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Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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durch einen Sturz ja gar nicht sterben. Ich hatte keine Ahnung, wie ich hierhergekommen war, aber ich würde auch bei einem Fall in die Tiefe nicht umkommen. Ich sah noch ein weiteres Mal nach unten, langsam, ganz langsam, um auf keinen Fall in Panik zu geraten und das Gleichgewicht zu verlieren. Etwa sechs Meter unter mir entdeckte ich ein etwas breiteres Sims neben ein paar Fenstern. Da musste ich hin.
    Ich wappnete mich für den Sprung und stieß mich dann einfach ohne jede weitere Strategie, ohne Plan von der Kante ab. Ich landete mit einem weitaus lauteren Plumps, als ich bei meinem Gewicht eigentlich erwartet hätte. Es fühlte sich so an, als würde ich den Boden durchschlagen und gleich im Inneren der Kirche landen. Auch wenn ich mich dabei aufschürfte, kroch ich vorsichtig auf Händen und Knien voran. Füße und Knöchel pochten, als wäre in ihrem Inneren etwas gerissen, und ich fühlte mich insgesamt ziemlich mitgenommen, war aber zu erleichtert, um mich darum zu scheren. Gleichzeitig war ich aber völlig durcheinander. Ich musste jetzt weitermachen, ins Innere des Gebäudes gelangen, mich irgendwie in Sicherheit bringen. Vor mir ragten die riesigen Fensterbänke etwa einen Meter hoch hinaus. Mit einem großen Schritt kletterte ich auf eine davon, stand vor der Scheibe und sah auf das Zwischengeschoss der Kathedrale hinunter. Es war niemand zu sehen. Diese Fenster waren nur zur Dekoration und konnten nicht geöffnet werden, es gab also keinen einfachen Weg hinein. Schade. Dann musste ich mir eben selbst einen bahnen.
    Ich streckte den pullovergeschützten Ellbogen aus und benutzte die andere Hand, um ihn wie einen Rammbock in das Glas zu stoßen. Einmal, zweimal, dreimal. Knack! Das Glas gab nach, und ich konnte mehrere Risse erkennen. Ein weiterer Schlag, und es zerbrach. Splitter und Scherben regneten ins Innere. Mit lautem Krachen flog ich hinein, direkt auf die Kirchenbänke. Orgelmusik erfüllte die Luft, dann erklangen plötzlich krumme, falsche Akkorde, und schließlich breitete sich Stille aus, die nur von einem gelegentlichen Keuchen unterbrochen wurde. Ich richtete mich auf, kam wieder auf die Füße und konnte jetzt ins Erdgeschoss sehen: Dort drängten sich die Kirchenbesucher in den Bänken. Eine ganze Menge neugieriger, entsetzter Gesichter sahen zum Zwischengeschoss hoch. Ich erstarrte.
    Und dann rannte ich los. Ich raste die Treppe in der Ecke hinunter, huschte an den Platzanweisern vorbei und lief dann durch den Haupteingang hinaus auf den Fußgängerplatz am Jackson Square, wo Künstler bereits ihre Stände aufbauten und Pferdekutschen die ersten Fahrgäste des Tages erwarteten. Ich rannte immer weiter, so dass die Glassplitter von mir abfielen und mir der Wind durch die Kleider fuhr. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich blutete und mein Pullover am Arm und Rücken zerrissen war. Aber ich trabte einfach weiter. Es war so früh, dass die Straßen noch nicht erwacht waren. Die Ladenbesitzer machten gerade erst ihre Geschäfte auf, und es waren erst wenige Touristen unterwegs. Aber an jeder Straßenecke bot sich mir dasselbe Bild: durch Polizeiwagen und gelbes Band abgesperrte Bereiche. Ich wollte mir das im Vorbeilaufen lieber nicht so genau anschauen, aber die abgedeckten Leichen am Boden waren nicht zu übersehen. Sie trieben mich nur noch mehr an, keuchend lief ich immer schneller.
    Endlich erreichte ich unsere Unterkunft und kletterte durch das Fenster hinein. Mein Raum fühlte sich viel zu gemütlich an, als wäre da gar nicht genug Platz für mich. Und mein Körper kam bei diesem Wahnsinn einfach nicht mit, das war zu viel für ihn. Ich stürzte zu Boden, und dann wurde um mich herum wieder alles schwarz.
    »Haven! Haven!« Die Stimme kam mir bekannt vor. Sie rückte näher und ertönte dann direkt über mir. »Ich bin’s, Dante! Wie lange bist du denn schon wieder hier?« Irgendetwas zupfte an meinem Arm und tätschelte mir das Gesicht. Das alles wirkte auf mich, als würde es mit jemand anderem in einem anderen Zimmer passieren. »Warte mal. Ich bin in dreißig Sekunden wieder da, okay? Connor! « Ich blendete die Stimme einfach aus. Draußen vor dem Fenster war es jetzt dunkel, offensichtlich war der Tag bereits vorüber. Meine Nerven, die Poren meiner Haut, jeder einzelne Zentimeter stand unter Hochspannung. Zorn stieg in mir auf und brachte mich auf die Füße. Er begann in meiner Schulter, wo ich spürte, wie irgendetwas Fremdes knisterte, dann breitete er sich von dort aus und

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