Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)
funktioniert hat, okay?«, rief Dante, als Lance und ich das Zimmer der Jungen erreichten.
»Max ist sogar noch perfektionistischer als ich, und ich hab ihm versprochen, ihn heute bei Mariette anzurufen und ihn ins Bild zu setzen.«
»Es war wirklich ein Erfolg«, erklärte ich mit einem Nicken und winkte zum Abschied. »Ich schaue später bei euch rein.« Ich hatte nach dieser Nacht wirklich keine Lust, allein zu sein, aber ich wollte unbedingt aus diesen Klamotten raus.
Sobald ich mein Zimmer erreichte, hörte ich etwas piepen. Keine Ahnung, wie lange das wohl schon so ging. Ich kletterte zu meinem Bett hoch und griff nach dem Handy auf dem Nachttisch, das sich so noch nie bei mir gemeldet hatte. Als ich auf den Knopf ganz unten drückte, hörte das Geräusch auf, und eine Nachricht erschien auf dem Display.
Liebe Himmelsbotin,
du wirst erschöpft sein, doch diese Nachricht ist wichtig für dich.
Während der Tag der Metamorphose näherrückt und du letzte Vorbereitungen triffst, solltest du niemals das Ausmaß der Herausforderungen aus den Augen verlieren, die nun vor dir liegen. Sicher bist du nun entschlossener denn je, Lucian seinen Gefallen von heute Nacht zu erwidern, und das ist wirklich bewundernswert. Aber er hat dich ja gewarnt, es wird nicht einfach, diese Mission zu erfüllen. Zieh alle Gesichtspunkte in Erwägung, lass keinen Aspekt außer Acht. Denk daran, dass man für den Sieg manchmal Opfer bringen muss.
Du wirst um dein Überleben und das seine kämpfen, behalt dafür aber vor allem deinen eigenen Zustand im Auge. Die Unversehrtheit deiner Seele ist entscheidend, ohne sie kannst du niemandem helfen. Es steht viel auf dem Spiel, aber es liegt in deiner Macht, dich über das zu erheben, was dich bedroht.
Ein paar Dinge sprangen mir hier besonders ins Auge: verschiedene Aspekte berücksichtigen, Opfer bringen. Das ließ ich mir nun durch den Kopf gehen. Opfer – das Wort gefiel mir so gar nicht. Es schien mich zu erdrücken, legte sich schwer auf meine Schultern wie einst mein mit Büchern beladener Schulrucksack. Jetzt wünschte ich mich in eine Zeit zurück, in der all das – Prüfungen, Hausarbeiten und Collegebewerbungen – die größten Hürden in meinem Leben gewesen waren. Dabei war das alles gar nicht so wichtig, oder? Selbst wenn ich nicht zu einem Dasein als Engel gezwungen wäre, wäre ich doch nie ganz zufrieden gewesen oder hätte das Gefühl gehabt, völlige Kontrolle über mein Leben zu haben. Ich hätte mich weiterhin abgerackert, um meine Ziele zu erreichen, egal, ob es dabei nun um gute Noten oder die Collegezulassung ging oder eben darum, meine Seele für einen weiteren Tag zu retten. So funktionierte ich eben.
Ich riss mich zusammen und wählte dann schließlich die Nummer, die Connor mir gegeben hatte. Es klingelte und klingelte, bis sich endlich eine Männerstimme meldete. Das war bestimmt ihr Vater.
»Hi, könnte ich bitte mit Sabine sprechen?«
»Ich fürchte, sie ist nicht da. Soll ich ihr etwas ausrichten?«
»Oh, hallo, Sir, hier ist ihre Freundin Haven. Könnten Sie ihr vielleicht sagen, sie möchte mich bitte zurückrufen?«
»Haven, die Haven aus New Orleans?« Seine schroffe Stimme wurde plötzlich zu einem freundlichen, mir inzwischen vertrauten Näseln.
Ich war gerührt, weil er wusste, wer ich war. »Äh, ja, stimmt.«
»Ich dachte eigentlich, du wärst ihre Zimmergenossin, aber da habe ich dich dann wohl mit jemandem verwechselt«, sagte er, fast so, als würde er mit sich selbst sprechen, und fuhr dann fort, bevor ich das klarstellen konnte: »Ruf sie doch in New Orleans an, sie ist seit ein paar Tagen wieder in der Stadt. Sie konnte es gar nicht erwarten, sich wieder auf den Weg zu machen.«
Diese Neuigkeit war wie ein Schlag in die Magengrube, und ich musste die aufsteigende Panik unterdrücken. Wir verabschiedeten uns, und dann ließ ich das Telefon fallen, während ich in meinem Nachttisch herumwühlte und die Fotos herausholte. Ich suchte die Aufnahmen von Sabine heraus. Die wenigen Verbesserungen, die sich bei ihr nach dem Schweberitual gezeigt hatten, waren wieder zurückgegangen, und die Porträts wirkten wieder so grotesk wie zuvor. Die Haut zerfloss auf ihrem eingefallenen Gesicht, als würde sie schmel zen. Jeder Zentimeter der blutenden, sich schälenden Haut war mit schwelenden Wunden übersät. Ihre Augen waren unförmig und hart. Inzwischen sah ihr Bild sogar schlimmer aus als das von Jimmy, viel furchtbarer als all die anderen,
Weitere Kostenlose Bücher