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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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schließlich nicht gerade gute Eigenschaften für jemanden, in dessen Hände man die Erziehung von Kindern legen wollte.
    »Wer würde es übernehmen, den Kindern Schulunterricht zu geben?«, fragte Herbert.
    Elsa versuchte sich verzweifelt zu erinnern, was Tara ihr dazu gesagt hatte. »Ich ... also Victoria und ich werden uns selbst darum kümmern. Die Missionsstation ganz in der Nähe wird uns mit Lehrstoff versorgen, und wir werden die Kinder mindestens zwei Stunden pro Tag im Lesen, Schreiben und Rechnen unterrichten. In der übrigen Zeit können sie lernen, wie man Pferde beschlägt, Schafe schert und so weiter. Für den Fall, dass einige von ihnen daran interessiert sind, kochen zu lernen, haben wir einen exzellenten Küchenchef. Ich dachte auch daran, ihnen Zeichenunterricht zu erteilen – es gibt hier in der Gegend einige sehr schöne Landschaften ...«
    Die Beamten runzelten leicht verwirrt die Stirn. Ganz sicher konnte sie damit doch nicht die Great-Victoria-Wüste meinen? Im Westen des Lake Eyre war die Gegend sandig und mit Sträuchern bewachsen, und es gab einige niedrige Tafelberge – aber nichts, was das Auge fesseln konnte.
    »Wie ... nett. Ich würde auch gern die Küche sehen«, meinte Blythe. »Sauberkeit ist ein sehr wichtiger Punkt, wenn es um die Erziehung von Kindern geht.«
    »Natürlich«, sagte Elsa voller Zuversicht, denn die Küche war immer ein Hort der Ordnung, selbst wenn der Rest des Hauses im Chaos lag.
    Sie hätte wissen müssen, dass etwas nicht stimmte, als sieBlythe und Herbert mit hinunternahm und im Flur eine Mehlspur entdeckte, die von der weit offenen Kellertür bis zur Küche verlief. Aus der Küche drangen hysterische Schreie und Geräusche, als schlage etwas auf dem Boden auf.
    Kreischend vor Angst rannte Nerida mit nackten Füßen an ihnen vorbei, hinterließ überall weiße Fußabdrücke und wäre beinahe in den Resten des hastig aufgewischten Morgentees ausgerutscht. Elsas erster Gedanke war, dass Sanja das Mädchen überfallen haben könnte, und war fassungslos. Doch als sie, gefolgt von ihren Gästen, zur Küchentür ging und in den Raum hineinspähte, blieb ihr vor Verblüffung der Mund offen stehen: Ein geöffneter Mehlsack, dessen Inhalt sich teilweise über den Boden ausgebreitet hatte, lehnte an einer Schranktür. Sanja rannte wie ein Verrückter im Raum herum und jagte mit einem Besen drei riesige Küchenschaben vor sich her. Einen Augenblick lang stand Elsa nur stumm da und starrte ungläubig auf den kleinen Inder. Er war fast wahnsinnig vor Hysterie und schrie aus Leibeskräften, während Wolken von Mehl in der Luft herumwaberten und langsam auf seine sonst so blitzende Küche niedergingen.
    Elsa nahm kaum wahr, dass Mrs. Blythe und Herbert noch immer neben ihr standen. »Sanja«, rief sie energisch, »was um alles in der Welt tun Sie hier?«
    Plötzlich fühlte sie sich beiseite geschoben, und Blythe betrat die Küche. Mit der Präzision einer geübten Jägerin und in für ihren Körperumfang blitzartiger Geschwindigkeit zermalmte sie mit dem Fuß zuerst eines der hässlichen Tiere und gleich darauf ein zweites. Sanja erwischte das dritte mit seinem Besen, woraufhin die beiden schwer atmend stehen blieben und einander mit triumphierenden Blicken ansahen.
    »Sie sind üble Geschöpfe«, sagte Blythe. »Ich kann sie nicht ausstehen.«
    Sanja blickte die leichenblasse Elsa an. »Schaben in meinem Mehl, Missus! Mäuse machen Loch, und dann kriechen sie hinein.«
    Elsa nickte resigniert. Mäuse! Küchenschaben! Sie fühlte, wie ihr flau wurde. Himmel, konnte es noch schlimmer kommen?
    Einen Augenblick später fand sie ihre Stimme wieder und sagte das Erste, was ihr in den Sinn kam, auch wenn es unter diesen Umständen völlig lächerlich klingen musste. Doch sie war verzweifelt bemüht, den Eindruck aufrechtzuerhalten, alles sei unter Kontrolle. »Wie ... weit sind Sie mit dem Essen?«, fragte sie atemlos und brach zusammen.
    Zehn Minuten später kam Elsa wieder zu sich und fand sich auf dem Sofa im Wohnzimmer liegend. Blythe beugte sich über sie.
    »Was ist passiert?«, fragte sie und setzte sich hastig auf. In ihrem Kopf drehte sich alles, und sie fiel kraftlos in die Kissen zurück.
    »Sie sind ohnmächtig geworden, meine Liebe«, erklärte Blythe und tätschelte ihre Hand.
    »Oh nein! Es tut mir furchtbar Leid!«
    »Meine Schwester ist beim Anblick von Mäusen immer ohnmächtig geworden, und Sie scheinen dasselbe Problem mit Küchenschaben zu haben. Machen

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