Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Galbraith
Vom Netzwerk:
durchgegangen sind?«, fragte Strike.
    Rote Flecken blühten auf Bristows sehnigem Nacken. Nach kurzem Zögern räusperte er sich und sagte: »Ich weiß nicht mehr genau, ob … Ich weiß nur noch, dass ich nur kurz in der Kanzlei war; ich wollte so schnell wie möglich zu meiner Mutter zurück.«
    »Was glauben Sie, wie es vor Gericht wirken wird, wenn Alison in den Zeugenstand tritt und den Geschworenen erzählt, dass sie von Ihnen gebeten wurde, für Sie zu lügen, John? Sie haben ihr den am Boden zerstörten, trauernden Bruder vorgespielt und sie dann zum Essen ausgeführt, und das arme Mädchen war so überglücklich, vor Tony endlich einmal als eine begehrenswerte Frau dazustehen, dass es sich tatsächlich darauf eingelassen hat. Ein paar Tage später haben Sie Alison dann überredet, gegenüber der Polizei auszusagen, dass sie Sie am Morgen vor Lulas Tod im Büro gesehen hätte. Sie hielt Sie damals nur für übervorsichtig und paranoid, nicht wahr? Sie war der Meinung, ihr vergötterter Tony hätte Ihnen bereits ein felsenfestes Alibi für den Tag gegeben. Also war sie überzeugt, dass es nichts weiter zur Sache tue, wenn sie eine kleine, harmlose Lüge erzählte, um Ihnen Seelenfrieden zu geben.
    Aber Alison war an diesem Tag gar nicht in der Kanzlei, um Ihnen irgendwelche Akten auszuhändigen, John. Sobald sie in ihrem Büro auftauchte, schickte Cyprian sie nach Oxford, um nach Tony zu suchen. Sie wurden nervös, als Ihnen nach Rochelles Trauerfeier aufging, dass ich darüber Bescheid wusste, nicht wahr?«
    »Alison ist nicht allzu helle«, sagte Bristow gedehnt und wusch sich dabei pantomimisch die Hände, während sein Knie wie wild auf und ab hüpfte. »Bestimmt hat sie die Tage durcheinandergebracht. Sie hat mich eindeutig missverstanden. Ich habe sie nie gebeten zu behaupten, sie hätte mich an dem Tag in der Kanzlei gesehen. Da steht ihr Wort gegen meines. Vielleicht will sie sich an mir rächen, weil ich mich von ihr getrennt habe.«
    Strike lachte. »Sie sind so oder so geliefert, John. Nachdem meine Mitarbeiterin heute Vormittag in der Kanzlei angerufen hat, um Sie nach Rye zu locken …«
    »Ihre Mitarbeiterin ?«
    »Sicher doch. Schließlich wollte ich ungestört die Wohnung Ihrer Mutter durchsuchen. Alison half uns freundlicherweise mit dem Namen Ihres Mandanten aus. Ich hatte sie angerufen, müssen Sie wissen, und ihr alles erzählt, angefangen von den Beweisen, die ich dafür habe, dass Tony mit Ursula May schläft, bis zu Ihrer bevorstehenden Verhaftung. Danach war sie offenbar überzeugt, dass sie sich nach einem neuen Freund und einem neuen Job umsehen sollte. Ich hoffe, sie ist zu ihrer Mutter nach Sussex gefahren – das habe ich ihr jedenfalls geraten. Sie haben Alison am Gängelband gehalten, weil Sie glaubten, sie würde Ihnen notfalls ein Alibi geben, und weil Sie auf diese Weise stets in Erfahrung bringen konnten, was Tony, den Sie so fürchten, dachte. Aber in letzter Zeit habe ich mir zunehmend Sorgen gemacht, dass Alison Ihnen vielleicht nicht länger nützlich sein und irgendwo zu Tode stürzen könnte.«
    Bristow versuchte sich an einem weiteren abfälligen Lachen, brachte aber nur einen künstlichen, hohl klingenden Laut zustande.
    »Kurz und gut; es hat Sie niemand gesehen, wie Sie an jenem Vormittag irgendwelche Akten aus der Kanzlei holten«, fuhr Strike fort. »Denn stattdessen hockten Sie in Ihrem Versteck in Apartment zwei in den Kentigern Gardens.«
    »Was für ein Unfug! Ich war bei meiner Mutter in Chelsea«, widersprach Bristow.
    »Ich glaube nicht, dass Sie da schon geplant hatten, Lula umzubringen«, fuhr Strike fort, als hätte Bristow nichts gesagt. »Wahrscheinlich hatten Sie nur vor, ihr bei ihrer Rückkehr aufzulauern. In der Kanzlei rechnete niemand mit Ihnen, schließlich wollten Sie an dem Tag von zu Hause aus arbeiten, um Ihrer kranken Mutter Gesellschaft zu leisten. Sie konnten sich aus einem vollen Kühlschrank bedienen, und Sie wussten, wie Sie aus der Wohnung und wieder hineinkommen konnten, ohne den Alarm auszulösen. Sie hatten freie Sicht auf die Straße und hätten, falls Deeby Macc mit seiner Entourage aufgetaucht wäre, problemlos aus der Wohnung schleichen und das Haus verlassen können, wobei Sie am Empfang irgendwas darüber zusammengelogen hätten, wie Sie in der Wohnung Ihrer Schwester gewartet hätten. Die einzige Gefahr bestand darin, dass etwas für Deeby Macc geliefert werden könnte; aber als diese riesige Rosenvase gebracht wurde,

Weitere Kostenlose Bücher