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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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vielen aristokratischen Häusern gespeist hat, kann ich es jetzt kaum erwarten, Ihre kulinarischen Leckerbissen zu probieren. Ich habe kaum etwas angerührt, seit ich hier bin – die Reise war einfach entsetzlich, aber jetzt kehrt mein Appetit langsam zurück. Ich muss leider zugeben, dass ich für meinen gesunden Appetit bekannt bin, aber glücklicherweise zeigt sich das nicht in meiner Taillenweite! Man sagte mir, hier herrsche im Moment ein Mangel an Nahrungsmitteln – aber vielleicht könnten Sie mir freundlicherweise eine Zusammenstellung der Gerichte in Ihrem Repertoire geben, damit ich daraus etwas auswählen kann?«
    Sanjas honigbraune Augen wurden schmal. »Kein Repertoire, Missus. Ich koche nur, was es gerade gibt, Lamm oder Rind.« Damit verschränkte er trotzig die Arme vor der Brust, doch Elsa ließ nicht locker.
    »Ich verstehe, Sanja. Aber ich bin sicher, dass Sie ebenso einfallsreich wie bescheiden sind. Sogar jemand wie ich kennt schon einige verschiedene Zubereitungsarten für Lamm und Rind – Beef Stroganoff zum Beispiel gehört zu meinen Lieblingsgerichten, und Lammragout ist einfach köstlich. Gebratenes Lamm mit Rosmarin schmeckt ebenfalls sehr gut. Ihnen brauche ich natürlich nichts über Stroganoff und Ragout zu erzählen – ich bin sicher, dass Sie beides besser zubereiten als die europäischen Küchenchefs. Haben Sie von Maurice Rycoft gehört?« Elsa ließ Sanja keine Zeit zum Antworten. »Natürlich haben Sie«, meinte sie mit einer bekräftigenden Handbewegung und ein wenig aufgesetztem Lachen. »Maurice ist einer der besten Köche in ganz Europa. Er hat einmal für kurze Zeit bei uns gewohnt, während der Graf von Aberdeen in seinem Schloss im schottischen Hochland eine neue Küche für ihn bauen ließ. Es hieß damals, die Küche sei besser als die im Buckingham-Palast; er hat uns einige exquisite Mahlzeiten gekocht. Mein verstorbener Mann fand keinen Gefallen an scharfen Gewürzen, er zog gute Hausmannskost vor, und ich muss sagen, ich habe mich im Lauf der Zeit auch daran gewöhnt. Ich habe im Moment große Sehnsucht nach einem ›Irish Stew‹ mit einem Tropfen Stout-Bier darin – aber das wird wohl nicht gehen ohne Stout, nicht wahr?«
    »Ich koche nicht ...«
    »Hören Sie, Sanja«, unterbrach ihn Elsa, »ich wollte Ihnen noch etwas zu den Mahlzeiten sagen. Könnten wir heute zum Mittagessen kalten Braten bekommen? Es ist niemand da außer Hannah und mir. Ach ja, und vielleicht eine einfache Lammkasserole zum Abendessen. Sie wollen sich doch nicht nur für uns furchtbar viel Arbeit machen! Und nun lassen Sie mich Ihnen noch einmal zu einer der saubersten und bestaufgeräumtenKüchen gratulieren, die ich jemals gesehen habe. Meine Schwägerin hat mit Ihnen wirklich einen Schatz ausgegraben ...«
    Damit rauschte Elsa aus der Küche, und Sanja blieb leicht benommen zurück. Er wusste nicht recht, ob er sich geschmeichelt fühlen sollte oder eher überlistet ...

25
    U m Saladin nicht ins Gesicht sehen zu müssen, aber auch um nicht unabsichtlich irgendwelche Spuren auf dem Boden vor ihnen zu zerstören, ritt Tara hinter dem Afghanen. Sie war fast erleichtert, dass er sie ignorierte, denn sie hätte seine Feindseligkeit und ihre Sorge um Jack nicht gleichzeitig ertragen.
    Während sie, wie es Tara vorkam, im Schneckentempo vorwärts ritten, untersuchte Saladin den Boden ganz genau. Am liebsten hätte sie ihn zur Eile gedrängt, denn sie spürte, wie in ihrem Innern das Gefühl verzweifelter Dringlichkeit, das sie schon zuvor empfunden hatte, wieder stärker wurde. Jack brauchte ihre Hilfe, dessen war sie sich ganz sicher.
    »Halt durch, Jack«, flüsterte sie, und es bedurfte ihrer ganzen Willenskraft, sich daran zu hindern, einfach vorauszugaloppieren. Allein die Tatsache, dass sie die Richtung nicht wusste, hielt sie davon ab.
    Manchmal hielt Saladin an, um einen Abdruck auf dem Boden besonders gründlich zu untersuchen. Da es erst kürzlich geregnet hatte, waren die Spuren in der weichen Erde klar zu erkennen, sogar für Tara. Ethan hatte ihr oft die verschiedenen Spuren erklärt, sodass sie jetzt einige von ihnen wiedererkannte: Kängurus, Emus, Wombats, Warane, Schafe und Rinder, sogar die Schlangen hinterließen sichtbare Spuren auf dem feuchten Boden. In welche Richtung die Tiere gezogen waren oder wann sie hier vorbeigezogen waren, würde ihr immer ein Rätsel bleiben.
    »Tadd Sweeney ist vor etwa einer Stunde in diese Richtung geritten«, sagte Tara, als Saladin durch

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