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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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gern diese Gelegenheit beim Schopf ergriffen, ihre Wolle zu exportieren.
    Oh nein, dachte Tara. Laut sagte sie: »Dann müssen wir uns hier allerdings etwas beeilen!«
    »Sie schaffen es doch nie, mit diesen vier faulen Abos innerhalb einer Woche tausend Schafe zusammenzutreiben«, meinte Percy abfällig.
    Tara prallte förmlich vom Funkgerät zurück und meinte sogar, jemanden kichern zu hören. »Ich hoffe, Sie meinen damit nicht die Viehtreiber in Tambora?«, fragte sie zornig. »Die arbeiten nämlich außergewöhnlich hart, besonders, wenn man bedenkt, dass sie so lange keinen Lohn bekommen haben!« Zu spät erkannte sie, dass sie zu viel gesagt hatte, doch ihre Empörung hatte sie veranlasst, Nugget und die anderen Männer zu verteidigen.
    »Ich sage ja nur, dass ... Sie diese Ladung nicht pünktlich zusammenbekommen werden.«
    »Sie scheinen ja gut über uns Bescheid zu wissen«, meinte Tara erbost.
    Percy war so verlegen, dass er über seine eigenen Wörter stolperte: »... Victoria hat mir davon erzählt, als ... sie in der Stadt war ...«
    »Von dieser Sache kann sie aber noch nichts wissen, Percy. Ichmöchte, dass sie sich auf der Fahrt nach Alice keine Sorgen zu machen braucht, und deshalb sagen Sie ihr bitte nichts, wenn sie in Wombat Creek ankommt. Das gilt übrigens auch für alle, die uns gerade zuhören.« Dieses Mal war sie sicher, einige Ausrufe der Überraschung zu vernehmen.
    »Schon gut«, erwiderte Percy, eingeschüchtert durch ihren Unheil verkündenden Ton. Ihm war klar, dass Tara nur ein Wort über die Uhr zu verlieren brauchte, die er in Lotties Haus vergessen hatte, und jeder in der Gegend würde darüber Bescheid wissen. Der Gedanke allein machte ihn nervös und weckte in ihm den dringenden Wunsch nach einem starken Getränk. Nur deshalb ging er auf ihre Forderungen ein.
    »Und was Ihre Bemerkung betrifft, wir bekämen die Schiffsladung nicht rechtzeitig zusammen – wir werden es schaffen, und wenn wir Tag und Nacht arbeiten müssen!«
    Tara hätte gern mit Nugget gesprochen und ihm erklärt, wie dringend sie die Schafe zusammentreiben und scheren mussten, doch er war schon mit den anderen zum Sammelplatz geritten. Sie machte sich auf die Suche nach Tadd, der kurz erschienen war, um sich von Victoria zu verabschieden, doch er schien wie vom Erdboden verschluckt. Tara ging zu seinem Cottage hinüber, schaute bei den Hundezwingern und in der Hütte der Viehtreiber. Zuletzt sah sie in den Ställen nach und stellte fest, dass sein Pferd nicht da war.
    Später starrte sie von der hinteren Veranda aus über das weite Land in die Richtung, in die er ihrer Meinung nach geritten war, nach Südwesten, dorthin, wo Jack seinen ›Unfall‹ gehabt hatte.
    Tadd hätte eigentlich Nugget und den Jungen helfen müssen, die jede zusätzliche Hand brauchen konnten. Tara war so in Gedanken versunken, dass sie die leisen Schritte hinter sich kaum hörte.
    »Stimmt etwas nicht?«, erkundigte sich Riordan. Erschrocken fuhr sie zusammen. Er fand, dass sie tief beunruhigt wirkte.
    Tara wandte sich um und musterte ihn feindselig von oben bis unten. Er trug ein frisches weißes Hemd und eine cremefarbene Leinenhose, hatte sich offensichtlich gerade gewaschen und rasiert, denn sowohl seine blonden Haare wie auch der Bart waren ordentlich geschnitten und frisiert. Er hatte seit Tagen nicht so gut ausgesehen und war sogar noch leicht gebräunt von seinem Ausflug in die Stadt.
    »Nichts, das ich nicht unter Kontrolle hätte«, gab sie knapp zurück.
    Riordan schwieg einen Moment stirnrunzelnd. Dann sagte er: »Jetzt, wo wir einmal allein sind, Tara, sollten wir die Gelegenheit nutzen und uns aussprechen.«
    Tara schüttelte den Kopf. »Ich verstehe nicht, warum Sie noch hier sind, Riordan. Meine Tante haben Sie gesehen und sicher schon viel über alte Zeiten geredet, warum fahren Sie also nicht zurück nach Irland? Zwischen Ihnen und mir gibt es nichts, worüber wir uns aussprechen müssten.«
    Der sonst so heitere Blick seiner graublauen Augen war trüb vor Schmerz, doch Tara vermochte kaum Mitgefühl aufzubringen.
    »Ich weiß, dass ich mich in Ihnen geirrt habe, Tara«, sagte er leise. »Ich habe mich Ihnen gegenüber schrecklich benommen und kann Ihnen gar nicht sagen, wie Leid es mir tut und wie sehr ich bedaure, was in der Galerie geschehen ist. Wenn Sie es mir erlauben, kann ich Ihnen alles erklären, und dann werden Sie vielleicht verstehen ...«
    »Ich lege keinen Wert auf Ihre Entschuldigungen, Riordan«,

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