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Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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durchdrang jede einzelne Zelle meines Körpers. Blinde Wut brachte mein Blut zum Kochen und verlangte nach Taten, nach Action, wie eine Frage auf der Suche nach einer Antwort. Mein Körper suhlte sich in dieser Raserei, wurde schließlich ganz von ihr eingenommen.
    Ich riss die Schranktür so heftig auf, dass sich der Spiegel darin an einer Seite löste und nun schief hing. Dann streifte ich hastig den Pullover ab und zog am Träger meines Tops, um einen Blick auf meine Schulter zu werfen. Ich stand so nah am Glas, dass seine Kühle das Brennen der Narbe zu löschen drohte. Aber als ich sie jetzt betrachtete, wurde das intensive Stechen zu einer angenehmen Wärme. Auf meinem Schulterblatt glühte eine feurige bourbonische Lilie.
    Sie war wunderschön. Sie gehörte dort hin, bettelte geradezu danach, bewundert zu werden. Ich bestaunte sie und das Mädchen im Spiegel mit den feurigen Augen und dem stechenden Blick. Sieh. Mich. An. Nun erfüllte mich innerer Frieden, gepaart mit Raserei, eine Mischung aus Adrenalin und Gemütsruhe.
    Jetzt fiel mein Blick auf etwas anderes im Spiegelbild. Durch das Dunkel der Nacht drang dieses Leuchten, das Flackern eines Lichts im Fenster nebenan. Die Kerze. Sie rief nach mir.
    Ich durchwühlte meine Klamotten im Schrank und fand endlich das Gesuchte, zog so heftig daran, dass ich dabei den Bügel zerbrach. Ich riss mir Top und Jeans vom Leib, zog die Schuhe aus und schob mich in das so lange vernachlässigte Kleid – das schwarze, das ich mit Sabine zusammen gekauft hatte. Als ich den Reißverschluss hochzog, spürte ich, wie es sich an meinen Körper schmiegte. Dann schob ich die Füße in die Stiefel aus demselben Laden. Ich fühlte mich, als könnte ich Bäume ausreißen.
    Dann warf ich die Tür auf, die lautstark gegen die Wand knallte. Es kam mir vor, als hätte ich übermenschliche Kräfte. Jetzt hörte ich eine weitere Stimme, achtete aber gar nicht darauf und ging einfach weiter.
    »… ja wieder zurück. Du … wo willst du denn hin? … bist du …« Der große Typ folgte mir und redete die ganze Zeit weit er. Wie er mich dabei ansah, machte mich wahnsinnig. Den Blick starr nach vorn gerichtet marschierte mein Körper ganz automatisch weiter. Ich war fest entschlossen, so schnell wie möglich die Villa nebenan zu erreichen, und ich würde alles beiseitefegen, was sich mir in den Weg stellte. Der Typ sprach weiter und blieb mir dabei dicht auf den Fersen. Jetzt versuchte er sogar, mich festzuhalten. Ich warf einfach den Arm in die Luft und schüttelte ihn ab wie eine Fliege. Und dann ging ich weiter.
    Als ich um die Ecke bog, stellten sich mir noch mehr Menschen in den Weg. Ich lächelte einen Moment und blendete ihre Gesichter dann einfach aus, sah direkt durch sie hindurch. Alles, was ich jetzt noch wahrnahm, waren die stählernen Blicke derer, die mich aufhalten wollten, und ihre zum Angriff ausgestreckten Arme. Mich erreichten nur Bruchstücke ihrer sinnlosen Worte, wie ein statisches Knistern.
    »… das hatte sie vor einer Sekunde noch nicht an …«
    »… sieht ja aus, als wollte sie jemanden umbringen …«
    »… Vorsicht! …«
    »… müssen sie in den Übungsraum bringen …«
    Sie stellten sich mir in den Weg, aber ich hob beim Näherkommen einfach die Hände und schob sie beiseite wie die Türen eines Saloons. Einen von ihnen holte ich dabei von den Füßen. Jetzt warf sich der Große auf mich.
    »… nicht sicher … will doch nur helfen …« Er packte mich von hinten. Ein Schrei entfuhr mir, wild und wahnsinnig. Ich war mir sicher, dass ich ihm im Notfall auch das Fleisch mit den Zähnen ausgerissen hätte, damit er mich gehen ließ. Mein Bein schoss in die Luft, ich trat wild um mich und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Er sank auf die Knie und ließ von mir ab, während ich herumfuhr und ihm die Faust in den Kiefer rammte. Der war wie aus Granit, aber das knirschende Geräusch war Musik in meinen Ohren, und der Schlag hatte sich so gut angefühlt, dass ich den Mund zu einem Lächeln verzog. Die Zeichnung auf meiner Schulter belohnte mich für meine Anstrengungen, und ich spürte die Euphorie in meinen Adern.
    Meine Beine setzten sich in Bewegung und trugen mich in Lichtgeschwindigkeit rüber zur LaLaurie-Villa. Ich war da, bevor ich hinter mir Schritte hörte, und es hatte wohl niemand gesehen, in welche Richtung ich gelaufen war. Dann rüttelte ich heftig am Knauf der Tür. Ich hätte sie vermutlich problemlos aus den Angeln heben können, wenn ich

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