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Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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würden. Wir ließen den Blick blitzschnell über die Gesichter wandern. Nein, noch waren sie nicht hier.
    Nach einer Runde um den Block kamen wir wieder an der Straßenecke raus. Theoretisch war das ja ihr Treffpunkt, und wir brauchten jetzt eine Stelle, von der aus wir sie beobachten konnten. Also schoben wir uns in ein Restaurant – eins von diesen teuren mit makellosen, edlen Tischdecken, Kellnern mit weißen Handschuhen und herausgeputzten Gästen – und drückten uns im Eingangsbereich herum, wo wir so taten, als würden wir uns die Speisekarte ansehen, die neben einem Fenster mit Aussicht auf die Straßenecke ausgestellt war.
    »Kann ich euch helfen?«, fragte uns eine Empfangsdame mit einem Lächeln, das zwar freundlich war, aber ihre Zweifel darüber zum Ausdruck brachte, ob Lance und ich mit unseren ollen Jeans wirklich hierhergehörten.
    Wir sahen uns an. »Ich habe plötzlich gar keinen Hunger mehr«, sagte Lance, und wir traten wieder hinaus in die Nacht. Das Schild eines Schmuckladens auf der anderen Seite der engen St. Peter Street war zwar nicht mehr erleuchtet, aber es brannte noch Licht, und das Geschäft hatte jede Menge Fenster. Wir gingen rüber und mussten feststellen, dass die Tür verschlossen war. Hinter dem Tresen polierte ein weißhaariger Mann mit Schnurrbart gerade eine Silberuhr. Ich klopfte, und er machte auf.
    »Wäre es vielleicht möglich, dass wir uns schnell noch umsehen?«, fragte ich mit meiner süßesten Stimme. Er sah mich skeptisch an.
    »Ich, äh, ich hab ihr nämlich versprochen, dass ich ihr was kaufe. Heute ist unser Jahrestag«, improvisierte Lance. Beeindruckt von seiner Story warf ich ihm einen überraschten Blick zu.
    Der Mann seufzte erst und grinste dann breit. »Na ja, junger Liebe will ich natürlich nicht im Wege stehen.« Er machte die Tür weit auf.
    Vitrinen und Glasschränke stellten alle möglichen Ketten aus Silber und Gold zur Schau, während Modeschmuck und alle möglichen bunten Steine und Perlen die Wände zierten.
    »Oh, die sind ja süß«, flötete ich und betrachtete eine Reihe von Armbändern mit türkisfarbenen Steinen in einer Auslage. Tatsächlich starrte ich aber durchs Fenster, meine Augen klebten am Treffpunkt. Lance hingegen war von einem Regalbrett ganz oben abgelenkt. Daran hingen dünne Lederbänder mit Anhängern aus gebürstetem Nickel, die die Buchstaben des Alphabets oder Sternzeichen darstellten.
    Ich sah weiter zum Fenster hinaus, und keiner von uns sagte ein Wort. Und dann entdeckte ich sie endlich. Ich packte Lance am Arm, und er hörte damit auf, im Regal herumzustö bern. Auf der anderen Straßenseite erschien Wylie, die Hände in den Hosentaschen vergraben. Er lächelte und lachte im Gespräch mit einem seiner Kameraden. Eine Frau kam auf sie zu, die Große mit dem goldbraunen Haar vom Abend des Rituals. Eine enge Jeans umhüllte ihre endlos langen Beine, und sie lächelte breit. Sie schlang Wylie die Arme um den Hals und küsste ihn. Wie sehr ich mir jetzt wünschte, Sabine würde endlich auftauchen, einfach nur, damit sie dieses Spektakel mitbekam!
    Wir standen wie angewurzelt da und schauten zu, machten dabei aber gelegentlich die eine oder andere Bemerkung über den Schmuck – »Das hier finde ich hübsch«, »Wie wär’s denn damit?« –, falls der Ladenbesitzer uns im Auge behielt.
    Inzwischen war in der Gruppe Ruhe eingekehrt, es sprach schon länger niemand mehr. Mit vor der Brust verschränkten Armen lehnte Wylie vor dem Restaurant an der Wand und schaute auf die Uhr. Wohl schon zum zehnten Mal, so kam es mir zumindest vor. Ich checkte ebenfalls die Zeit. Es war beinahe halb elf. Die junge Frau berührte Wylie am Arm, so als wolle sie ihn trösten. Sie sagte etwas zu ihm, es sah so aus, als würde sie ihn um irgendetwas bitten, aber seine Miene war hart. Dann erschien aus der Richtung einer anderen Kneipe Clio, die wieder einmal ein unfassbar kurzes Kleid und eine enge Jeansjacke trug. Sie schien völlig auszuflippen und packte die andere Frau am Oberarm, warf die Hände in die Luft und brüllte so laut, dass wir es von unserem Beobachtungsposten aus mit etwas Anstrengung verstehen konnten: »Also, wo zum Teufel steckt sie? Sie sollte längst hier sein!«
    Die Brünette ließ den Kopf hängen, verhakte die Finger und murmelte irgendetwas vor sich hin. Clio trat mit dem Cowb oystiefel gegen die Wand. Wylie holte eine Zigarette heraus, ging sicher, dass er unbeobachtet war, und zündete sie dann einfach mit dem

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