Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
Vom Netzwerk:
fluchst zu viel!«, hörte Tara Ethan sagen, als sie den Flur hinunter auf das Bad zuhastete. Ob er seine eigene grobe Ausdrucksweise gar nicht bemerkte?
    »Ich hab doch gar nicht geflucht. Ich habe nur festgestellt, dass du zu lange bei deinen verfluchten Kamelen gesteckt hast!«
    Als sie die Tür des Baderaums hinter sich schloss, musste Tara lächeln. Ferris Dunmore hatte eindeutig zu lange in der Einsamkeit gelebt.
    Es dauerte einen Moment, bis Taras Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnt hatten. Als sie gerade dabei war, ihre Toilettensachen, die Handtücher und frische Kleidung für Hannah und sich selbst bereitzulegen, bemerkte sie plötzlich ein Reptil aufdem Boden mitten im Raum. Sie wunderte sich, dass sie nicht daraufgetreten war.
    Erschrocken presste sie sich gegen die Wand, als es zu zischen begann und ihr eine lange, blaue Zunge entgegenstreckte. Bevor sie schreien konnte, huschte es unter die Zinkwanne.
    Ihr erster Gedanke war der, dass Saladin ihr den Leguan ins Bad gesetzt haben musste. Sie war sicher, dass das Tier Minuten vorher, als Ethan die Tür geöffnet hatte, noch nicht da gewesen war. Sie dachte über weitere Möglichkeiten nach, doch je länger sie grübelte, desto überzeugter war sie davon, dass Saladin sie in seiner Gehässigkeit hatte erschrecken wollen. Doch diese Genugtuung würde sie ihm nicht bereiten!
    Sie rief Hannah herein, ohne ihr etwas von der Eidechse zu sagen, wusch sie und zog ihr ein dünnes Nachthemd an. Dann bat sie Jack, im Hotelzimmer auf seine Schwester Acht zu geben, während sie badete.
    Sie blieb so lange in der Wanne, bis sie unruhig wurde, wusch sich die Haare und genoss das kühle Nass, während sie immer wieder zu den Spalten in der Tür hinüber blickte, um sicher zu sein, dass ihr niemand von draußen zusah. Ein gelegentlicher Blick auf den Boden sagte ihr, dass die Eidechse nicht aus ihrem Versteck hervorgekommen war, und das beruhigte sie. Das kalte Wasser tat sehr gut nach der Hitze des Tages, doch im Baderaum war es so warm und stickig wie in einer Räucherkammer. Nachdem sie sich angezogen hatte, rief Tara Jack und erzählte ihm von dem Leguan. Sie beschrieb ihn als kleine, harmlose Kreatur, die vor der Sonnenglut geflohen war – und nicht als ein großes Reptil mit blauer Zunge. Sie forderte den Jungen auf, schnell zu baden und dann gleich wieder herauszukommen.
    In der Zwischenzeit nahm sie die Kleine mit in den abgetrennten Teil der Bar, der für Damen reserviert war. Sie hoffte, Hannah würde dort vor der rüden Ausdrucksweise der Männer nicht so viel mitbekommen. Sie selbst trug eines der neuen Kleider, die sie in Mohomets Laden gekauft hatte, und hatte ihre nassen Haarehochgesteckt, um nicht gleich wieder zu schwitzen. Draußen war es noch immer schrecklich warm, doch zum Glück hatte sich wenigstens der heiße Wind gelegt.
    Ferris brachte ihnen beiden etwas zu trinken. Er blieb verwundert stehen und schnupperte. Sorrel hatte Tara als Erinnerung an zu Hause eine kleine Flasche Parfum geschenkt, und sie hatte sich nach dem Baden etwas davon hinter die Ohren getupft. Nun fühlte sie sich zum ersten Mal seit Tagen erfrischt und sauber.
    Sie spürte, wie er sie schüchtern musterte, und ihm schien zu gefallen, was er sah. Tara bemühte sich, nicht allzu geschmeichelt zu sein, denn ohne Zweifel hätte er auch eine gut gebaute Kamelstute ebenso gemustert. Er stellte ihre Getränke auf einem niedrigen Tisch ab.
    Etwas später kam Ethan herein und sagte, dass Jack eine blauzüngige Eidechse gefunden habe. Als er Tara ansah, verstummte er mitten im Wort und musterte sie mit einem seltsamen Blick, bevor er sich Ferris zuwandte.
    »Sagten Sie, Jack habe eine Eidechse gefunden?« Ich hätte wissen müssen, dass er danach suchen würde, dachte sie.
    »Ja, im Bad«, erwiderte Ethan. »Was für ein Glück, dass Sie das Tier nicht gesehen haben – Ihr Geschrei hätte man sicher bis nach Alice gehört!«
    »Vielleicht bin ich gar nicht so hysterisch, wie Sie zu glauben scheinen«, gab Tara mit hochgezogenen Brauen zurück.
    Ethan musterte sie skeptisch. »Sie haben aber heute Mittag bewiesen, dass Sie durchaus hysterisch werden können.«
    »Das war keine Hysterie«, begehrte Tara auf. »Und normalerweise bin ich auch nicht so empfindlich.«
    Ethan war offensichtlich nicht überzeugt – und Tara, die schon daran gedacht hatte, ihm ihren Verdacht mitzuteilen, dass Saladin die Eidechse ins Bad gesetzt habe, besann sich eines Besseren. Ethan hätte ihr niemals

Weitere Kostenlose Bücher