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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Sie sich darüber nur keine Sorgen – Mr. Crawley ist früher als geplant eingetroffen, und wir fahren mit ihm in die Stadt zurück.«
    »Aber das Mittagessen ...«, protestierte Elsa, die noch nicht in der Lage war, zusammenhängend zu denken. Sonst hätte sie sicher begriffen, dass die beiden wahrscheinlich keinen Wert auf eine Mahlzeit legten, die in einer Küche zubereitet war, in der Mäuse und Küchenschaben ihr Unwesen trieben. »Sanja hat kalten Lammbraten, eingelegtes Gemüse und hart gekochte Gänseeier vorbereitet.«
    »Seien Sie uns nicht böse, meine Liebe. Herbert möchte gern den Nachmittagszug nach Adelaide erreichen.«
    »Aber ... was soll ich denn jetzt Victoria sagen?«
    »Wir werden ihr unsere Entscheidung in einigen Tagen mitteilen.«
    Obwohl Elsa immer noch nicht ganz bei sich war, ließ Blythes Ton bei ihr wenig Zweifel daran aufkommen, dass diese Entscheidung ungünstig ausfallen würde.
    »Wir finden den Weg schon allein«, sagte Blythe und verließ mit Herbert den Raum.
    Elsa rappelte sich mühsam hoch. »Ich kann nicht glauben, dass ich dafür wie ein Sklave geschuftet habe«, schluchzte sie. »Ich habe Blasen an den Fingern und raue Haut ...« Sie blickte in der Erwartung auf ihre Hände hinab, Handschuhe zu sehen, doch gleich darauf begann ihr Herz wie wild zu hämmern. Blythe hatte ihr die Handschuhe ausgezogen und dadurch ihre Hände gesehen. Im Vergleich zu ihren Händen mussten die einer Waschfrau wie Prinzessinnenhände wirken. Sie fühlte sich tief gedemütigt und hatte plötzlich das Bedürfnis, Blythe und Herbert alles erklären zu müssen, um Taras und Victorias willen. Sie zählten auf sie, und sie durfte sie nicht enttäuschen.
    Draußen auf der Terrasse sah sie Blythe und Herbert gerade noch zu Rex in den Wagen steigen. Rex hatte den Mund voll Teegebäck und konnte ihr deshalb keinen Gruß zurufen, doch er winkte ihr mit einem Keks in der Hand fröhlich zu.
    »Warten Sie!«, rief Elsa verzweifelt, doch gleich darauf waren sie fort. Wäre nicht die Staubwolke gewesen, die sich unter einem weiten, tiefblauen Himmel langsam entfernte, hätte Elsa geglaubt, sie habe sich den Besuch nur eingebildet.

30
    J abba Jurras Lieblingsplatz am frühen Abend war der Schatten eines Gidgee-Baumes. Mit Ockerfarben malte er dort traditionelle Punktmuster auf Rindenstücke, während Jack und Hannah neben ihm saßen und seine Zeichnungen auf Steinen nachmalten. Tara und Nugget saßen am Lagerfeuer, in angeregtem Gespräch mit Jackie Kantji. Mit Nuggets Hilfe als Übersetzer erzählte Jackie Tara Geschichten aus seiner Zeit als Pferdezureiter. Nugget behauptete, Jackie sei der beste Zureiter in der Gegend um Broken Hill und Wilcannia gewesen, wo es Tausende von Wildpferden gab. Einige davon wurden speziell für die Arbeit mit dem Vieh ausgebildet und an die großen Farmen in dieser Gegend verkauft.
    »Weiße in dieser Gegend haben immer auf Jackie gesetzt«, sagte Nugget stolz. »Und viel Geld damit gemacht.«
    »Wie lange ist Jackie schon blind?«, fragte Tara. Sie sah, wie der alte Mann es genoss, seine besten Jahre in Gedanken noch einmal zu durchleben. »Es ist so tragisch, dass er nichts mehr sehen kann.«
    »Dunkelheit ist seit langer Zeit immer tiefer geworden, Missus, aber Jackie sieht immer noch alles hier drin.« Er deutete auf seinen Kopf. Tara dachte, er meine seine Erinnerungen, bis Jackie sich umwandte, auf die Ebene zeigte und etwas zu Nugget sagte.
    »Ethan kommt, Missus«, erklärte Nugget.
    »Woher wissen Sie das?«
    »Jackie hat es mir gesagt. »Er deutete hinter sich in die Büsche, doch sie konnte außerhalb der Akaziensträucher, die sieumgaben, nichts hören oder sehen. Tara glaubte, der alte Mann bilde sich Dinge ein, und fühlte Mitleid in sich aufsteigen. Doch er blieb geduldig wartend sitzen, und tatsächlich tauchte wenige Minuten später Ethan bei ihnen auf.
    »Woher wusste Jackie, dass er kommen würde?«, wollte Tara überrascht wissen. Ethan kam auf Hannibal angeritten, und da ein Kamel im Gegensatz zu Pferden sehr leise lief, war es fast unmöglich, dass Jackie ihn gehört hatte.
    Nugget grinste, sagte aber nichts.
    Tara konnte es nicht glauben. Hier im Busch gab es so viele verschiedene Geräusche, das Summen der Insekten, die Rufe der Vögel und das Rascheln der Tiere im trockenen Gras. Nachts waren die Geräusche der Kängurus, Emus, Kaninchen und Wombats, die durch das Lager zogen, genau wie die Sinfonie der Insekten so laut, dass Tara nicht hatte schlafen

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