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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Gastwirtschaft besessen, bevor er nach Australien gekommen war, um beim Goldwaschen im Timber-Creek-Fluss sein Glück zu machen.
    Dann habe ich mein ganzes Geld beim Spielen verloren«, sagte er schulterzuckend. »Irgendwann hat mir ein Eingeborener in meiner Hütte das Bein mit seinem Speer durchbohrt.« Er stellte einen seiner schmutzigen Füße auf den Tisch und zeigte ihr eine gezackte Narbe und eine tiefe Einbuchtung an der Außenseite seines Schienbeins. Es musste eine schreckliche Wunde gewesen sein. »Ich habe Glück gehabt, dass sie nicht brandig geworden ist«, meinte er leichthin.
    Tara schauderte. »Warum hat der Eingeborene Sie denn angegriffen?«
    Ferris wirkte wieder sehr verlegen, was gar nicht zu einem so hünenhaften Mann passen wollte. Er stellte den Fuß wieder auf den Boden, ohne zu registrieren, dass Tara eifrig den Tisch sauber scheuerte.
    »Ich hatte ein Auge auf seine Frau geworfen. Anscheinend ist es dort so Sitte, dass der betrogene Ehemann den Rivalen durchbohren darf. Er hat drei Schüsse, aber einer hat mir gereicht. Keine Frau ist es wert, sich dreimal verwunden zu lassen, also habe ich mein Gewehr genommen, und er ist geflohen. Als ich endlich gesund war, bin ich wieder auf die Goldsuche gegangen und habe mir ein neues Vermögen verdient. Ich beschloss, das Wombat-Creek-Hotel zu kaufen, bevor ich alles wieder verspielen würde. Bei ›Two Up‹ werde ich schwach – ich kann einfach keinem Spielwiderstehen.« Plötzlich begannen seine Augen zu leuchten. »Möchten Sie es nicht vielleicht lernen?«
    Ein Blick in seine fiebrig glänzenden Augen sagte ihr, dass er wirklich ein Problem mit den Karten hatte. »Nein, danke«, erwiderte sie. »Ich verliere nicht gern Geld.«
    Er antwortete mit einem weiteren Schulterzucken: »Ihre Klugheit übersteigt Ihre Jahre, Mädchen!«
    Wenn das nur wahr wäre, dachte Tara.
    Sie brachten den Abwasch zu Ende und gingen in die Bar, wo Ferris sich selbst ein Bier zapfte und ihr ein Glas von einem Wein eingoss, den er selbst gekeltert haben musste, wie Tara vermutete. Sie mochte nicht daran denken, woraus er ihn gemacht hatte, jedenfalls war er sehr stark und etwas bitter, aber trinkbar.
    »Finden Sie ihr Leben hier draußen nicht sehr einsam?« Tara fühlte sich schon von der Welt abgeschnitten, seit sie Adelaide verlassen hatten. Sie war sicher, dass sie sich niemals an das Leben in der Abgeschiedenheit des Outback gewöhnen würde. Es war vor allem das Gefühl der Isolierung, zu wissen, dass die Zivilisation Tausende von Meilen entfernt war – und das Meer ebenfalls.
    »Es braucht seine Zeit, aber man gewöhnt sich daran«, sagte Ferris und lehnte sich an die Bar. »Ich könnte nie mehr in einer Stadt leben. Vor fünfzehn Monaten habe ich Charity geheiratet, und wenn das Baby erst da ist, werde ich wohl nie mehr einsam sein.«
    Ein Mann war unbemerkt in die Bar gekommen und hatte das letzte Stück ihrer Unterhaltung mitgehört. »Du alter Lügner! Lottie hat immer dafür gesorgt, dass du nicht einsam warst, auch wenn es doch den einen oder anderen Schilling gekostet hat!«
    Tara wandte sich erschrocken um: Ein schmaler, schlanker, etwa sechzigjähriger Mann blieb wie angewurzelt stehen, als er sie sah.
    »Tara, das ist Percy Everett, der Besitzer des Geschäfts gleich nebenan«, erklärte Ferris ärgerlich. »Und nebenbei ein dreckiger Lügner.«
    »Wo um Himmels willen kommen Sie denn her?«, fragte Percy Tara sichtlich überrascht.
    »Ich bin heute aus Marree angekommen«, gab sie kühl zurück. »Und wer ist Lottie?«
    »Sie ist ... eine Frau, die irgendwo dort drüben wohnt ... Wie sind Sie hierher gekommen?« Er fuhr sich mit den Fingern durch seine dünnen, ergrauenden Haare, zutiefst verwundert, dass er nichts von ihrer Ankunft gewusst hatte.
    »Mit dem Zug. Wo ist denn ›irgendwo dort drüben‹?«
    »Na, ungefähr da hinten.« Er deutete vage in nordwestliche Richtung, und Tara war nicht sicher, ob es in der Nähe war oder eine Meile weit entfernt.
    »Wenn es in der Stadt noch eine andere Frau gibt, würde ich sie gern kennen lernen.« Tara kletterte von ihrem Barhocker herunter. Sie dachte, die Männer würden vielleicht gern unter sich sein, und suchte eine Entschuldigung, um sie allein zu lassen. Außerdem hatte sie Lust auf einen kleinen Spaziergang, jetzt, wo die Sonne tief am Himmel stand, und die Aussicht auf ein Gespräch mit einer Frau erschien ihr ebenfalls sehr verlockend.
    »Das ... können Sie nicht ...«
    »Warum denn nicht? Ich

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