Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)
ich Jimmy mit diesem Metallteil zurückdrängen. Ich schlug so oft auf ihn ein, wie ich konnte, versuchte ihn zu ermüden, obwohl das schier unmöglich schien. Er landete auf dem Fußboden, kam aber umgehend wieder auf die Beine. Auch ich sprang hinunter, richtete mich auf und schleuderte ihm nun das Tischbein entgegen wie einen Speer. Es traf ihn an der Brust und schmetterte ihn mit so viel Wucht an die Rückwand, dass ihm ein Stöhnen entfuhr. Er sank zu Boden.
Jetzt flog die Tür zu meinem Zimmer auf, und Connor stürmte mit Brody herein. Während Connor an meine Seite eilte, ging Brody auf Jimmy los. Der sprang jedoch auf und machte sich davon, raste an Brody vorbei, durch die Scheibe hinaus, die er zerstört hatte, und raus auf den Balkon. Wir folgten ihm und erreichten das Fenster gerade rechtzeitig, um ihn vom Geländer in den Hof springen zu sehen. Er schreckte Emma auf, die gerade durch das Eingangstor hereingekommen war. Als sie endlich begriff, wen sie da vor sich hatte, packte er sie und schleuderte sie so heftig zur Seite, dass sie neben dem Brunnen auf dem Fußboden aufschlug. Brody und Connor sprangen jetzt übers Geländer, um ihn zu verfolgen. Auch ich machte ein paar Schritte auf den Balkon hinaus, dann übermannte mich nach den Geschehnissen der letzten Minuten jedoch der Schock, und meine Beine gaben nach. Jimmy lief durch das Tor hinaus in die dunklen Straßen. Etwas später kehrten Brody und Connor zurück. Sie keuchten und ließen die Köpfe hängen, weil sie ihn verloren hatten. Er war fort.
18
Ich hätte da sein sollen
W ir kamen im Gemeinschaftsraum zusammen und hockten dort in etwa an der gleichen Stelle wie an unserem ersten Morgen hier. Nur, dass Jimmy fehlte. Und Sabine neben Lance saß. Ich hatte noch keine Gelegenheit gehabt, mit ihm zu sprechen. Connor hatte in der Bibliothek angerufen und alle angewiesen, nach der Nachhilfestunde sofort nach Hause zu kommen. Es stellte sich heraus, dass Lance mir eine SMS geschrieben hatte. Er und Sabine wollten mich nach der Arbeit in der Bibliothek treffen, er leistete ihr Gesellschaft, weil sie so durcheinander war. Aber diese Nachricht hatte ich natürlich nicht gelesen. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, mit Jimmy zu kämpfen, oder wer auch immer diese Version von Jimmy gewesen war, die da in mein Zimmer gestürmt war und versucht hatte, mich umzubringen. Inzwischen tat mir jeder einzelne Muskel weh, und alle Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt.
Brody und Emma, die heute Abend für die Wache eingeteilt waren, hatten den Nachmittag frei gehabt und deshalb ein wenig von Jimmys Amoklauf mitbekommen. »Ich habe mir gerade SportsCenter angeguckt, da habe ich das Krachen gehört«, erklärte Brody der Gruppe. »Jimmy war absolut wahnsinnig, so was habe ich noch nie vorher gesehen. Völlig von Sinnen.« Er schüttelte den Kopf und fuhr angespannt mit den Fingern durch die blaue Strähne in seinem Haar. Auf der anderen Seite des Raumes saß Emma auf dem Sofa neben River, die beschützend den Arm um sie gelegt hatte. Emma umklammerte ein zusammengeknülltes Taschentuch, ihr sommersprossiges Gesicht war vom vielen Weinen ganz rot und aufgedunsen. Selbst jetzt sah sie so aus, als könnte sie jeden Moment wieder in Tränen ausbrechen.
Connor stand vor uns und richtete sich jetzt mit ernstem Tonfall und Gesichtsausdruck an uns. Sein T-Shirt und seine Jeans waren zerknittert und stellenweise zerrissen.
»Ich habe leider keine Antworten auf alle Fragen, die sich euch jetzt sicher stellen«, erklärte er, während er auf und ab marschierte. »Aber ich kann euch sagen, dass Jimmys Seele ergriffen wurde.« Ein leises Keuchen ging durch den Raum. Connor sah Emma an, die jetzt zu Boden blickte.
»Heißt das, dass er nicht mehr zurückkommt?«, fragte Dante.
Connor stieß ein langgezogenes Seufzen aus und verschränkte hilflos die Arme hinter dem Kopf. »Bis jetzt wissen wir noch nicht, ob man den Effekt wieder umkehren kann. Aber falls er wiederkommt und wir ihn hier halten können, werden wir versuchen, ihn zurückzufordern.« Ich ließ den Blick über die Gesichter wandern. Alle schienen an Connors Lippen zu hängen, als wären seine Worte ein Rettungsanker, an den wir uns inmitten des Sturms klammern konnten, unsere einzige Chance zu überleben. »Und genau das ist es, wovor ich euch die ganze Zeit gewarnt habe. Sie werden euch kriegen, und deshalb müssen wir gut auf uns aufpassen und immer wissen, wo sich jeder gerade befindet, um
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