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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Horton hat geschrieben, dass das Haus allen Standards genügt und dass offensichtlich alle Anstrengungen unternommen würden, die Kinder mit Güte und Wärme aufzunehmen.«
    »Das ist ja wunderbar, Tante Victoria. Aber – sind wir denn schon so weit, dass die Kinder kommen können? Es müssen genügend Betten bezogen werden, und ich weiß nicht einmal, ob wir ausreichend Lebensmittel im Haus haben.«
    »Darüber brauchen wir uns erst einmal keine Gedanken zu machen – anscheinend hat Mrs. Horton wegen der kurzfristigen Benachrichtigung jedem Kind eine Fünftagesration an Lebensmitteln mitgegeben.«
    »Dann müsste alles bereit sein.«
    Plötzlich erschienen Lottie, Belle und Maddy hinter Victoria. Überraschenderweise steckten sie alle in Arbeitsanzügen, die aus dem Schrank im Arbeiterhaus stammten. »Wir sind hier, um uns unsere Mahlzeiten zu verdienen«, erklärte Lottie, die ein Tuchum ihre blonden Haare gebunden hatte. »Elsa und Sorrel sind dabei, zwölf Betten zu beziehen.«
    »Das ist wirklich nett von euch«, stieß Tara dankbar hervor. »Wir können jede Hilfe gebrauchen.«
    Um zehn Uhr kamen Elsa und Sorrel mit Tabletts voller Zimtplätzchen, die Sanja gerade frisch gebacken hatte, zu den Hütten herüber. Nugget hatte den Teekessel aufgesetzt. Die Männer hatten mittlerweile fünfundsechzig Schafe geschoren. Sogar Riordan beherrschte das Scheren inzwischen recht gut, doch sein Rücken schmerzte, als ob er in zwei Teile brechen wollte.
    »Wir werden viel mehr schaffen, wenn Ethan zurückkommt«, meinte Nugget. Ethan half Saladin beim Aufladen und Ausliefern von Vorräten für die Kinder in der Missionsschule. Er hatte versprochen, kurz nach Mittag wieder auf der Farm zu sein. Zur Not würden sie eben die ganze Nacht durcharbeiten, um alle Schafe zu scheren. Victoria fürchtete, dass sie es niemals schaffen würden, den Verladetermin in zwei Tagen einzuhalten, obwohl Lottie, Maddy und Belle Tara halfen, die Wolle mit Bändern zu Ballen zusammenzuknoten. Sie war niedergeschlagener als je zuvor in ihrem Leben. Nicht nur, dass sie William Crombie nicht enttäuschen wollte, vor allem aber brauchte sie das Geld, um den Männern und Nerida alles zurückzuzahlen, was sie ihnen schuldete. Sie würde sich erst wieder wohl fühlen, wenn das geschehen war.
    Als die Männer nach einer kurzen Pause wieder an die Arbeit gehen wollten, hörten sie das Motorengeräusch eines Wagens. Eine Minute später blickten sie auf und sahen die besten Scherer der Gegend – Wally, Wonky, Dave Barnett und Mitch O’Connell an der Tür stehen. Hinter ihnen tauchte auch Rex Crawley auf.
    »Was wollt ihr hier?«, fragte Victoria kühl.
    Wally wirkte so zerknirscht, wie es bei einem Mann seiner Größe möglich war. »Wenn ihr den Mut habt, tausend Schafe eigenhändig zu scheren, dann ziehe ich vor euch den Hut«, sagte er und genau das tat er: Er nahm seine Kappe ab.
    »Wenn du den ganzen Weg hier herausgekommen bist, um deinen Hut zu ziehen, Wally Sherbourne, dann verschwendest du deine Zeit«, meinte Victoria unfreundlich.
    »Wir sind hier, um Schafe zu scheren, Victoria. Es tut mir Leid, dass wir auf Tadd gehört haben – was deine Nichte getan hat, bevor sie herkam, geht niemanden außer ihr etwas an.«
    »Es gibt nicht viele, die dir da Recht geben würden.«
    »Als wir gerade losfahren wollten, kam Ethan in die Bar. Er hat die Männer daran erinnert, dass keiner von ihnen ein Heiliger ist. Ich denke, sie haben verstanden, was er sagen wollte. Und wenn Ihre Tara nur halb so mutig ist, wie man mir erzählt hat, dann ist sie für mich in Ordnung!«
    Victoria blieb einen Augenblick stumm. Sie war versucht, zu lächeln, zwang sich aber, ernst zu bleiben. Ein Blick zu Tara hinüber zeigte ihr, wie erleichtert diese war. »Seid ihr bereit, die Nacht durchzuarbeiten? Das wird nämlich nötig sein, wenn wir den Verladetermin einhalten wollen.«
    »Wir hören nicht auf, bis die Arbeit erledigt ist.«
    Da noch ungefähr achthundert Schafe zu scheren waren, war Victoria ehrlich beeindruckt. Sie warf einen Blick in die Runde der Männer und Frauen, die mit ihr in der Hütte standen und die alle heilfroh über das Auftauchen der Scherer waren. Die Arbeit war viel zu schwer für sie gewesen, und sie ahnten nicht, wie dankbar sie ihnen auf ewig für ihre Loyalität und Hilfsbereitschaft sein würde.
    »Dann fangen Sie besser sofort an«, sagte sie, zu Wally gewandt.
    Wally ging in den hinteren Teil der Hütte und lächelte, als er die Schafe

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