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Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Galbraith
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seinen gesichtslosen Gefolgsleuten unerreichbar, und obwohl John Bristow zuversichtlich behauptet hatte, sie zu einem Gespräch mit Strike überreden zu können, hatte er bislang auch noch nicht mit Tansy Bestigui reden können.
    Mit einem leichten Gefühl des Unvermögens und fast so viel Verachtung für seinen Beruf, wie Robins Verlobter dafür empfand, bekämpfte Strike seine heraufziehende düstere Stimmung durch weitere Internetrecherchen zum Thema. Er suchte im Internet nach Kolovas-Jones. Der Fahrer hatte die Wahrheit gesagt, was die Episode in The Bill betraf, in der er zwei Zeilen gesprochen hatte (Bandenmitglied 2: Kieran Kolovas-Jones) . Er hatte auch eine Künstleragentur, deren Webseite ein kleines Foto von Kieran und eine kurze Liste seiner Auftritte beinhaltete, zu denen Statistenrollen in EastEnders und Casualty gehörten. Kierans Foto auf der Webseite von Execars war weit größer. Dort stand er in Schirmmütze und Uniform da, sah wie ein Filmstar aus und war bestimmt der am besten aussehende Fahrer, den die Firma hatte.
    Vor dem Fenster ging der Abend allmählich in die Nacht über; während Tom Waits aus dem kleinen CD -Player in der Ecke grölte und stöhnte, verfolgte Strike Lula Landrys Schatten durch den Cyberspace und ergänzte gelegentlich die Notizen, die er sich bei den Gesprächen mit Bristow, Wilson und Kolovas-Jones gemacht hatte.
    Er konnte weder ein Facebook-Profil von Landry finden, noch schien sie einen Twitter-Account gehabt zu haben. Ihre strikte Weigerung, den Heißhunger ihrer Fans nach persönlichen Informationen zu stillen, schien andere dazu angeregt zu haben, das Vakuum auszufüllen. Es gab unzählige Webseiten voller Bilder von Lula und zwanghaft detaillierter Kommentare zu ihrem Leben. Traf auch nur die Hälfte dieser Informationen zu, hatte Strike von Bristow lediglich eine unvollständige und entschärfte Version des Selbstzerstörungstriebs seiner Schwester gehört – eine Neigung, die sich anscheinend schon in früher Jugend gezeigt hatte, seit ihr freundlich aussehender bärtiger Adoptivvater Sir Alec Bristow, der mit einer Elektronikfirma namens Albris reich geworden war, einem Herzinfarkt erlegen war. In der Folge war Lula aus zwei Schulen ausgebüxt und von einer dritten verwiesen worden – allesamt teure Privatschulen. Sie hatte sich die Pulsadern aufgeschnitten und war von einer Mitschülerin in einer Blutlache aufgefunden worden; sie war von daheim ausgerissen und von der Polizei in einem besetzten Haus aufgespürt worden. Die von einem oder einer Unbekannten verwaltete Fanseite LulaMyInspirationForeva.com behauptete, das Model sei damals sogar für kurze Zeit anschaffen gegangen.
    Danach waren eine Einweisung nach dem Psychiatriegesetz, die geschlossene Abteilung für schwer erkrankte Jugendliche und die Diagnose »bipolare Störung« erfolgt. Kaum ein Jahr später, als sie mit ihrer Mutter in einer Boutique in der Oxford Street einkaufen war, wurde sie wie in einem Märchen von der Talentscoutin einer Modelagentur angesprochen.
    Lula Landrys erste Aufnahmen zeigten eine Sechzehnjährige mit einem Nofretetegesicht, die vor der Kamera eine höchst ungewöhnliche Kombination aus Weltlichkeit und Verwundbarkeit an den Tag legte – mit langen, schlanken Beinen wie denen einer Giraffe und mit einer gezackten Narbe auf der Innenseite ihres linken Unterarms, die zahlreiche Bildredakteure für einen spannenden Gegensatz zu ihrem spektakulär schönen Gesicht zu halten schienen, so oft wurde sie hervorgehoben. Lulas Schönheit grenzte ans Absurde, und die Kehrseite ihres Charmes, für den sie gefeiert wurde (in Pressenachrufen ebenso wie in hysterischen Blogs), war ihr Ruf gewesen, ungeduldig und jähzornig zu sein. Die Medien und das Publikum schienen sie geliebt und es geliebt zu haben, sie zu hassen. Eine Journalistin fand sie »seltsam süß, voll unerwarteter Naivität«, für eine andere war sie »eine berechnende kleine Diva, tough und gerissen«.
    Um neun Uhr ging Strike zum Abendessen nach Chinatown; dann kehrte er ins Büro zurück, ersetzte Tom Waits durch Elbow und machte sich auf die Suche nach Informationen über Evan Duffield, der nach allgemeiner Überzeugung – selbst nach Bristows Ansicht – nicht der Mörder seiner Freundin war.
    Bevor Kieran Kolovas-Jones professionellen Neid hatte erkennen lassen, hätte Strike nicht sagen können, weshalb Duffield berühmt war. Jetzt begriff er, dass Duffield seinen Aufstieg der Tatsache verdankte, dass er in

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