen Taraständig vor den Füßen herumliefen. Gleich darauf blieb Mellie ungefähr zehn Meter entfernt im Gras stehen und begann laut zu bellen. Tara rief sie zu sich, doch Mellie hörte nicht. Hilfe war nirgendwo in Sicht.
    Entsetzt kam ihr der Gedanken, die Hündin habe vielleicht eine Schlange gefunden und könnte gebissen werden. Zögernd ging Tara so nah wie möglich heran, hielt jedoch genügend Abstand, um im Notfall rasch flüchten zu können. Sie erschrak fürchterlich, als sie den Leguan sah, der etwa die Größe eines kleinen Krokodils hatte. Eingekreist von der bellenden Mellie und ihren neugierigen Welpen und konfrontiert mit einer nervösen Frau, die mit einem Spaten vor ihm herumfuchtelte, zog sich der Leguan unbeholfen zurück. Dieses Mal hörte Mellie, als sie gerufen wurde, doch zwei ihrer ungestümen Jungen verfolgten die Eidechse.
    »Guten Morgen, Missus«, sagte Nugget plötzlich hinter ihr, und Tara fuhr zusammen. Unbemerkt war er durch das hohe Gras und die trockenen Blätter herangekommen, aber Tara war zu nervös, um sich zu fragen, wie.
    »Haben Sie diese Eidechse gesehen, Nugget?«, fragte sie atemlos. »Sie war einfach riesig. Ich habe Angst, dass sie die Welpen fressen könnte.«
    Nugget starrte sie an, als fürchte er, sie habe einen Sonnenstich, und aus seinen dunklen Augen sprach das Wissen vieler Generationen. »Nur eine Goanna, Missus – gibt guten Braten!«
    »Eine ... Goanna? Soll das heißen, diese Kreatur ist vollkommen harmlos, trotz ihrer Größe?«
    »Ja, Missus. Unsere Frauen und Kinder fangen sie, um sie zu rösten.«
    Frauen und Kinder ... Tara kam sich reichlich töricht vor und bückte sich, um die Blätter einer Pflanze zu untersuchen, die sie für ein Unkraut hielt. Nugget sollte ihre Verlegenheit nicht bemerken.
    »Sie früh auf heute Morgen, Missus«, stellte er fest.
    »Ich habe kaum geschlafen, Nugget.« Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn und wünschte sich nichts sehnlicher, als sich auszuziehen und in ein kühles Bad zu steigen.
    Nugget sah ihr an, das sie müde war. »Zu heiß für Sie, Missus?«
    »Ja, aber heute Nacht lag es vor allem an den Opossums, die in meinem Zimmer herumgetobt sind und mich nicht schlafen ließen.«
    Er grinste, und sie sah seine Zunge dort, wo seine Schneidezähne hätten sein sollen. »Opossum-Eintopf schmeckt auch sehr gut, Missus!«
    Es schien, als sehe Nugget in allem eine mögliche Mahlzeit. »Das sagt Nerida auch«, erwiderte Tara amüsiert. »Und nach der letzten Nacht bin ich wirklich versucht, dich zu bitten, sie zu kochen – aber meine Tante hat sie gern, also lassen wir sie besser in Ruhe.«
    »Kennen Sie sich aus, Missus?« Er deutete auf den überwucherten Flecken Erde, der kaum noch Spuren seiner kurzen Geschichte als Nutzgarten aufwies.
    »Um ehrlich zu sein, ich habe keine Ahnung.«
    Nugget hob die Brauen.
    »Es würde mir schon sehr helfen, wenn Sie mir sagen, welche dieser Pflanzen Unkräuter sind«, fuhr Tara fort. »Ich möchte die Gemüsepflanzen nicht ausreißen.«
    »Pflanzen nicht dieselben, wo Sie herkommen, Missus?«
    »Nein, Nugget.« Tara war sehr erleichtert, eine Entschuldigung für ihr Unwissens zu haben. »Nichts sieht vertraut aus, nur die Maispflanzen. Sogar die Bäume sind anders. Bei uns zu Hause wachsen Eschen, Eichen und Ulmen, aber hier scheint es so etwas nicht zu geben.«
    Nugget blickte zu den Eukalyptusbäumen mit ihren biegsamen Stämmen und langen Ästen hinüber, die um das Haus herum standen. Er schien nicht ganz zu verstehen, ging dann aber trotzdem mit Tara herum und zeigte ihr verschiedene Pflanzen. Er erklärte ihr, dass einige davon essbar, einige dornig, andereHeilpflanzen und wieder andere giftig waren.

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