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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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an Ethan, der sah, dass sie über den kleinen Scherz nicht lachen konnte. »Wann brechen wir nach Tambora auf?«
    Er musterte sie forschend und musste feststellten, dass sie noch immer wütend war. Aus schmalen Augen sah sie ihn an und wiederholte ihre Frage, wobei sie die letzten beiden Worte betonte: »Wann, Mr. Hunter?«
    Da sie über Geschäftliches sprach, war es ihm ganz recht, dass sie seines Nachnamen gebrauchte. »Das hängt davon ab, ob Sie eine Nacht oder zwei Nächte im Freien verbringen wollen.«
    Tara war jetzt auf der Hut. »Ist das wieder eine von ihren ironischen Fragen?«
    »Nein«, erwiderte er trocken. »Die Antwort hängt davon ab, wie bequem Sie es wünschen. Wenn wir jetzt aufbrechen, schlafen wir heute und morgen Nacht im Freien. Wenn wir morgen sehr früh aufbrechen, wenn es noch kühl ist, schlafen wir morgen Nacht im Busch und sind, wenn alles gut geht, übermorgen am späten Nachmittag auf der Farm.«
    Tara dachte ernsthaft über seine Worte nach. In Irland hatte siedie letzten elf Jahre mehr oder weniger in offener Landschaft geschlafen, sodass ihr diese Vorstellung nicht viel ausmachte – abgesehen vielleicht von Schlangen, Eidechsen, Ameisen und Moskitos. Dann fiel ihr ein, dass Mohomet ihr und Sorrel zum Abschied je ein Moskitonetz und einen Fliegenschleier geschenkt hatte. Das Netz konnte sie zwar mit den Kindern teilen, aber sie war nicht sicher, wie die beiden damit zurechtkommen würden. Jack würde es sicher aufregend finden, aber Hannah war noch so jung.
    »Ich überlasse die Entscheidung Ihnen, Mr. Hunter«, sagte sie schließlich und wirkte ein wenig entspannter. »Es ist sehr freundlich von Ihnen, dass Sie uns dorthin bringen.«
    Ethan unterdrückte ein Grinsen. Er wusste, dass er für sie nur zweite Wahl war und dass sein Angebot wenig mit Freundlichkeit zu tun hatte. »Es ist wirklich keine Mühe«, erwiderte mit einer Spur Ironie in der Stimme. »Ich habe noch einige Vorräte hier, die Victoria in Alice Springs bestellt hatte. Ich dachte eigentlich nicht, dass ich so bald nach Alice kommen würde, deshalb wird sie überrascht und bestimmt auch erfreut sein, mich zu sehen.«
    Tara warf ihm einen kühlen Blick zu, sagte aber nichts.
    »Bleibt doch über Nacht!«, bat Ferris. »Dann lernen wir uns noch ein bisschen besser kennen. Percy von nebenan kann Geige spielen, und vielleicht könnten wir sogar tanzen, Tara? Ich habe schon ewig keinen irischen Jig mehr getanzt!«
    Der Gedanke, mit einem so großen und unbeholfenen Menschen wie Ferris zu tanzen, erschien Tara nicht eben verheißungsvoll. Er würde ungefähr so leichtfüßig sein wie ein Braunbär, mit dem er auch sonst viel Ähnlichkeit besaß. Sie war sich außerdem sicher, dass sogar Ethans Kamele besser rochen. »Es tut mir sehr Leid, Mr. Dunmore ... Ferris, aber ich bin wirklich zu müde, um zu tanzen. Vielleicht ein anderes Mal.«
    Ethan entschied, dass es besser war, die Nacht in Wombat Creek zu verbringen und am folgenden Morgen sehr früh aufzubrechen. Tara und die Kinder sollten sich gründlich ausschlafen, bevor sie sich auf die anstrengende Reise nach Tambora begaben.
    Ferris tischte an diesem Abend seine Spezialität auf; Kanincheneintopf. Obwohl das Gericht nur ein paar kleine, weiche Kartoffeln und einige Zwiebeln enthielt, da Gemüse nur schwer zu bekommen war, schmeckte es im Vergleich mit dem, was ihnen im Great Northern Hotel vorgesetzt worden war, ausgezeichnet. Als Tara Ferris von dem Essen in Marree erzählte, lachte er laut auf.
    »Ihnen würde auf der Stelle schlecht werden, wenn ich Ihnen erzählen würde, was der alte Harpie alles in seine Töpfe wirft«, erwiderte er und fügte, als er den verwirrten Ausdruck auf Taras Gesicht sah, hinzu: »Harpie ist Jed Harper, der Koch. Haben Sie ihn nicht kennen gelernt?«
    »Ich ... ich glaube nicht.« Was eigentlich merkwürdig war, denn sie hatte den Eindruck gehabt, fast jeden in Marree zu kennen.
    »Das überrascht mich nicht. Er hält sich von den meisten Leuten fern; ich weiß, ich sollte das nicht sagen, aber er ist irgendwie seltsam.«
    »Seltsam?«
    »Ja, nicht ganz richtig im Kopf. Er ist eine Zeit lang mit den Leuten vom Aranda-Volk durch die Wüste gezogen und mag das Essen der Aborigines.«
    »Ich war der Meinung, dass wir Känguru oder Wombat gegessen haben«, sagte Tara, stolz darauf, nicht angeekelt zu erscheinen.
    Ferris schüttelte den Kopf, und in seinen Augen glitzerte Mutwillen. »Gegen Wombatfleisch und Känguru ist nichts einzuwenden.

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