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Der Ruf des Kookaburra

Der Ruf des Kookaburra

Titel: Der Ruf des Kookaburra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Leuze
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holperig geworden war, war Emma abgestiegen und hatte Princess am Zügel geführt. Pferd und Reiterin hatten etliche Hügel erklommen und ebenso viele Täler durchquert. Pausen hatte es nicht gegeben. Emma hatte im Sattel getrunken, Hunger verspürte sie nicht; sie wollte nicht essen, sondern Carl finden. Nur Carl finden. Sich mit eigenen Augen davon überzeugen, dass er nicht tot war.
    Jetzt kehrte sie zurück. Unverrichteter Dinge und mit einem Herzen schwer wie Blei.
    Princess wurde schneller, als sie sich ihrer Weide näherten. Sie freute sich auf ihre Nachtruhe; Emma hingegen würde ganz gewiss keinen Schlaf finden.
    Nicht ohne Carl.
    Sie schaute über die nächtliche Weide und wollte gerade absteigen, tief in Gedanken versunken, als ihr eine andere Nacht in den Sinn kam. Die Nacht vor so vielen Monaten, als Carl Oskar niedergeschlagen hatte und sie vor der Auseinandersetzung der beiden Männer hierhergeflohen war. Wenig später war auch Oskar zur Weide gewankt, und sie hatte darum gebetet, dass er sie – aggressiv und betrunken, wie er war – nicht entdecken würde.
    Die Schatten stürzten sich auf sie, und alles fiel ihr wieder ein. Oskars Drohung, Yileen zu erschießen, um sein Skelett in einem Hamburger Museum auszustellen … seine Unverschämtheiten Carl gegenüber, dem Oskar sich von Anfang an unterlegen gefühlt hatte … Oskars aufdringliche Berührungen, als Emma noch seine Assistentin gewesen war … seine gierigen Hände auf ihrer Haut, sein widerlicher Versuch, sie zu vergewaltigen … sein Keuchen.
    Du sollst dich dein ganzes Leben lang daran erinnern, dass ich dich bezwungen habe. Es wird dich nie mehr loslassen, verstehst du?
    Und Oskar hatte recht gehabt: Es ließ sie nicht los. Es war immer noch alles da, der Schrecken, die Angst, und obwohl ihr Verstand wusste, dass Oskar längst wieder in Deutschland lebte, durch Meere und monatelange Reisen von ihr getrennt, spürte ihre Seele die Bedrohung, als stünde er neben ihr. Emma begann zu zittern, während Princess hin und her tänzelte und nicht verstand, warum ihre Reiterin mit ihr vor dem Holzzaun stehen blieb, statt sie endlich auf die Weide zu führen.
    Carl hatte es in den letzten Monaten geschafft, dass sie Oskar und seine giftigen Drohungen in den hintersten Winkel ihres Bewusstseins hatte verbannen können. Mit Carl an ihrer Seite war Oskars Geist in dem verlassenen Forschungslager nichts weiter als ein flüchtiger, übelriechender Hauch gewesen.
    Aber jetzt war Carl nicht mehr da. Sie war allein in dieser dunklen Nacht, diesem wilden Land, an einem Ort, der sie gnadenlos den Schatten der Vergangenheit auslieferte. Panik breitete sich in ihr aus. Oskar ließ sie nicht los, er würde es niemals zulassen, dass sie sich von ihm befreite, und wenn Carl nicht bei ihr war, um sie zu …
    Princess’ Wiehern, nun laut und ungeduldig, brachte Emma zur Besinnung.
    Sie stieß den Atem aus und rieb sich über das Gesicht. Die Panik ebbte ab.
    Was tat sie hier eigentlich? Stand herum und fürchtete sich vor Gespenstern, als hätte sie im wirklichen Leben nicht Sorgen genug! Sie hinderte ihr müdes Pferd, sich von den Strapazen der letzten Stunden auszuruhen, und sich selbst hinderte sie daran, sinnvolle Maßnahmen zu ergreifen. Maßnahmen, um Carl zu retten – vor was auch immer.
    Emma saß entschlossen ab, schickte Princess mit einem Klaps auf die Weide und die Erinnerung an Oskar zum Teufel. Dann lehnte sie sich gegen einen der Holzpfähle und bemühte sich, ruhig und konzentriert nachzudenken. Was war zu tun?
    Sie hatte die nahe Umgebung mit den Schwarzen abgesucht und die weitere mit Princess, dennoch hatte sie Carl nicht gefunden. So weit, so schlecht. Wo konnte sie noch suchen? Sollte sie einfach jeden Tag von Neuem losziehen? Aber hatte sie denn überhaupt eine Chance, ihn in dieser endlosen, menschenleeren Region zu finden?
    Plötzlich kam ihr ein beunruhigender Gedanke. Wenn Carl vom Pferd gefallen war und sich verletzt hatte … warum war Orlando dann nicht allein zurückgekehrt, wie Pferde es normalerweise taten?
    Emma runzelte die Stirn. Vielleicht war Carl so weit fortgeritten, dass Orlando den Weg nach Hause nicht allein gefunden hatte. Aber Carl hatte doch nur einen kleinen Ausritt zur Beruhigung unternehmen wollen … oder?
    Oder ist ihm gar nichts passiert? Hatte er gar keinen Unfall, so dass ich ihn auch nicht finden kann? Ist er freiwillig fortgeritten?
    Sie starrte auf die vom Mond beschienene Weide, auf der Princess

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