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Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Galbraith
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ihre Fantasie mit ihr durch. Ich glaube, sie sah sich als verlorene Tochter eines hochrangigen Politikers oder als Stammesprinzessin.«
    »Aber sie hat ihren Vater nie aufgespürt?«
    »Das weiß ich nicht. Aber«, und wie jedes Mal lebte Bristow sichtlich auf, sobald sich bei den Ermittlungen etwas ergab, das möglicherweise die rennenden Schwarzen auf den Videoaufnahmen erklären könnte, »selbst wenn, hätte sie mir davon zu allerletzt erzählt.«
    »Warum?«
    »Weil wir einige ziemlich hässliche Auseinandersetzungen über die ganze Geschichte hatten. Man hatte bei meiner Mutter gerade ein Uteruskarzinom diagnostiziert, als Lula sich auf die Suche nach Marlene Higson machte. Ich habe ihr zu verstehen gegeben, dass sie kaum einen unpassenderen Zeitpunkt hätte finden können, um ihre Wurzeln auszugraben, aber sie … Also, ganz ehrlich: Wenn es um ihre eigenen Bedürfnisse ging, hatte sie einen Tunnelblick. Wir mochten einander zwar von Herzen«, beteuerte Bristow und fuhr sich dabei müde mit der Hand übers Gesicht, »aber der Altersunterschied stand immer zwischen uns. Ich bin davon überzeugt, dass sie nach ihrem Vater gesucht hat, denn das war ihr damals wichtiger als alles andere: die Suche nach ihren schwarzen Wurzeln, nach ihrer Identität.«
    »Stand sie noch in Verbindung mit Marlene Higson, als sie starb?«
    »Mit Unterbrechungen. Ich hatte das Gefühl, dass Lula die Verbindung wieder zu lösen versuchte. Diese Higson ist ein grauenhafter Mensch und obendrein schamlos geldgierig. Sie verkaufte ihre Geschichte an jeden, der ihr etwas dafür zahlte, und da gab es leider mehr als genug Interessenten. Meine Mutter war am Boden zerstört.«
    »Ich hätte noch ein paar andere Fragen an Sie.«
    Der Anwalt wurde sofort langsamer.
    »Als Sie am Morgen vor Lulas Tod bei ihr waren, um ihr den Vertrag mit Somé zurückzubringen, haben Sie da zufällig jemanden gesehen, der aussah wie ein Kundendiensttechniker? Der die Alarmanlagen kontrollierte?«
    »Eine Art Handwerker?«
    »Vielleicht ein Elektriker? Womöglich sogar im Overall?«
    Bristow verzog nachdenklich das Gesicht, was dazu führte, dass seine Hasenzähne noch deutlicher zum Vorschein kamen als sonst.
    »Ich weiß nicht mehr … Lassen Sie mich nachdenken … Als ich an der Wohnung im zweiten Stock vorbeikam, ja … Da fummelte ein Mann drinnen an der Wand herum … Meinen Sie den?«
    »Wahrscheinlich. Wie sah er aus?«
    »Nun ja, er stand mit dem Rücken zu mir. Ich habe kaum etwas sehen können.«
    »War Wilson bei ihm?«
    Bristow blieb auf dem Gehweg stehen und sah ihn verwirrt an. Drei Männer und Frauen in Anzug und Kostüm, zum Teil mit Akten bewehrt, schoben sich an ihnen vorbei.
    »Ich glaube schon«, antwortete er unsicher. »Zumindest als ich wieder nach unten ging, waren sie zu zweit in der Wohnung, meine ich … beide mit dem Rücken zur Tür. Weshalb fragen Sie? Weshalb ist das wichtig?«
    »Vielleicht ist es das gar nicht«, sagte Strike. »Aber können Sie sich an irgendetwas erinnern? Die Haar- oder Hautfarbe vielleicht?«
    Bristow sah ihn ratlos an.
    »Ich habe wirklich nicht hingesehen, muss ich gestehen. Ich nehme an …« Wieder verzog er konzentriert das Gesicht. »Ich kann mich entsinnen, dass er etwas Blaues trug. Und wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich sagen, er war weiß. Aber beschwören könnte ich das nicht.«
    »Das werden Sie auch kaum müssen«, sagte Strike. »Aber es hilft mir trotzdem.«
    Er zückte sein Notizbuch und überflog kurz die Fragen, die er Bristow noch stellen wollte.
    »Ah ja. Ciara Porter hat ausgesagt, dass Lula ihr gegenüber erklärt habe, sie wolle alles Ihnen hinterlassen.«
    »Ach«, meinte Bristow tonlos. »Das.«
    Er ging langsam weiter, und Strike setzte sich ebenfalls in Bewegung.
    »Einer der zuständigen Detectives hat mir davon erzählt. Ein Detective Inspector namens Carver. Er war von Anfang an der Überzeugung, dass es ein Suizid gewesen sei, und schien der Auffassung zu sein, dieses angebliche Gespräch mit Ciara beweise, dass Lula vorhatte, sich das Leben zu nehmen. Eine fadenscheinige Argumentation, wenn Sie mich fragen. Geben sich Lebensmüde noch lange mit einem Testament ab?«
    »Sie glauben, dass Ciara sich das nur ausgedacht hat?«
    »Nicht ausgedacht«, schränkte Bristow ein. »Aber vielleicht ausgeschmückt. Ich halte es für viel wahrscheinlicher, dass Lula einfach etwas Nettes über mich sagen wollte, weil wir uns gerade wieder versöhnt hatten, und dass Ciara ihre

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