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Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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bleibe jetzt noch ein bisschen hier und gehe dann zurück nach Hause. Das mit der Arbeit packe ich heute einfach nicht.« Sie war kreidebleich und wirkte wie erstarrt, so ähnlich wie an dem Tag im Sumpf.
    »Sicher?«, fragte ich. Sie nickte nur und wandte sich ab, um Kip wieder Gesellschaft zu leisten, dann fuhr sie noch einmal herum.
    »Wie war der so? Dieser Typ? Du weißt schon, der in Chicago?«, fragte sie mich in bedeutungsschwerem Tonfall.
    Ich atmete tief durch. »Er war in jeder Hinsicht perfekt. Absolut irreal«, erklärte ich schließlich. »Und irgendwie fühlte er sich auch völlig gefährlich falsch an. Alles gleichzeitig.« In Gedanken fügte ich noch hinzu: Und jetzt ist er wieder aufgetaucht. So ist das wohl mit Männern, wenn man sie endlich vergessen hat.
    Als Dante und ich allein waren, konnte ich schließlich nicht mehr an mich halten: »Ich habe den Typen gestern Abend auf dem Friedhof gesehen«, sprudelte es aus mir heraus. »Zusammen mit dieser Clio. Sie sind es, ganz eindeutig. Ihre Gruppe. Diese Krewe. Ich wusste es.«
    »Im Ernst? Was lief denn da? Hat sie ihn umgebracht?«, flüsterte er.
    Ich wusste es nicht. Darüber wollte ich nicht einmal nachdenken. Aber ich fürchtete, dass ich die Antwort längst kannte.

17
    Wir treffen uns um Mitternacht
    D ante und ich verbrachten den ersten Teil des Tages in der Küche der Tafel, wo ich unter seiner Anleitung Gemüse schnippelte, Mahlzeiten warmmachte und sie einpackte, damit sie später ausgefahren werden konnten. River war schon vor uns da gewesen, hatte den Tatort nicht gesehen und wollte von uns jetzt die schmutzigen Details hören. Als sie draußen den Lieferwagen belud, knüpfte Dante wieder an unser Gespräch auf dem Hinweg an: Wir überlegten, ob wir wegen Clio zur Polizei gehen sollten oder lieber nicht. Wir wollten nur ungern verraten, dass Lance und ich nachts unbefugt den Friedhof betreten hatten, deshalb hielten wir es für eine bessere Idee, den Behörden anonym einen Tipp zu geben, obwohl wir in Wirklichkeit ja kaum etwas über diese Frau wussten: Ich kannte ihren Vornamen und ihre Lieblingsbar, mehr konnte ich über die ge heimnisvolle Clio gar nicht sagen. Der Polizist, der mich »Süße«, nannte, notierte diese wenigen Einzelheiten und versprach, der Sache mal nachzugehen.
    Da Dante zunächst Mariette auf den neuesten Stand bringen wollte, ging ich schon vor, um allein die Straßenbahn zur Bibliothek zu nehmen. Aber erst musste ich noch etwas erledigen. Die Nachmittagssonne tat ihr Bestes, um die düsteren Gedanken zu vertreiben, aber es gab da Bilder, die ich einfach nicht aus dem Kopf bekam. Ich lief zurück nach Hause und stand dann erst einmal so lange vor dem Haus nebenan, dass sich die Passanten sicher schon wunderten.
    Irgendwann hielt ich es dann nicht länger aus und ging hinein. Im Inneren begrüßte mich das Kreischen von Sägen und das Brummen verschiedener Geräte. Da die Hausbauaktion von Habitat for Humanity inzwischen abgeschlossen war, arbeiteten die Jungen heute wieder hier, also musste ich finden, was auch immer da auf mich wartete, bevor Lance oder einer der anderen auftauchte.
    Selbst bei Tageslicht war der Eingangsbereich düster, voller Schatten, die mir meine Aufgabe erschwerten. Von draußen hatte der Gegenstand gestern Abend wie eine Flasche ausgesehen: ein dunkles Ding mit langem Hals in schlanken Fingern. Ich schaute mich an dem Fenster um, an dem die Kerze gestanden hatte. Dann ging ich einen Stapel splittriger Bretter durch, die man aussortiert hatte. Ich wühlte sogar zwischen vollen schwarzen Müllsäcken herum, und da fand ich sie dann. Das Etikett sagte mir nichts, aber auf der Rückseite stach mir etwas ins Auge: In der Liste der Inhaltsstoffe hatte jemand in der ersten Reihe fünf Buchstaben eingekreist: H, A, V, E und N. Und in der nächsten Reihe 10 weitere, da stand dann: BITTE LESEN .
    Es war niemand in der Nähe, also entschied ich, der Aufforderung direkt nachzukommen. Ich wollte mit meinem Schweizer Taschenmesser den Korken herausholen, dann sah ich aber, dass die Flasche gar keinen Verschluss hatte. Stattdessen sah es so aus, als hätte jemand das beinahe undurchsichtige Glas geschmolzen, um sie zu verschließen. Ich schüttelte sie und versuchte zu sehen, was sich darin verbarg. Es schien mir, als läge am Flaschenboden ein gefalteter Zettel. Da musste ich irgendwie ran. Also holte ich aus und schleuderte das Gefäß zu Boden, wo es zerschellte. Meine Narben prickelten, vielleicht

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