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Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Galbraith
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die Glastür zum Treppenhaus aufgemacht und wollte gerade seine Geldbörse in die hintere Hosentasche schieben, als Robin sagte: »Ähem … Cormoran …«
    Noch nie hatte sie ihn mit seinem Vornamen angesprochen. Strike nahm an, dass dies der Grund für die leise Röte auf ihren Wangen war; dann wurde ihm klar, dass sie vielsagend auf seinen Nabel deutete. Ein Blick nach unten verriet ihm, dass er sein Hemd falsch zugeknöpft hatte und dass darunter ein Stück Bauch zu sehen war, so haarig, dass es aussah wie eine schwarze Kokosmatte.
    »Oh … richtig … Danke.«
    Feinfühlig wandte Robin den Blick auf ihren Monitor, während er sein Hemd erst auf- und anschließend korrekt wieder zuknöpfte.
    »Bis später!«
    »Ja, bis dann«, sagte sie und lächelte ihm nach, während er hastig die Tür von außen zumachte. Nur Sekunden später stand er leicht keuchend wieder vor ihr.
    »Robin, Sie müssen etwas für mich recherchieren.«
    Sie hatte schon den Stift in der Hand.
    »Am siebten Januar fand in Oxford eine Konferenz statt. Lula Landrys Onkel Tony nahm daran teil. Irgendwas mit internationalem Familienrecht. Alles, was Sie darüber in Erfahrung bringen können. Vor allem ob er tatsächlich dort war.«
    »In Ordnung.« Robin schrieb hastig mit.
    »Danke. Sie sind ein Genie!«
    Gleich darauf hörte sie seine ungleichmäßigen Schritte auf der Eisentreppe.
    Anfangs summte Robin noch leise vor sich hin, während sie sich an ihrem Schreibtisch an die Arbeit machte, doch bis ihr Tee ausgetrunken war, hatte sich ihre gute Laune leicht eingetrübt. Eigentlich hatte sie gehofft, Strike würde sie mitnehmen zu seinem Treffen mit Rochelle Onifade, deren Schatten sie fast zwei Wochen lang nachgelaufen war.
    Jetzt, nach der Stoßzeit, war es in der U-Bahn nicht mehr ganz so voll. Strike war froh, nachdem sein Beinstumpf immer noch brannte, problemlos einen freien Sitzplatz zu finden. Um zu verbergen, dass er keine Zeit gehabt hatte, seine Zähne zu putzen, hatte er sich vor dem Einsteigen am U-Bahn-Kiosk ein Päckchen mit extrastarken Pfefferminzbonbons gekauft und vier Stück auf einmal in den Mund geworfen, an denen er jetzt mit aller Kraft lutschte. Er hatte seine Zahnbürste und die Zahnpastatube am Vorabend zurück in seine Sporttasche geworfen; dabei wäre es viel praktischer, sie einfach auf dem angeschlagenen Waschbecken in der Toilette zu deponieren. Im dunklen Fenster des U-Bahn-Wagens sah er wieder sein stoppeliges, zerzaustes Spiegelbild und fragte sich, warum er sich eigentlich die Mühe machte, so zu tun, als hätte er noch ein Zuhause, wo Robin doch ganz offensichtlich wusste, dass er im Büro schlief.
    Mit seinem trainierten Gedächtnis und Orientierungssinn hatte sich Strike den Weg zum Eingang der Psychiatrischen Abteilung von St. Thomas auf Anhieb eingeprägt und gelangte ohne Umwege um kurz nach zehn dort an. Nach weiteren fünf Minuten hatte er überprüft, dass man von der Grantley Road aus nur durch eine automatische Schiebetür ins Gebäude hineinkam, und daraufhin knapp zwanzig Meter davon entfernt seinen Posten auf einem Mäuerchen am Parkplatz bezogen, von wo aus er genau sehen konnte, wer das Gebäude betrat oder verließ.
    Nachdem er von Rochelle nur wusste, dass sie wahrscheinlich obdachlos und mit Sicherheit schwarz war, hatte er sich während der Fahrt mit der U-Bahn alle möglichen Strategien zurechtgelegt, wie er das gesuchte Mädchen erkennen könnte, und war letztlich auf eine einzige Lösung gekommen. Und so rief er, als er um zwanzig nach zehn ein großes, dünnes schwarzes Mädchen dem Eingang zustreben sah (obwohl sie eigentlich viel zu elegant frisiert und viel zu teuer angezogen war): »Rochelle!«
    Das Mädchen sah kurz auf, um nachzusehen, wer da gerufen hatte, blieb aber weder stehen, noch ließ sie erkennen, dass der Name ihr irgendetwas sagte, sondern verschwand wortlos in dem Gebäude. Wenig später folgte ein weißes Pärchen; dann eine ganze Gruppe von Menschen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Hautfarbe, wahrscheinlich Krankenhausangestellte; trotzdem rief er auf gut Glück wieder: »Rochelle!«
    Ein paar aus der Gruppe sahen kurz zu ihm hinüber, aber niemand blieb stehen. Strike tröstete sich mit dem Gedanken, dass die Menschen, die diesen Eingang benutzten, wahrscheinlich öfter exzentrische Gestalten in dessen Nähe antrafen, und zündete sich eine Zigarette an, während er weiter wartete.
    Es wurde halb elf, ohne dass noch ein weiteres schwarzes Mädchen

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