Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
Vom Netzwerk:
Mascara verklebten Wimpern schienen wie Insektenbeinchen zu tanzen. Dann öffneten sich ihre Augen, winzige Fenster zur Welt. Sie blinzelte, verschloss sie wieder vor dem Regen und stöhnte gequält.
    »Sabine? Ist alles okay? Sag mir, wie ich dir helfen kann!«
    »Mir ist so heiß.« Sie stöhnte.
    »Kannst du dich bewegen?«
    Sie nickte mit geschlossenen Augen. »Ja.«
    »Kannst du aufstehen, wenn ich dir dabei helfe?«
    »Wo bin ich?«, fragte sie benommen.
    »Auf dem Friedhof.«
    »Echt? Wie bin ich denn hier gelandet?«
    »Ich hatte eigentlich gehofft, dass du mir das sagen könntest.«
    »Hm.«
    »Willst du, dass ich dich hochziehe?«
    Sie nickte. Ich legte ihr den Arm um den Hals, packte sie bei der Hüfte und stand dann langsam auf. Ich zog sie mit mir hoch und hoffte nur, ich würde nicht auf dem schlammigen Boden ausrutschen. Sie fühlte sich an wie ein nasser Sack, ließ sich von mir schleppen und trug selbst wenig zu unserer Fortbewegung bei. Ich suchte in meiner Tasche nach dem Schlüssel, sperrte die Tür auf, dann öffnete ich sie mit einem Tritt, und wir stolperten ins Innere. Ich setzte Sabine auf den Stuhl. Sie sackte dort in sich zusammen, es sah aus, als würde sie jeden Moment zu Boden sinken.
    »Ich weiß nicht, was passiert ist oder wie ich hier gelandet bin, aber eins kann ich dir sagen … was auch immer ich gemacht habe, es war fantastisch.« Für einen Moment klang sie verträumt.
    »Fantastisch?«
    »Oh ja.« Sie blickte in die Ferne, verlagerte das Gewicht und setzte sich wieder auf. »Das hat sich angefühlt, als würde ich fliegen. Ich kann es beinahe noch spüren, aber irgendwie … hat die Erinnerung ihren Glanz verloren, weißt du? Und den will ich wieder zurück.«
    »Kann ich mir denken«, sagte ich. »Also … geht’s dir wirklich gut? Es sah nämlich so aus, als würdest du da schon länger liegen.« Ich war mir nicht sicher, ob ich die Sache mit dem Tattoo ansprechen sollte oder lieber nicht.
    »Oh, ja.« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ehrlich gesagt geht es mir besser als …« Sie verstummte, noch bevor sie den Gedanken zu Ende geführt hatte, und verzog das Gesicht. Jetzt legte sich plötzlich ein düsterer Ausdruck über ihre Züge. Langsam hob sie den Arm und zeigte auf etwas. »Was ist das?«, fragte sie nervös. Sie starrte auf meine Füße. Ich sah zu Boden und entdeckte nichts weiter als meine ramponierten Turnschuhe und unsere feuchten Fußabdrücke. »Das. Da! Was ist das?«, wiederholte sie, dieses Mal vehementer.
    »Was ist denn, Sabine?«, fragte ich und sah mich um, begriff aber um nichts in der Welt, was sie so aufgebracht hatte.
    Sie stieß einen gellenden Schrei aus, der mich so überraschte, dass ich zusammenfuhr. »Schaff ihn weg!«, rief sie. Sie drehte den Kopf, sah über ihre Schulter und kniff dann die Augen zusammen. »Da! Der soll weg!«
    »Wer denn, Sabine? Wer?« Ich war völlig hilflos.
    Sie machte die Augen wieder auf und starrte den Fußboden zu ihrer Rechten an. Ihre Lippen sahen aus, als würden sie nach Worten suchen. Dann schließlich: »Was … was geht denn da vor sich?«, stammelte sie und sah mich an, als hätte ich sie irgendwie hintergangen.
    »Was meinst du denn?« Ich ging einen Schritt auf sie zu. Sie zog die Knie an und umschlang sie. »Was ist mit ihr passiert? Was hast du mit ihnen gemacht? Wer sind die?« Sie schüttelte den Kopf, machte die Augen zu und stieß noch einen Schrei aus. Ich lief zu ihr hinüber, umarmte sie und versuchte sie zu beruhigen. Was sollte ich bloß tun? Jetzt wünschte ich mir, ich hätte doch einen Krankenwagen gerufen.
    »Sch-sch«, versuchte ich sie zu trösten, »es kommt alles in Ordnung. Kannst du mir beschreiben, was du da siehst?«
    Sie weinte leise, schniefend in mein feuchtes Haar. Endlich riss sie sich zusammen und fand ihre Stimme wieder: »Leichen. Wie sind die hierhergekommen? Wer sind die? Was ist denn mit denen passiert?«
    »Leichen?« Ich schaute mich im Raum um. Hier war nichts zu sehen, was auch nur im Entferntesten einer Leiche ähnelte. Ich wusste nicht, was ich noch sagen sollte, also ließ ich sie einfach weinen.
    Connor traf Minuten später ein, obwohl es mir viel länger vorkam. Er hatte keinen Schirm dabei und war nass bis auf die Knochen, seine Miene war angespannt. Sabine saß immer noch mit angezogenen Beinen auf dem Stuhl und hatte den Kopf zwischen die Arme geschoben.
    Er legte ihr die Hand auf den Rücken.
    »Ich kann nicht an den Leichen vorbeigehen. Die will

Weitere Kostenlose Bücher