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Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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Beim nächsten Mal, beim nächsten Mal«, beruhigte Jimmy Brody, als die beiden sich wieder hochrappelten. Ich folgte ihnen ein paar Blocks lang, als die Sirenen aber schließlich die Luft zerrissen, hatten sie sich wieder in ihr früheres Selbst zurückverwandelt und waren im Dunkel der Nacht verschwunden. Die Polizei würde sie niemals finden.
    Irgendwie hatte Lance es geschafft, an meiner Seite zu bleiben. »Das warst du, oder?«, flüsterte er.
    »Meinst du?«
    »Na ja, ich war nicht schnell genug, und ich glaube kaum, dass sie die allein bemerkt hätte«, überlegte er. »Und ich denke auch nicht, dass sie so schnell gewesen wäre.« Es stimmte: Das Mädchen war mit einer Kraft und in einem Tempo davongerast, als wäre sie eine von ihnen. Dante und Max würden sich freuen zu hören, dass ihr roter Staub offenbar funktionierte.
    Im Laufe der Nacht teilte sich die Krewe in Grüppchen auf, so dass es uns unmöglich war, jedem Einzelnen zu folgen und alle Angriffe abzuwehren. Allerdings entfernten sie sich nie besonders weit voneinander und schienen irgendwie telepathisch miteinander verbunden zu sein. Wir verhinderten an einer Stelle einen Mord, nur um dieselben Krewe-Mitglieder kurz darauf ein paar Blocks weiter zusammenströmen zu sehen, wo sie sich auf ein anderes Opfer stürzten und es zerfleischten. Mit jedem Toten und jedem Seelenfang wurden die Krewe-Mitglieder ausgelassener, als würden diese Taten sie aufputschen, sie stärker und übermütiger machen. Selbst Lance und ich spürten den Rausch der Gruppe, dieses Gefühl der Freiheit. Jeder von ihnen verströmte diese Emotion, die uns unter die Haut ging, obwohl wir doch dagegen ankämpften. Diese Kreaturen hatten auch körperliche Vorteile: Sie waren unglaublich schnell und beweglich. Beim ersten Klang von Sirenen zerstreuten sie sich, krochen an Hauswänden hoch wie Käfer und schoben sich in dunkle Ritzen. Die Geschicktesten von ihnen konnten sich in Sekundenschnelle verwandeln. Man sah einen von ihnen und wandte den Blick nicht einen Moment ab, verlor ihn dann aber ganz plötzlich und konnte nur vermuten, dass man doch kurz abgelenkt gewesen war oder dass jemand ins Blickfeld getreten war und den Observierten verdeckt hatte.
    Das Unheimlichste an der ganzen Sache war jedoch, dass das alles ohne ein einziges Wort vonstatten ging. Die Krewe-Mitglieder konnten Meter voneinander entfernt sein, aber wenn einer von ihnen eine Zielperson ausgewählt hatte, spürten es die anderen und richteten die Blicke ebenfalls auf das Opfer, und dann war es plötzlich, als sei es in ihrem Netz gefangen. Es kam mir vor wie ein unsichtbarer Laserstrahl – ihre gemeinsame Anstrengung konnte einen Menschen wie angewurzelt stehen bleiben lassen oder ihn in eine Richtung schicken, die er von sich aus nie eingeschlagen hätte. Jetzt erinnerte ich mich auch wieder daran, dass ich an Max’ Geburtstag von der Gruppe getrennt worden war und das gar nicht schlimm gefunden hatte. Nun begriff ich, warum sich das so angefühlt hatte.
    All die Toten. Ich wünschte wirklich, ich hätte dieses grausame Zerfleischen nicht mitansehen müssen. Und es waren so viele Opfer. Die wenigen Seelenfänge, die ich miterlebt hatte, schürten in mir hingegen eine ganz andere Art von Angst. Diese Menschen hatten sich jetzt der dunklen Armee angeschlossen. Bei dem Gedanken, dass ich ihnen wieder begegnen würde und dass sie dann hinter meinem Blut her sein würden, lief es mir kalt den Rücken runter. Am Ende des Abends hatten Lance und ich in Gedanken eine Liste der Doppelidentitäten unserer Gegner angelegt, die uns sicher noch nützlich sein würde, aber es drängten sich auch so viele neue, grauenhafte Bilder hinter unserer Stirn. Sie hatten sich in unser Gedächtnis eingebrannt, und ich wusste, dass es für das Leben voller Albträume, das uns erwartete, kein Heilmittel gab. Außerdem plagten mich Schuldgefühle. Ich hatte sie nicht alle gerettet. Es gab Menschen, die heute nicht nach Hause zurückkehren würden, die als vermisst gelten würden, weil es mir nicht gelungen war, sie vor ihrem Schicksal zu bewahren. Andere würde man morgen finden, und sie mussten dann von Familienmitgliedern identifiziert werden. Bei diesen Gedanken wurde mir ganz schwer ums Herz. Ich konnte nur hoffen, dass uns die neuen Erkenntnisse beim Kampf gegen sie helfen würden, dass es uns weiterbrachte, dieses Grauen aus nächster Nähe miterlebt und ihr Vorgehen durchschaut zu haben.
    Aber ich wusste, dass Lance und mir die

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