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Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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Kugel von der Größe eines Baseballs hervor. Das Säckchen fiel zu Boden, und Clio streckte eine ausgebreitete Hand aus, während sie zum Pentagrammsymbol zu ihren Füßen hinabschaute. Es erglühte heller und heller, bis schließlich Flammen aufflackerten und bis zu ihren Fingern aufstiegen. Dann hielt sie die Kugel wieder in beiden Händen, die Flammen umspielten sie und tauchten Hände und Kugel in ein glimmendes Orange. Schließlich löste sich Clio von den Lohen und hatte nur noch ein Häufchen Asche in der Hand. Mit den geschickten Fingern eines Handwerksmeisters formte sie aus den Überresten des Feuerballs eine Spitze, scharf wie bei einem Eispickel.
    Sie nickte Jimmy zu, der gehorsam sein Hemd auszog und ihr den nackten Rücken zuwandte. Selbst aus dieser Entfernung konnte ich die hartnäckigen, tiefen Narben erkennen, die bei allen Engeln in der Ausbildung die Schulterblätter zierten. Dieses vernarbte Gewebe wartete auf etwas so Göttliches und Zauberhaftes wie ein Paar Flügel, aber dafür mussten wir in unserem Training erst einmal so weit kommen. Clio hob den scharfkantigen Pflock in die Luft, seine Spitze funkelte wie ein Diamant. Dann schoss ihre Hand hinab. Mit zwei raschen Schnitten zerteilte sie die Narben. Ratsch, ratsch. Es hörte sich an wie die Rückkopplung eines Mikrofons. Jimmy wand sich vor Schmerzen, man konnte selbst von hier oben erkennen, wie sich die Muskeln anspannten, kämpften und er dann rasch wieder aufrecht dastand. Jetzt tropfte auf seinen Schultern eine dicke, schwarze Masse aus den beiden Schnitten. Darunter blubberten und zischten die Narben, um dann innerhalb von Sekunden zu verdampfen. Es geschah so schnell, dass ich fast schon dachte, ich hätte irgendwas verpasst. Sein Rücken war jetzt wieder eine völlig glatte Leinwand, die kräftigen Muskeln waren das Einzige, was sich auf der Haut abzeichnete. Aber als er sich umdrehte, war er nicht mehr Jimmy. Jetzt war er dieser andere Typ, der blonde Mann, den ich beim Kampf in meinem Zimmer hatte aufblitzen sehen. Lance kauerte sich hin und lehnte sich vor, um alles besser zu erkennen. Ich berührte ihn am Arm.
    »Du hast das also auch gesehen?«, flüsterte ich.
    Er nickte mit geschürzten Lippen.
    Clio verneigte sich kaum merklich. Ich befürchtete, die ganze Sache könnte vorüber sein, bevor ich Zeit gehabt hatte, mir alles gut einzuprägen. Deshalb ließ ich rasch den Blick über die Figuren an ihrer Seite wandern. Wer waren bloß all diese Leute? Woher kamen sie? Als ich sie einen nach dem anderen unter die Lupe nahm, bemerkte ich rund um Wylie mehrere bekannte Gesichter, seine Krewe-Kameraden, die ich fotografiert hatte.
    Clio küsste Jimmy auf die Stirn und reichte ihm die Waffe, die die schmutzige Arbeit verrichtet und ihn verwandelt hatte. »Und nun lasst uns dem Fürsten für die Macht danken, die er uns für unsere Dienste verleiht.« Als sie dreimal in die Hände klatschte, reckte Jimmy die Spitze in den Himmel, und die Frauen, die die Zutaten dargeboten hatten, kamen wieder herbei, um sie an sich zu nehmen. Die Gruppe stand im Kreis um Clio und Jimmy. Ein weiteres Mal klatschte Clio in die Hände, und nun traten alle zu ihr auf die Decke. Erneut erklangen die Trommeln, stimmten aber einen anderen, munteren Rhythmus an. Die Frauen mit den Urnen hielten die Gefäße hoch über ihre Köpfe, schwenkten sie in der Luft und bewegten sich im Takt, während die ganze Gruppe zu tanzen begann. Sie hopsten und sprangen, wirbelten frei und gelöst herum. Manche tanzten zusammen, während andere ganz in ihrer eigenen Welt versunken waren. Einige der Männer streiften die T-Shirts ab und warfen sie beiseite. Die Frauen in den langen Kleidern lüpften sie im Tanz bis zu den Knien und Schenkeln. Clio blieb mit ihrem neuen Rekruten in der Mitte des Tuches und tanzte dort mit ihm. Die anderen hielten respektvoll Abstand und ließen einen Kreis um sie herum frei.
    Eigentlich hätte die Szene chaotisch aussehen sollen, aber die Freiheit des Ganzen hatte etwas Betörendes an sich. Wie bei einem Stammesritual erfasste sie ein primitiver Rausch, der sogar die Luft erzittern ließ. Ich spürte, wie sich meine angespannten Muskeln lösten, ich eine lockere Haltung annahm und die Gedanken hinter meiner Stirn plötzlich nicht mehr rasten. Meine Ängste verpufften, während ich zusah. Schweiß glänzte auf der Haut der Tänzer, und die Kleidung klebte ihnen inzwischen am Körper, aber das störte sie offenbar nicht. Jetzt schien einzig die

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