Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)
Rücken legte. Mir war klar, dass er sich am liebsten auf sie gestürzt hätte.
Jetzt wirkte Lucians Blick gequält. »Ich komme ja schon, Clio. Vergebt mir, Euer Gnaden. Ich war gerade dabei, die Gaben einzusammeln.« Es tat mir weh, ihn so vor diesem Wesen katzbuckeln zu sehen. Jetzt packte er mich am Arm und zerrte mich mit sich, Lance folgte mir.
Drängend flüsterte Lucian: »Lauft jetzt hier runter, so weit ihr könnt, biegt dann rechts ab und haltet nach einer Öffnung in der Wand Ausschau, durch die ihr eine Treppe seht. Klettert da durch. Los!«
Ich machte den Mund auf, um ihm zu danken, er legte jedoch den Finger auf die Lippen, um mich schweigen zu heißen. Dann eilte er los und verschwand auf der Rampe, um in den schwarzen Sack zu füllen, was man am Eingang der Gruft abgelegt hatte.
Auch Lance und ich rannten los, wir folgten dem schier endlosen Tunnel, so wie Lucian es gesagt hatte, bis wir sie endlich entdeckten: eine düstere, sich nur undeutlich abzeichnende Luke, die wir beinahe übersehen hätten. Dahinter blickten wir auf eine uns nur allzu bekannte Treppe. Aber mir genügte es nicht, dass wir selbst entkamen. Ich wünschte mir so sehr, wir könnten Lucian einfach mitnehmen. Er gehörte nicht hierher, unter diese Mörder. Trotzdem kletterten wir jetzt durch die Öffnung und stürzten dann in die Tiefe, fielen und fielen, viel länger, als wir eigentlich erwartet hatten. Schließlich landeten wir mit einem Plumps und verdrehten, verschlungenen Gliedern im zweiten Stock der LaLaurie-Villa.
31
Sie hat es nicht mal richtig versucht
E s war gar nicht so einfach, schließlich Connor Bericht zu erstatten. Als Lance und ich aus dem Herrenhaus rannten, ging gerade die Sonne auf. Wir blieben erst stehen, als wir unseren sicheren Innenhof erreichten und dort auf dem kalten Boden vor dem Brunnen in uns zusammensanken, wir schafften es nicht einmal mehr bis zur Bank. Lance streckte die Arme aus, und ich legte den Kopf an seine Brust, schloss einen Moment die Augen und versuchte, die Ereignisse der Nacht zu verdrängen.
Wir trafen die anderen im Gemeinschaftsraum an, wo sie auf uns warteten. Alle trugen noch die Kleider vom Vortag. Als wir endlich zu Atem gekommen waren, fehlten uns trotzdem die Worte, deshalb musste Connor uns die Einzelheiten nach und nach aus der Nase ziehen, während die anderen sich vorlehnten, um auch ja nichts zu verpassen.
»Die Polizei kam sofort, aber es war trotzdem zu spät, es ist ja immer zu spät.«
»Die verwandeln ihre Gestalt so schnell, dass man es gar nicht mitbekommt, selbst wenn man sie die ganze Zeit im Auge behält.«
»Die Sirenen sind die ganze Zeit nicht einmal verstummt. Ich glaube, es waren sämtliche Einsatzkräfte unterwegs.«
So gelähmt, wie wir vom Trauma der letzten Stunden waren, brauchten wir Zeit, um das alles vorzubringen. Als wir endlich fertig waren, entließ Connor die Gruppe und wies alle an, sich ein paar Stunden aufs Ohr zu hauen; Lance und mich hielt er aber zurück.
»Hat einer von euch etwas von Sabine gehört?«
Ich schaute Lance an und wappnete mich für seine Antwort. Er sah zunächst mich an und sprach dann leise mit seinen Füßen: »Ich habe ihr ein paar Nachrichten hinterlassen, als sie gerade weg war.« Dann fügte er etwas lauter hinzu, als wollte er sich verteidigen: »Das war aber alles, und ich habe sie auch nie am Telefon erwischt.«
»Ich habe ihr eine SMS geschickt«, warf ich schulterzuckend ein.
»Echt?«, fragte Lance.
Ich nickte. »Sie hat geantwortet, dass alles in Ordnung ist.« Ehrlich gesagt war es mir ja unter idealen Umständen schon unmöglich gewesen, Sabine zu durchschauen. Ich war von Anfang an misstrauisch gewesen, und seit dem ersten Date mit Wylie hatte ich ihr überhaupt nicht mehr vertraut. »Hast du mal versucht, sie anzurufen?«, fragte ich Connor.
»Danke, Haven, wirklich eine bahnbrechende Idee«, erwiderte er tonlos. »Ja, sie ist auch rangegangen und hat mir genau das erzählt, was ich hören wollte. Aus diesem Grund habe ich ihr auch kein einziges Wort geglaubt. Ich will jetzt noch niemanden aufscheuchen, deshalb habe ich mir überlegt, dass es vielleicht das Beste wäre, wenn du mal mit ihren Eltern telefonierst, Haven.«
»Und was soll ich sagen?«, murrte ich
»Egal, finde einfach nur raus, wo sie steckt«, blaffte er. Er notierte etwas auf einem Zettel und reichte ihn mir. »Hier hast du ihre Nummer.«
»Leute, ich brauche nachher einen ausführlichen Bericht, wie das Zeug
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