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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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machen.
    »Hör auf, dich zu sorgen, Tante Victoria!«, meinte Tara sanft.
    »Ich kann nicht anders. Ich denke ständig mit Grausen daran, was passiert, wenn ich den Zug verpasse und Sorrel vergeblich auf mich wartet, ohne zu wissen, was geschehen ist.«
    »Du wirst den Zug aber nicht verpassen!«
    »Und wenn nun die Achse wieder bricht? Vielleicht haben sie sie nicht richtig eingebaut. Dann würden wir zwischen Tambora und Wombat Creek festsitzen, ohne dass es jemand bemerkt. Wenn nur Ethan hier wäre, und nicht irgendwo zwischen Marree und Leigh Creek, würde ich mich sehr viel besser fühlen.«
    Tara hatte mittlerweile festgestellt, dass ihre Tante Ethan Hunter vertraute wie niemandem sonst. »Nugget hat mir erzählt, dass Ethan und Saladin Nahrung und Wasser zu einer Expedition bringen, die auf dem Strzelecki-Track liegen geblieben ist. Es war ein Notfall, sonst wäre er sicher nicht gegangen.«
    Tara hatte Ethan genug Geld mitgegeben, um auf dem Weg in Leigh Creek die fällige Zinsrate bei der Bank einzuzahlen. Außerdem hatte sie ihn gebeten, so viel wie möglich über ihre Schulden in Erfahrung zu bringen. Vielleicht bestand die Möglichkeit, dort eine Vereinbarung zu treffen, die es Victoria ermöglichen würde, Tambora zu behalten. Sie betete, dass seine Mission Erfolg haben möge – doch obwohl Ethan sehr zuversichtlich gewesen war, weil er den Manager persönlich kannte, waren die Schulden erdrückend. Sie befürchtete, dass ihm die Hände gebunden sein würden.
    »Also, Tara, ich habe die Männer angewiesen, die Schafe zusammenzutreiben. Sofort nach meiner Rückkehr werde ich mich mit den Scherern in Verbindung setzen. Wegen der Verschiffung der Wolle hat Tadd für mich ein Telegramm an das Büro der Schifffahrtsgesellschaft in Port Adelaide geschickt. Die Antwort darauf müsste in Kürze eintreffen. Ich bin voraussichtlich in ein paar Tagen wieder da ... aber wenn irgendetwas sein sollte, kannst du mich von Wombat Creek aus anrufen oder mir über Percy ein Telegramm ins Stuart-Arms-Hotel schicken ...«
    »Das alles hast du mir schon mindestens zehn Mal gesagt, Tante Victoria. Hältst du mich etwa für so vergesslich?«
    »Nein, natürlich nicht, Liebes. Ich möchte nur nicht, dass du dir über irgendetwas Sorgen machen musst – und ich weiß, dass du es tust.«
    »Ich mache mir keine Sorgen, Tante Victoria. Wir kommen hier schon ein paar Tage allein zurecht, oder wie lange es auch immer dauert. Hör einfach auf, daran zu denken.« Victoria war lange nicht mehr von Tambora fort gewesen, und Tara hoffte für sie, dass die Reise schön werden würde – ein wenig Abwechslung würde ihr sicher gut tun.
    Victoria war kaum mit Rex fort, der trotz ihrer Eile versprochen hatte, vorsichtig zu fahren, da meldete sich Percy über Funk in Tambora.
    »Bei mir ist gerade ein Telegramm aus Indien eingegangen«, erklärte er.
    »Und was steht darin?«, fragte Tara mit erhobener Stimme, um das Knacken im Äther zu übertönen.
    »Es ist an Ihre Tante gerichtet«, erwiderte Percy streng. »Ich muss unbedingt mit ihr sprechen. Es geht um eine vertrauliche Angelegenheit.«
    Tara spürte, dass er sich nur wichtig machte. »Wo haben Sie dieses schwierige Wort gelernt, Percy?«, fragte sie sarkastisch und fuhr dann, ohne auf eine Antwort zu warten, wegen der Störungen im Gerät sehr laut fort: »Meine Tante ist nicht da. Rex hat sie gerade abgeholt, und sie ist auch ohne andere Sorgen aufgeregt genug wegen ihrer Reise nach Alice. Also sagen Sie mir jetzt bitte, was in dem Telegramm steht, und versuchen Sie nicht, mir weiszumachen, Sie hätten es Ferris und Charity noch nicht erzählt! Außerdem bin ich sicher, dass uns gerade mindestens die Hälfte der Nachbarn zuhört!«
    Tara meinte, empörte Ausrufe zu hören, doch Percy seufzte resigniert auf. »Na gut«, meinte er, »aber wenn Victoria damitnicht einverstanden ist, sage ich ihr, dass Sie darauf bestanden haben.«
    »Tun Sie das nur. Was also steht in dem Telegramm?«
    »Es ist von einem Mr. William Crombie.«
    »Das weiß ich längst, Percy. Um Himmels willen, wie lautet der Text?«
    »Er braucht die Schiffsladung Wolle sehr dringend. Wenn sie nicht bis Ende nächsten Monats dort ist, wird sein neuer Partner einen Vertrag mit einem Schaffarmer in Neuseeland abschließen, der eine Ladung bereitstehen hat.«
    Tara glaubte, unterdrücktes Gemurmel zu vernehmen, als die Mithörenden die Neuigkeit untereinander weitergaben. Natürlich hätten alle Schaffarmer in der Gegend

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