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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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sicher.
    »Passt auf, dass niemand Spuren verwischt die Saladin helfen könnten – er wird kommen, so schnell er kann.«
    Tara bestand darauf, dass Victoria, Riordan und ihre Mutter zu den Rennen nach Wombat Creek ritten. Riordan hatte sie in den paar Tagen seit seiner Ankunft kaum gesehen, und sie war dankbar dafür. Victoria sagte, er vertrage die Hitze nicht, und wenn er sich gerade einmal nicht beklagte, lag er die meiste Zeit über auf seinem Bett. Aus dem, was Victoria noch andeutete, schloss Tara, dass er auch Fliegen und Moskitos hasste, kein Interesse an Tieren hatte, sich in Gegenwart von Kindern unbehaglich fühlte und nicht einmal genügend Energie aufbrachte, um sich die Kunst der Aborigines anzusehen. Tara verstand nicht, warum ihre Tante ihm nicht einfach vorschlug, abzureisen.
    Stattdessen beharrte Victoria darauf, dass er sich bald an alles gewöhnt haben und ihnen dann ein durchaus unterhaltsamer Hausgenosse sein würde. Was sie in ihrem Glauben bestärkte, war seine Bereitschaft, in die Stadt zu fahren und sich die Rennen anzusehen.
    Tara wusste, dass ihre Tante sich schon lange darauf gefreut hatte. Es hätte auch keinen Sinn gehabt, wenn Victoria in Tambora geblieben wäre. Als sie trotzdem zögerte, erklärte Elsa ihr, es sei nicht nötig, dass sie alle herumsäßen und auf Nachricht warteten. Tadd war auf der Suche nach dem Jungen, und bald musste auch Saladin eintreffen, um ihm zu helfen. Victoria stimmte zu,denn sie schien großes Vertrauen zu dem afghanischen Kamelführer zu haben – fast so viel wie zu Ethan.
    »Gut, dann brechen wir jetzt auf«, meinte sie schließlich. »Du kommst nach, wenn ihr Jack gefunden habt.« Dann wandte sie sich an ihre Schwägerin. »Bist du so weit, Elsa?«
    »Ich bleibe hier bei Tara«, stieß Elsa entschlossen hervor.
    Tara sah sie überrascht an. »Du brauchst aber nicht zu bleiben, Mutter!«
    »Ich bin fest entschlossen«, beharrte Elsa. »Irgendjemand muss doch auch bei Hannah bleiben. Die Fahrt in die Stadt wäre für sie viel zu anstrengend!«
    Tara war ihr sehr dankbar; sie hatten eigentlich vorgehabt, Hannah in der Obhut Neridas zurückzulassen, doch das Aborigines-Mädchen war noch immer nicht zurückgekommen.
    Tara und Elsa sahen von der Veranda aus zu, wie Victoria und Riordan in einen Buggy stiegen und losfuhren. Tara staunte über Riordans Aufmachung, die einigermaßen lächerlich wirkte: Er trug einen cremefarbenen Leinenanzug und einen Panamahut. Unter den Viehtreibern und Scherern in der Stadt würde er ohne Zweifel auffallen wie eine Ziege bei einer Auktion für Merinoschafe, und dankbares Objekt für viele derbe Scherze sein. Wenn sie nicht so wütend auf ihn gewesen wäre, hätte sie ihm vielleicht geraten, seine Kleidung eher den hiesigen Gebräuchen anzugleichen.
    Nachdem der Buggy außer Sicht war, ging Tara zur Rückseite des Hauses und blickte von der schattigen Veranda aus über die weite Ebene in die Richtung, in die Jack geritten war. Elsa und Hannah, die mit ihrem Teddybären spielte, folgten ihr.
    Fast über Nacht hatte der Regen dem fahlgelben Spintifexgras, das den Boden bedeckte, einen grünen Hauch verliehen. Außer dem lauten Krächzen eines seltsamen Vogels lagen das Haus und seine Umgebung so still da wie ein Friedhof. Auch von den Heuschrecken, die über die Gegend hergefallen waren, war absolut nichts mehr zu sehen – sie schienen ebenso plötzlich verschwunden zu sein, wie sie gekommen waren.
    »Ich habe in den letzten drei Nächten jedes Mal den gleichen schrecklichen Traum gehabt, und immer ging es um Jack«, sagte Tara leise, als ihre Mutter neben sie trat. »Und wenn er sich nun erfüllt, Mutter?«
    »Erzähl mir von dem Traum«, sagte Elsa, die hoffte, Tara beruhigen zu können. Sie spürte, dass ihre Tochter kurz davor stand, hysterisch zu werden.
    »In dem Traum ruft Jack nach mir. Ich suche ihn nachts im Busch, kann ihn aber nicht finden. Ich stolpere und falle beinahe in ein sehr tiefes Loch, das halb voll Wasser steht. Jack ist dort drin und ertrinkt.«
    »Es ist nur ein Traum Tara!«, versicherte Elsa ihr, die sich den Albtraum mit Taras Erlebnissen auf der Emerald Star erklärte.
    »Aber er war so real ... Wenn es nun eine Warnung sein sollte, oder eine Art Weissagung? Ich hatte schon öfter solche Eingebungen ...«
    Elsa starrte sie verwundert an. »Willst du damit sagen, du hättest Ereignisse vorausgesagt, die dann tatsächlich stattgefunden haben?«
    Tara nickte. »Auf dem Schiff habe ich aus Spaß den

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