Der Ruf des Abendvogels Roman
selbst dann, wenn der Auserkorene gar nicht so sehr darauf eingehen wollte, wie es bei Riordan anscheinend der Fall gewesen war.
Ethan blieb einen Augenblick stumm. Er wusste, dass Maddy für ihr Leben gern flirtete, und konnte sich vorstellen, dass ihr jemand wie Riordan gefiel. »Deshalb also gehst du allein hier draußen spazieren – dein Verlobter ist dir untreu geworden!« Er verstand nicht, wie Riordan Augen für eine andere Frau haben konnte, besonders an diesem Abend. Tara bot einen Anblick, den zu bestaunen er nie müde werden würde.
Tara fuhr herum. »Riordan ist nicht mein Verlobter, und er ist auch nicht untreu. Maddy hat nur so eine Art an sich, die man ... nur schwer ignorieren kann. Du weißt bestimmt, was ich meine.«
»Oh ja, das tue ich.« Maddy konnte wirklich eine kleine Hexe sein. Er lächelte, wurde jedoch gleich wieder ernst. »Soll das übrigens heißen, dass du Riordans Antrag abgelehnt hast?«
»Nicht direkt.« Tara mochte den Gedanken nicht, dass Ethan gegen Maddys Reize nicht immun zu sein schien. »Ich denke noch darüber nach.«
Ethan senkte den Kopf und starrte zu Boden. Tara fühlte, wie ihr Blick von seinem gut geschnittenen Mund wie magisch angezogen wurde, den sie im blassen Mondlicht nah vor sich sah. Sie dachte an Riordans Kuss, der in ihr keinerlei Erregung ausgelöst hatte. Doch der elektrisierende Moment mit Ethan konnte auch eine Ausnahme gewesen sein – vielleicht hatten ihre Gefühle sie wirklich mit sich fortgerissen, wie Ethan gesagt hatte, und es wäre beim nächsten Mal ganz anders.
»Deine Mutter wäre bestimmt dafür, dass du Riordan heiratest«, meinte Ethan und beobachtete sie scharf. Allein der Gedanke daran bereitete ihm unerträgliche Schmerzen.
Elsa hatte tatsächlich oft durchblicken lassen, dass eine solche Verbindung ihr sehr recht wäre. »Ich habe dir doch schon einmal gesagt, dass ich selten tue, was meiner Mutter gefällt.«
»Dass du mich geküsst hast, hat ihr sicher nicht gefallen.« Er fragte sich, ob sie deshalb so leidenschaftlich auf sein Drängen geantwortet hatte – doch sie hatte ja nicht ahnen können, dass ihre Mutter sie beobachtete.
Wieder starrte Tara auf seinen Mund, und ihr fiel ein, wie atemlos der Kuss sie gemacht hatte. Sie erinnerte sich an das flaue Gefühl in ihrer Magengrube und fragte sich, warum sie niemals so empfunden hatte, wenn Garvie oder Riordan sie geküsst hatten.
»Aber mir hat es gefallen«, hörte sie sich flüstern. Eigentlich hatte sie die Worte nicht aussprechen wollen, doch einige Gläser Wein hatten ihre Zunge gelöst.
Sie lehnte sich an den Stamm eines Eukalyptusbaums, schloss die Augen und dachte an den Tag, an dem die Heuschrecken über Tambora hergefallen waren. Der Wein hatte auch ihren Geist entspannt, und so war es leicht, die Gedanken wandern zu lassen. Ein leichter Wind löste einige Locken aus ihrer Frisur und trug den Fliederduft ihres Parfums mit sich davon. Ethan sah sie an, und ihr Duft reizte seine Sinne. Er spürte seinen raschen Herzschlag, während er ihren zauberhaften Anblick im Mondschein genoss. Sie war die schönste Frau, die er je gesehen hatte, und er kämpfte gegen den Impuls an, sie auf der Stelle in seine Arme zu ziehen. Als sie jetzt ihren Mund leicht öffnete und sich in der Erinnerung an diesen einen wundervollen Kuss mit der Zunge über die Lippen fuhr, ergab er sich dem Verlangen, das ihn durchströmte.
Tara fühlte sich von starken Armen ergriffen und an einen warmen Körper gezogen. Sie erschauerte, öffnete aber nicht die Augen. Sie spürte Ethans Atem auf ihrer Wange, und dann berührten seine Lippen ganz leicht die ihren. Wieder durchfuhr sie ein wohliger Schauer, als sie sich gegen ihn sinken ließ, und sie meinte, ihn ihren Namen flüstern zu hören.
Plötzlich schlossen sich seine Arme ganz fest um sie; seine Lippen suchten hungrig die ihren, und ihre Knie wurden weich. Eine alles verzehrende Leidenschaft durchströmte sie wie ein Feuerstoß, und sie seufzte leise auf, während sie sich mit den Fingern in seine kräftigen Rückenmuskeln krallte.
Sie hörte auch ihn aufstöhnen und fühlte sich noch fester gegen seinen kraftvollen, männlichen Körper gepresst. Sie war nichtmehr in der Lage, zu reden oder auch nur zusammenhängend zu denken ...
»Tara!«, flüsterte er mit vor Erregung rauer Stimme, während er leichte Küsse auf ihrem Hals und ihrer rechten Schulter verteilte. »Oh Tara!«
Kurz bevor das Verlangen sie vollkommen überwältigte, löste
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