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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Plötzlich geriet sie wirklich in Panik. »Ich muss Jack finden, bevor es zu spät ist!« In diesem Moment sah sie aus dem Augenwinkel Saladin, der wie ein Geist in fließenden Gewändern geräuschlos aufgetaucht war. Er hatte sie erschreckt, doch sie versuchte, es ihn nicht merken zu lassen. Elsa schrie auf, als sie ihn sah, und erschreckte damit ihrerseits Hannah.
    »Es ist schon gut, Mutter – Saladin arbeitet für Ethan, und er ist hier, um uns bei der Suche nach Jack zu helfen«, sagte Tara.
    Saladin wandte sich wortlos ab und verschwand um die Hausecke, nur um kurz danach auf einem Kamel reitend wieder zu erscheinen. Elsa schrak zusammen, als sie das riesige Tier sah, das seinem Unmut lautstark Luft machte.
    »Ich komme mit Ihnen«, sagte Tara. »Ich hole nur rasch mein Pferd.« Eigentlich war ihr der Gedanke zuwider, sich irgendwo länger in Saladis Nähe aufzuhalten, doch sie hatte keine Wahl. Wenn Jack gefunden wurde, würde er einen freundlichen Menschen nötig haben, der sich um ihn kümmerte.
    Saladin schüttelte den Kopf, doch Tara achtete nicht darauf. Sie holte ihr Pferd, das gesattelt vor dem Haus stand. Nur Augenblicke später hatte sie aufgesessen und war wieder an der Seite des afghanischen Kamelführers. Sie würde ihn begleiten, ob er eswollte oder nicht, und seine feindseligen Blicke sprachen eher dafür, dass er es nicht guthieß.
    »Tara, bist du sicher, dass du mitreiten solltest?« Elsa warf einen viel sagenden Blick auf die unheimliche Gestalt Saladins und das zur Hälfte kahle Kamel, und drückte Hannah beschützend an sich. Der Afghane erwiderte ihren Blick mit kaum verhüllter Verachtung.
    Tara ignorierte die Frage ihrer Mutter und deutete mit der Hand nach Südwesten. »Man hat uns gesagt, der Junge sei dorthin geritten.«
    Ohne etwas zu erwidern, ritt Saladin los, und Tara folgte ihm.
    Elsa blickte ihnen noch eine Weile nach und ging dann mit Hannah ins Haus. Die Kleine sagte, sie habe Hunger, und Elsa stellte fest, dass es schon elf Uhr morgens war. Hannah bekam um diese Zeit immer etwa zu essen und machte dann ein Schläfchen. Auch Elsa hatte sich tagelang absolut erschöpft gefühlt und schob es auf die lange Reise nach Tambora und die Hitze. Bisher hatte sie sich der Herausforderung noch nicht gewachsen gefühlt, dem Koch gegenüberzutreten und ihn dazu zu bringen, die Mahlzeiten abwechslungsreicher zu gestalten. Aber dieser Moment erschien ihr so gut wie irgendein anderer, und außerdem würde es sie von ihren Sorgen um Tara ablenken, die mit diesem seltsamen Mann zusammen war, und Jack, der irgendwo verloren im Busch herumirrte.
    Nach einem tiefen Atemzug betrat sie erhobenen Hauptes die Küche. Im Umgang mit Angestellten war Selbstvertrauen das Allerwichtigste, doch gleich danach folgten Würde und Gelassenheit. Außerdem hatte sie festgestellt, dass Respekt, den man Dienstboten entgegenbrachte, meist doppelt erwidert wurde.
    »Guten Morgen, Sanja«, sagte sie. »Ich bin Elsa Killain, Mrs. Milburns Schwägerin.« »Guten Morgen, Missus«, gab Sanja zurück, der deutlich in Abwehrhaltung ging.
    »Himmel, hat man schon einmal eine so saubere undaufgeräumte Küche gesehen?«, rief Elsa ehrlich erstaunt aus. Sie brauchte nicht zu schauspielern, denn sie hatte wirklich nicht erwartet, eine so blitzsaubere Küche vorzufinden. »Ich bin sehr beeindruckt, Sanja!«
    »Danke, Missus. Ich mag nicht schmutzige Küche.«
    »Ja, solche hohen Ideale sind sehr wichtig, aber leider findet man sie bei manchen der heutigen Küchenchefs nicht mehr!« Indem sie ihn als Chef bezeichnete statt einfach als Koch, hoffte sie, seinen Ehrgeiz zu wecken, was eine etwas interessantere Speisenauswahl betraf. »Aber ich sehe schon, dass Sie sehr hohe Ansprüche an sich haben. Jetzt verstehe ich, warum Victoria und ihr verstorbener Mann die Anstrengung und die Kosten nicht gescheut haben, Sie hierher zu bringen – die beiden wussten ganz sicher, was sie taten!«
    Sanja wirkte sehr zufrieden mit sich selbst.
    »Wie Sie vielleicht wissen, Sanja, ist Victoria in die Stadt gefahren und hat mir für ein paar Tage die Verantwortung für den Haushalt übertragen.«
    Sanja hob fragend eine Augenbraue, doch Elsa gab vor, es nicht zu bemerken.
    »Sie hat mir so viel Gutes über Sie erzählt, Sanja!« Während sie sprach, wanderte Elsa in der Küche herum und betrachtete alles, was sie sah, mit demonstrativer Bewunderung. Sanja verfolgte neugierig jede ihrer Bewegungen. »Weil Victoria so viel gereist ist und in so

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