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Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Galbraith
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ein Zucken; Strike wappnete sich, doch Bristow blieb auf seinem Stuhl sitzen, und Strike wurde mit Schrecken bewusst, dass er die Prothese nicht angeschnallt, sondern nur unter sein Bein gelehnt hatte.
    »Sie haben aus dem Fenster geschaut und gesehen, wie Lula allein nach Hause kam, aber da wurde das Haus noch von Paparazzi belagert. In diesem Moment wären Sie beinahe verzweifelt, nicht wahr? Aber dann zogen wie durch ein Wunder die Fotografen ab, fast als wollte das Universum selbst Ihnen bei Ihrem Vorhaben beistehen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Lulas Fahrer der Meute einen Tipp gegeben hatte. Der Mann ist ganz wild darauf, Kontakte zur Presse zu knüpfen. Also ist die Straße schlagartig leer. Ihr Augenblick ist gekommen. Sie ziehen Deebys Kapuzenpulli über. Ein großer Fehler. Aber Sie müssen zugeben, dass nach all den glücklichen Zufällen, die Ihnen an diesem Abend in die Hand spielten, irgendetwas schiefgehen musste.
    Und dann – und dafür gebe ich Ihnen zehn von zehn Punkten, denn das hat mich wirklich lange beschäftigt – nahmen Sie ein paar weiße Rosen aus der Vase, nicht wahr? Sie wischten die Stiele kurz ab – nicht so gründlich, wie Sie es hätten tun sollen, aber einigermaßen –, gingen damit ins Treppenhaus, wobei Sie die Tür angelehnt ließen, und nahmen die Treppe zur Wohnung Ihrer Schwester.
    Übrigens haben Sie dabei übersehen, dass ein paar Spritzer Wasser auf den Stufen landeten. Wilson rutschte später darauf aus.
    Sie standen also vor Lulas Wohnung und klopften an. Und was sah sie, als sie durch den Spion blickte? Weiße Rosen. Sie hatte bei weit geöffneten Fenstern auf dem Balkon gestanden und nach ihrem lange verschollenen Bruder Ausschau gehalten, der in diesem Augenblick die Straße entlangkommen sollte, aber irgendwie schien er ins Haus gekommen zu sein, ohne dass sie ihn bemerkt hatte. Vorfreudig riss sie die Tür auf – und Sie waren drin.«
    Bristow war erstarrt. Selbst sein Knie hatte aufgehört zu federn.
    »Sie haben sie umgebracht, so wie Sie damals Charlie und später Rochelle umgebracht haben: ein kurzer, fester Stoß – vielleicht haben Sie Lula dabei noch hochgehoben? Jedenfalls war sie genauso wenig darauf gefasst wie alle anderen, habe ich recht?
    Sie brüllten sie an, weil sie Ihnen kein Geld hatte geben wollen, weil sie Sie um die Liebe Ihrer Eltern betrogen hatte, um die Sie seit jeher betrogen worden waren.
    Sie schrie, dass Sie keinen Penny bekommen würden, selbst wenn Sie sie umbrächten. Und während Sie mit ihr stritten und sie durch das Wohnzimmer hindurch in Richtung Balkon trieben, eröffnete sie Ihnen, dass sie noch einen Bruder hatte; einen leiblichen Bruder, der in diesem Augenblick auf dem Weg zu ihr war und den sie in ihrem Testament als Alleinerben eingesetzt hatte.
    ›Es ist zu spät, ich hab’s getan!‹, schrie sie. Und Sie beschimpften sie als verlogene, dreckige Schlampe und stießen sie über die Balkonbrüstung in den Tod.«
    Bristow atmete kaum hörbar.
    »Wahrscheinlich hatten Sie die Rosen an der Wohnungstür fallen lassen. Also sind Sie wieder zurückgelaufen, haben die Blumen aufgesammelt und sind die Treppe hinunter in die andere Wohnung gerannt, wo Sie die Stängel wieder in die Vase gerammt haben. Verflucht noch mal, Sie hatten solches Glück! Später wurde diese Vase versehentlich von einem Polizisten umgeworfen, dabei waren die Rosen der einzige Hinweis darauf, dass jemand in der Wohnung gewesen war; Sie haben sie bestimmt nicht wieder so in das Bukett stecken können, wie der Florist sie arrangiert hatte; nicht, da Sie wussten, dass Sie innerhalb weniger Minuten aus dem Haus verschwinden mussten.
    Der nächste Schritt erforderte eiserne Nerven. Wahrscheinlich hatten Sie nicht damit gerechnet, dass die Polizei so schnell gerufen würde, aber im ersten Stock hatte Tansy Bestigui auf dem Balkon gekauert. Sie hörten sie kreischen und begriffen, dass Sie weniger Zeit hatten als erhofft, um das Gebäude zu verlassen. Wilson lief auf die Straße, um nach Lula zu sehen, und gleich darauf sahen Sie durch den Türspion, wie er nach oben in Lulas Wohnung rannte. Sie schalteten die Alarmanlage wieder ein, schlichen aus der Wohnung und hasteten die Treppe hinunter. Die Bestiguis schrien einander in ihrer Wohnung an. Sie eilten nach unten – was Freddie Bestigui zwar hörte, aber der hatte zu diesem Zeitpunkt andere Probleme … Die Lobby war leer … Sie liefen weiter, auf die Straße hinaus, wo dichter Schnee fiel. Ab diesem

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