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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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ist doch erst halb acht!«, murmelte Madeline nach einem Blick auf die Kuckucksuhr an der Wand. Dann stutzte sie plötzlich, denn jetzt erst war ihr aufgefallen, dass Lottie Besuch hatte.
    Madeline war eher klein, mit runden Hüften, einer schmalen Taille und vollen Brüsten. Tara schätzte sie auf Ende zwanzig oder Anfang dreißig. Ihre schwarzen Haare waren sehr lang, fast so lang wie Taras, ihre Haut hell und glatt. Allerdings fielen Tara einige rote Schwellungen auf, die zu jucken schienen, da sie daran kratzte. Tara vermutete, dass es sich um Mückenstiche handeln würde, denn auch auf ihrer eigenen Hand ließ sich jetzt ein solches Insekt nieder, das sie rasch erschlug. Madelines Augen waren von einem warmen Hellbraun, und ihr Blick war offen und intelligent. Die dunklen Ringe unter ihren Augen sprachen dafür, dass sie in der Hitze des Tages wohl nicht allzu gut schlief. Sie trug ein hellblaues, sehr kurzes Nachthemd, das ihre wohlgeformten Beine entblößte.
    »Maddy, das hier ist Tara Flynn, Victoria Millburns Nichte.«
    »Hallo!«, sagte Maddy, deren Stimme noch müde klang. Sie warf Lottie einen Blick zu. »Ich muss geträumt haben – ich dachte, ich hätte ein Huhn gackern gehört.«
    »Ach ja, die Küken! Wenn Schlangen draußen sind, werden sie sie schnell entdecken.« Lottie wandte sich an Corabella. »Belle, würdest du sie bitte in den Auslauf setzen und ihnen Wasser geben? Sie stehen auf der vorderen Veranda. Tara war so nett, sie vom Laden herüberzubringen.«
    »Klar«, gab Belle zurück. »Bitte stellt schon mal den Kessel für mich auf«, rief sie noch über die Schulter zurück, während sie hinausging, um die unglücklichen Küken aus ihrer misslichen Lage zu befreien.
    Lottie wandte sich wieder Maddy zu, die sie verständnislos anblickte. »Erinnerst du dich nicht? Ich habe sie schon vor Wochen bestellt. Sie sind heute Morgen mit dem Zug angekommen.«
    Maddy nickte. »Wir hätten sie wahrscheinlich gar nicht bekommen, wenn Tara es Percy Everett überlassen hätte, sie herüberzubringen«, meinte sie noch immer etwas schläfrig. »Er hätte sie sicher Ferris gegeben, ohne uns etwas davon zu sagen, damit der zur Abwechslung Hühnereintopf auf der Speisekarte gehabt hätte.«
    »Ethan hätte sie uns bestimmt gebracht«, sagte Lottie, stellte den Kessel auf den Herd und machte Feuer an.
    Maddys Augen leuchteten auf, und ihre Müdigkeit schien plötzlich wie weggeblasen. »Ist Ethan etwa in der Stadt?«
    »Anscheinend ja. Er hat Tara erklärt, wo sie uns findet.«
    Wieder musterte Maddy Tara von Kopf bis Fuß, und ihr Blick verweilte besonders lange auf Taras Gesicht. Ihre braunen Augen wurden dunkel vor Eifersucht.
    »Bringt Ethan euch nach Tambora?«, fragte Lottie, als hätte sie Maddys Gedanken gelesen.
    »Ja, aber nur sehr ungern, da bin ich sicher.«
    »Warum glaubst du das?«
    »Weil man sagen könnte, dass unsere Bekanntschaft etwas unglücklich begonnen hat. Ich finde, er ist ein sehr schwieriger Mensch – arrogant wäre vielleicht ein besserer Ausdruck.«
    Lottie lachte leise auf. »Er wählt seine Worte nicht gerade vorsichtig, und dadurch fühlen sich manche Leute schnell verletzt – aber er hat ein Herz aus Gold!«
    »Ja, genauso hart und kalt«, meinte Tara trocken.
    Lottie lächelte. »Frag doch Maddie, wie er wirklich ist – sie kennt ihn besser als wir alle zusammen!«
    Der Hintersinn der letzten Worte war Tara nicht entgangen, und sie musterte Maddy mit dem gleichen durchdringenden Blick, mit dem diese sie kurz zuvor bedacht hatte. Maddy sah sie noch immer an, doch sie wirkte jetzt friedfertiger, so als sei sie zu dem Schluss gekommen, Tara sei doch keine so große Konkurrenz wie zuvor angenommen.
    Tara fand, Maddy habe nicht den leisesten Grund zur Sorge, denn Ethan war der letzte Mann, den sie attraktiv gefunden hätte.
    »Ich mache mich besser zurecht, für den Fall, dass Ethan noch kommt«, sagte Maddy, ging zurück in ihr Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
    »Sie mag ihn sehr«, flüsterte Lottie augenzwinkernd.
    »Das merkt man«, gab Tara zurück und fügte, plötzlich neugierig geworden, hinzu: »Kommt er oft her?«
    »Nicht oft, aber ab und zu; Maddy lebt nur für seine Besuche.«
    »Das habe ich gehört«, meinte Maddy, die mit einer Haarbürste in einer Hand aus ihrem Zimmer kam.
    »Es ist doch wahr«, verteidigte sich Lottie.
    »Ich streite es ja auch gar nicht ab. Er ist ein toller Mann! Wenn Ethan Hunter einer Frau sein Brandzeichen aufdrückt, ist sie

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