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Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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Wylie hat eine Neue. Ob Sabine das wohl weiß?«, sagte ich schließlich.
    »Warum sollte sie das denn scheren?«, fuhr Lance mich an, und seine Stimme war wie ein dumpfer Schlag. »Mit dem ist sie fertig. Sie weiß schließlich, was er ist.« Es tat mir weh, Lance ihretwegen so aufgebracht zu sehen.
    »Da bin ich mir nicht so sicher. Ich habe ihr geraten, die Finger von ihm zu lassen, und das hat Connor ihr auch eingebläut. Aber sie war darüber gar nicht glücklich, mehr sag ich ja gar nicht.« Er sah mich nicht an. Stattdessen saß er mit den Ellbogen auf den Knien abgestützt da und spielte mit einem Blatt herum, das er in winzige Fetzen zerpflückte. Ich sprach weiter: »Weißt du wirklich nicht mehr, wie schwer es ist, den Bann zu brechen, wenn jemand von diesen … diesen Kreaturen verzaubert wurde?«
    »Natürlich weiß ich das noch«, entgegnete er mit bitterer Stimme. Seine Blicke durchbohrten mich. »Warum erzählst du mir nicht noch mal, wie das mit dieser Nachricht von Lucian war?«
    Inzwischen brodelte es in mir. Wut stieg in mir auf, und ich wusste, dass ich sie irgendwie runterschlucken musste, weil ich sonst in die Luft gehen würde, und das würde es nur noch schlimmer machen. Ich hatte von diesem Abend wirklich die Nase voll. »Eigentlich meinte ich ja Dante, aber egal.«
    Als Lance endlich wieder den Mund aufmachte, hatte auch er sich ein wenig beruhigt. »Na ja, irgendwas müssen wir jedenfalls unternehmen. Die ganze Sache wird nämlich immer schlimmer. Ich habe keine Ahnung, was sie da mit Jimmy gemacht haben, aber es sieht ganz so aus, als wäre er nicht der Letzte gewesen.«
    Zurück zuhause gingen wir direkt zu Connor hinüber, wo wir River und Tom antrafen, die ihm bereits Bericht erstatteten.
    »Das war ’ne richtig üble Sache«, sagte River gerade, als wir zur Tür hereinkamen.
    Wir ergänzten noch das eine oder andere, wurden von Connor mit einem »Gute Arbeit, Leute« bedacht und verließen dann sein Zimmer. Ich war viel zu mitgenommen, um jetzt ins Bett zu gehen, deshalb folgte ich River und Tom raus in den Hof, wo wir drei die Geschehnisse der Nacht noch einmal durchkauten und Trost darin fanden, dass wir diese Erlebnisse miteinander teilen konnten. Lance blieb lieber im Haus. Wir hatten uns nicht einmal gute Nacht gesagt.
    Als ich schließlich raufging, war unser Zimmer dunkel, und Sabine schlief in ihrem Bett.
    Am nächsten Morgen wachte ich aus so tiefem Schlaf auf, dass ich nicht einmal genau wusste, wo ich war, als ich die Augen aufschlug. Hinter meiner Stirn hatten meine Gedanken wilden Träumen freien Lauf gelassen, sie waren von den Figuren bevölkert gewesen, die ich auf dem Friedhof gesehen hatte. Aber in dieser Version war es nicht Clio gewesen, die auf dem bunten Tuch getanzt und die Gruppe angeführt hatte, so dass alle Augen auf sie gerichtet waren. Diesmal war ich in diese Rolle geschlüpft, und das Schlimmste daran war gewesen, dass es sich nicht einmal um einen Albtraum gehandelt hatte, wie man doch eigentlich hätte erwarten müssen. Nach dem, was ich am Vortag alles erlebt hatte, war ich eigentlich darauf gefasst gewesen, schweißüberströmt aufzuwachen und vor lauter Angst die Augen nicht mehr zumachen zu können. Stattdessen hatte mein Unterbewusstsein einen bestimmten Teil der Erlebnisse herausgepickt und daraus eine wunderbare Vision gebastelt. Und das machte mir Angst.
    Ich ließ einen Arm wie einen toten Ast über die Bettkante baumeln und suchte blind in meiner Tasche herum, bis ich auf etwas Hartes, Kühles stieß – das Handy. Als ich es anstellte, entdeckte ich wie erwartet eine SMS . Meine neuesten Anweisungen:
    Die letzte Nacht war zweifellos aufschlussreich. Vielleicht hast du noch gar nicht realisiert, wie viel du gestern erfahren hast. Das Wichtigste sind dabei vermutlich die Gefühle, die die Geschehnisse in dir ausgelöst haben. Darin liegt die Stärke dieser Gruppe – sie wissen zu betören und verzaubern wie niemand sonst. So funktioniert das hier – instinktiv und emotional. Damit ködern sie einen Menschen in einem unachtsamen Moment und gewinnen ihn für sich, bevor er auch nur auf die Idee kommt, dagegen anzukämpfen. Dieser Bereich ist weniger intellektuell als der, mit dem du es in Chicago zu tun hattest, hier geht es eher um körperliche Empfindungen. Es ist gut möglich, dass du hier mit Logik nicht weiterkommst – hör auf deine Gefühle. Vermutlich wird dieser Kampf viel gewaltiger. Aber deshalb ist er ja auch dein zweiter Test.

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