Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)
vielleicht noch zu viel für deinen Körper, aber er wird bald lernen, damit umzugehen.
Ich ging die Szenen in Gedanken noch einmal durch. Wo genau hatte ich gestanden, als ich dieses heftige Stechen verspürt hatte? Wer war in meiner Nähe gewesen? Bei wem musste ich aufpassen? Und wie konnte ich diese Leute schützen, die ich doch nicht einmal kannte?
Deine Macht wächst, Haven, und der heutige Tag sollte dein Vertrauen stärken.
Ich hielt inne, um diese Worte auszukosten.
Und trotzdem wird dein Pfad von nun an steiniger. Jetzt wird noch mehr Verantwortung auf deinen Schultern lasten, da du diese Menschen und andere retten willst. Du wirst das Gefühl haben, dass ihr Schicksal in deiner Hand liegt, aber du kannst nicht immer siegen. Trotzdem wird dieses Wissen dir dabei helfen, möglicherweise ihr Los zu verändern. Sie sind die nächsten Zielpersonen der Krewe. Ein neuer nächtlicher Raubzug steht an, bei dem möglichst viel Blut vergossen werden soll. Diese Nacht wird noch viel größere Dimensionen annehmen als das, was du nach deiner Markierung erlebt hast. Jetzt aber hast du die Möglichkeit, einzugreifen.
Ich spürte wieder Frustration in mir aufsteigen. Hastig las ich weiter.
Du wirst den Architekten und den Alchemisten mehr brauchen als je zuvor, Seelenerleuchterin. Obwohl du unter ihnen über die größte Macht verfügst, bist du ohne sie praktisch hilflos. Ihr drei bildet eine Einheit, ihr funktioniert am besten zusammen. Lasst nicht zu, dass sich etwas zwischen euch drängt, davon hängt euer Überleben ab. Der Tag der Entscheidung rückt näher, Himmelsbotin.
Lasst nicht zu, dass sich etwas zwischen euch drängt . Diese Zeile ging mir durch und durch. Zum ersten Mal konnte ich behaupten, dass ich schon längst selbst herausgefunden hatte, was mir eine dieser Nachrichten enthüllte. Nun musste ich nur noch sichergehen, dass einer von uns dreien auch wusste, wie viel er mir bedeutete.
32
Was ist nur mit uns passiert?
A ls wir am nächsten Tag von der Nachhilfestunde zurückkehrten, konnte man es nicht länger leugnen: Mardi Gras stand vor der Tür. Vor unseren Zimmertüren lagen Masken mit Federn und Pailletten in den typischen Farben – Grün, Lila und Gelb – mit Flyern, auf denen zu lesen war:
Ihr seid herzlich
zum Maskenball des New-Orleans-Freiwilligen-Netzwerks
eingeladen!
Lasst uns
mit einer klassischen New-Orleans-Feier
und einem Bankett
stilvoll den Karneval begehen. Die LaLaurie-Villa
Ich las gerade die Einladung, als Dante in mein Zimmer stürzte. »Ich hab einen Voodoo-Notfall!« Er zeigte die wilde Panik eines Schülers, der vor den Abschlussprüfungen noch all den Lernstoff in sich reinzupauken versucht, an den er das Halbjahr über keinen Gedanken verschwendet hat.
»Also, ich gehe mal davon aus, dass bei der Party Anwesenheitspflicht besteht, oder? Selbst wenn man an diesem Tag eigentlich damit beschäftigt ist, Leben zu retten?« Ich ließ den Zettel auf den Tisch fallen. Dante ignorierte mich einfach.
»Ich brauche noch Zutaten. Mir sind da ein paar Ideen gekommen.« Er würdigte mich keines Blickes, während er auf und ab marschierte. »Sachen, die ich da gerne hinzufügen möchte. Auch wenn man die normalerweise nicht für Voodoo benutzt. Aber das ist schließlich mein Zauber, und Mariette meinte, dass ich auf meine Eingebungen hören und ruhig experimentieren soll. Und ich brauche einfach mehr als nur Salbei und Jalapa-Wurzel und Drachenblut! Ich brauche was Exotischeres, das die Kräuter aus der Unterwelt ergänzt.«
Ich zuckte mit den Achseln. »Na ja, das klingt schon logisch.«
»Kannst du sie für mich holen?« Jetzt blieb er endlich stehen und sah mich mit wirrem Blick an.
»Was?«
»Max ist schon damit beschäftigt, die Höllenpflanzen im Gemeinschaftsgarten zu ernten«, erklärte er und fuchtelte mit den Händen in der Luft herum. »Und ich kann sonst niemandem trauen. Diese Mittel müssen einfach so durchschlagend wie möglich werden, und dafür brauche ich Pflanzen, die kräftig genug sind, um mit den Blüten aus der Unterwelt mitzuhalten.«
»Schick mich da nicht wieder runter!«, brach es aus mir heraus. Ich konnte diese Krypta nicht noch einmal betreten, nicht so kurz vor dem Tag der Metamorphose.
»Nein, hörst du mir eigentlich zu? Davon hab ich doch genug, diese Pflanzen sind hier oben.« Er wühlte in meinen Büchern auf dem Schreibtisch herum, riss ein Blatt Papier von meinem Notizblock ab und legte darauf eine Liste an.
»Oh, okay. Also ein
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