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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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eine hohe Position zu haben. Aber genau so denke ich heute.«
    Tara schüttelte den Kopf. »Heute ist wirklich der Tag der Offenbarungen, Mutter!«
    Elsa verstand sofort, was sie meinte.
    »Wie fühlst du dich, seit du weißt, dass du tatsächlich Zigeunerblut in den Adern hast, Tara?«
    »Ich bin nicht ganz sicher ... Ich habe immerhin jahrelang als Zigeunerin gelebt, und deshalb fühle ich mich nicht viel anders als sonst. Ironischerweise haben sie mich ausgestoßen, bevor ich Irland verließ, mit der Begründung, dass ich keine von ihnen war.«
    »Darf ich fragen, warum dein Mann nicht dagegen protestierte, dass sie dich fortjagten?«
    »Er konnte nicht – er war im Gefängnis.«
    Elsa bemühte sich ohne großen Erfolg, ihren Schrecken zu verbergen, und Tara kannte die unzähligen Fragen, die ihrer Mutter durch den Kopf gingen.
    »Ich kann es dir eigentlich ruhig erzählen, Mutter – er wird wahrscheinlich für den Mord an Stanton Jackson gehenkt.«
    Elsa starrte sie aus weit aufgerissenen Augen an, und dieses Mal versuchte sie gar nicht erst, ihr Entsetzen zu verbergen. »Du hast einen ... Mörder geheiratet?«
    »Oh nein, Mutter. Garvie war mir ein sanfter und liebender Ehemann. Er hat sich an dem Abend, an dem ich fortlief, mit Stanton geprügelt, aber er hat ihn nicht umgebracht. Er wusste nicht einmal, dass Stanton tot war, bis ein Polizeibeamter ihn vor einiger Zeit vernommen hat. Stanton muss gefallen sein und sich den Kopf aufgeschlagen haben, obwohl Garvie und ich glauben, dass er irgendeinen Anfall gehabt haben muss, als er mich überfiel. Er schien unter starken Kopfschmerzen zu leiden, als er mich ...« Tara brachte das Wort nicht über die Lippen.
    Elsa wirkte sehr unsicher. »Es tut mir Leid, dass das geschehen ist«, sagte sie leise.
    Tara ignorierte ihre Worte und fuhr fort: »Ich wollte in Irland bleiben und Garvies Unschuld beweisen, aber er hat mich fortgeschickt, damit ich ein neues Leben anfange. So war er immer, Mutter, uneigennützig bis zur Selbstaufgabe. Manchmal war er etwas fehlgeleitet und nahm es mit einigen Gesetzen nicht so genau, aber mir gegenüber ist er immer freundlich und großzügig gewesen. Er hat nie auch nur ein Wort von mir in Zweifel gezogen.«
    Elsa senkte den Kopf, und Tara wusste, dass sie sie getroffen hatte.
    »Ich möchte nie mehr über all das reden, Mutter. Die Vergangenheit können wir nicht ändern, wir müssen vorwärts gehen.«
    »Aber wie sollen wir das tun, wenn du mir nicht verzeihen kannst, Tara?«
    »Das weiß ich noch nicht«, erwiderte Tara aufrichtig, »aber ich werde es versuchen.«
    Als Sanja hereinkam, um den Nachtisch zu servieren – einen sahnigen Reispudding mit Rosinen –, lobte Elsa das Essen über alle Maßen; Tara dagegen sagte kein Wort.
    »Sie haben sich selbst übertroffen, Sanja«, erklärte Elsa überschwänglich. »Das Lamm war herrlich zart, das beste, das ich jemals gekostet habe!«
    »Danke, Missus Killain«, gab Sanja zurück, der sich in ihrem Lob geradezu sonnte. »Ich haben nur Milchpulver und Trockenfrüchte für den Pudding, aber ich hoffe, Sie mögen ihn trotzdem!«
    Tara fing einen trotzigen Blick von ihm auf.
    »Er duftet absolut köstlich, Sanja«, stellte Elsa fest. Der Koch deutete eine Verbeugung an und verließ danach den Raum.
    Tara sah ihre Mutter mit offenem Mund an. »Du hast ihn wirklich vollkommen verwandelt! Er ist sonst furchtbar überheblich – erst vor einer Woche habe ich ihm mit Entlassung gedroht, weil er eine Schüssel mit schmutzigem Abwaschwasser nach mir geworfen hat.«
    Elsa versuchte, ihr Lächeln hinter einer Hand zu verbergen. »Ich bin froh, dass du ihn nicht hinausgeworfen hast. Diesem Auflauf nach zu urteilen ist er nämlich ein ausgezeichneter Koch.« Sie lachte trocken auf. »Ich bin zwar selbst kaum imstande, Wasser zu kochen, aber ich hatte immer ein Gespür dafür, wer als Koch etwas taugt und wer nicht – manchmal sogar, bevor sie noch das Herdfeuer entzündet hatten!«
    »Jetzt muss ich mich aber wirklich auf den Weg nach Tambora machen!«, sagte Victoria unruhig.
    Es war am späten Vormittag des folgenden Tages. Ferris hatte Victoria und Riordan überredet, die Nacht im Hotel zu verbringen, da Ethan über Funk mitgeteilt hatte, er sei unterwegs undwürde wahrscheinlich gegen acht Uhr abends wieder in der Stadt sein. Als gegen zehn Uhr weder er noch Rex eingetroffen waren, hatten sich Nugget, Charlie und Bluey auf die Suche nach den beiden gemacht.
    »Sie können noch nicht

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