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Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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Ausflug zum Floristen auf dem French Market?«
    »Nein, du musst in den Botanischen Garten. Quasi heute Abend. Und da Ableger für mich holen.«
    »Aber wäre das nicht, na ja, sozusagen Diebstahl?«
    »Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt – und das hier ist ein echter Krieg.«
    Da konnte ich ihm nicht widersprechen.
    »Irgendwo einzubrechen ist für dich doch ein Klacks, Haven. Bei so was bin ich nicht so gut. Und wir haben bei Mariette auch so viel Arbeit, dass ich eigentlich keine Minute Zeit habe. Du wirst schon sehen. Nimm Lance mit. Und das hier.« Er reichte mir die Liste, auf der fast ein Dutzend Pflanzennamen mit ihrer Beschreibung standen.
    Als es dämmerte, standen Lance und ich vor den Toren des Botanischen Gartens. Vor uns erstreckte sich eine endlose grüne Fläche, von der uns nur ein etwa drei Meter hohes Tor trennte. Kein Problem. Lautlos waren wir im Handumdrehen darübergeklettert, bei so was kamen wir nicht mal mehr ins Schwitzen.
    »Vielleicht sollte ich keine Sprüche klopfen, aber darin sind wir inzwischen richtig gut«, grinste ich.
    »Ich habe gerade das Gleiche gedacht.« Lance lächelte. Aus seiner Gesäßtasche zog er nun die Karte hervor, die Dante uns mitgegeben hatte, und studierte sie, während wir den gepflasterten Weg entlanggingen, an stolz aufragenden Eichen, blühenden Rosenbüschen und Palmen vorbeikamen, deren dicke, breite Blätter ein flüsterndes Geräusch erzeugten, wenn sie einander im kühlen Abendwind streiften. In einiger Entfernung glänzte die Kuppel des Konservatoriums und reflektierte den Schein der Sicherheitsleuchten. Selbst im Dämmerlicht war das riesige Gelände mit seinen üppigen grünen Wundern und den berstenden Blüten eine so friedliche Oase, dass ich beinahe vergessen hätte, warum wir eigentlich hergekommen waren. Ich holte Dantes Notizen aus der Tasche. Auf seinem Einkaufszettel standen die unverzichtbaren Zutaten ganz oben, weniger wichtige weiter unten.
    »Mein Vorschlag wäre, dass wir als Erstes die Tropen in Angriff nehmen.« Ich lehnte mich vor, um einen Blick auf Lance’ Karte zu werfen. Er hatte eine winzige Taschenlampe eingeschaltet und beleuchtete damit den Plan.
    Während Lance uns führte, las ich die Liste laut vor. Neben unseren Schritten war nur noch das Zirpen der Grillen zu hören. Wir sprachen mit gedämpfter Stimme, wie in einer Kirche. »Da ist diese Blüte in Sternform: ›Schlangenwurz, riecht nach Verwesung.‹ Na, das kann ja heiter werden. Ein paar Orchideen sind auch dabei. Dann steht hier noch Schafgarbe, wegen ihrer heilenden Wirkung …«
    »Und Dante glaubt also, dass dieses Zeug noch wirksamer ist als das, was wir letztens gegen die Krewe eingesetzt haben?«, unterbrach mich Lance nun. Nervös schob er seine Brille zurück und deutete dann auf einen Pfad, der um einen glänzenden Teich herumführte.
    »Zumindest hofft er es.« Ich las weiter: »Ysop, um böse Geister abzuwehren. Dornen von ein paar ungewöhnlichen Rosenkreuzungen. Tränendes Herz …« Ich verstummte. »Wow, ein vielsagender Name.«
    »Wie muss ich mir das vorstellen?«
    »Hier steht: ›herzförmige rosa Blüten, die aussehen, als ob sie weinen‹.« Ich schweifte in Gedanken ab, obwohl mich der Name der Blume nicht losließ, er blieb in den Dornen der letzten Monate hängen. Irgendwann wurde mir klar, dass wir schon länger kein Wort mehr gesagt hatten. Lance sah auf seine Füße, während er vorantrottete. Ich spürte die Last der Stille, die Minuten zogen sich endlos hin, und ich wurde immer nervöser. Ob Lance wohl das Gleiche durch den Kopf ging wie mir? Ich starrte in die Ferne, rüber zu den tropischen Pflanzen, deren Blätter einige Meter weiter in der Brise wogten und wedelten.
    Irgendwie beschlossen wir beide gleichzeitig, endlich den Mund aufzumachen. Lance sagte genau in dem Moment »Also, ich …«, als ich »Was meinst du …« hervorstieß.
    Wir lachten gequält, nervös auf. Ich bedeutete ihm, zuerst zu sprechen. »Ich wollte nur sagen, dass wir doch ein Team sind und dass wir uns mit diesen Schlachten und dem, was da vor uns liegt, auch besser wieder … wie eins benehmen sollten. Sonst packen wir das nie.«
    Ich lächelte sanft, dankbar. Jetzt fand ich, dass ich auch genauso gut aufs Ganze gehen konnte. »Ich hätte nie gedacht, dass ich mal den Mut aufbringen würde, dich das zu fragen«, begann ich. »Aber in lebensbedrohlichen Situationen wird man wohl wagemutig, oder?«
    »Ich denke schon«, antwortete er.
    »Was ist

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