Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)
Uhr. »Hören Sie, ich muss jetzt weiter.«
»Was dagegen, wenn ich Sie zu Ihrem Wagen begleite?«, fragte Strike.
Auch Wilson war bereit mitzugehen; Strike zahlte für alle drei, und sie verließen das Café. Draußen auf dem Gehweg bot Strike seinen Begleitern Zigaretten an; Wilson lehnte dankend ab, Kolovas-Jones nahm eine.
Ganz in der Nähe, gleich um die Ecke in der Electric Lane, parkte ein silbergrauer Mercedes.
»Wohin haben Sie Deeby vom Flughafen aus gebracht?«, fragte Strike, als sie sich dem Wagen näherten.
»Er wollte in einen Club, also hab ich ihn ins Barrack gefahren.«
»Wann sind Sie dort angekommen?«
»Weiß nicht … halb zwölf? Viertel vor zwölf? Er war aufgedreht. Wollte nicht schlafen, hat er gesagt.«
»Wieso ins Barrack?«
»Freitagnacht im Barrack ist die beste Hip-Hop-Nacht Londons«, sagte Kolovas-Jones und lachte dünn, als sei das allgemein bekannt. »Und ihm muss es dort gefallen haben, weil er erst nach drei Uhr wieder rausgekommen ist.«
»Haben Sie ihn anschließend in die Kentigern Gardens gefahren, wo inzwischen die Polizei war, oder …«
»Ich hatte schon im Radio gehört, was passiert war«, sagte Kolovas-Jones. »Ich hab’s Deeby gleich erzählt, als er eingestiegen ist. Sein Gefolge hat angefangen, wie wild rumzutelefonieren, Leute von der Plattenfirma zu wecken und zu versuchen, eine andere Unterkunft zu finden. Sie haben ihm eine Suite im Claridges besorgt; dort hab ich ihn hingefahren. Bin erst kurz nach fünf heimgekommen. Hab die Nachrichten eingeschaltet und mir alles auf Sky angesehen. Verdammt unglaublich.«
»Von wem die Paparazzi, die die Nummer achtzehn belagert haben, wohl erfahren haben, dass Deeby sich verspäten würde? Irgendjemand muss ihnen doch einen Tipp gegeben haben; deshalb waren sie vor Lulas Sturz verschwunden.«
»Ja? Weiß nicht«, sagte Kolovas-Jones.
Er ging ein wenig schneller, erreichte den Wagen vor den beiden anderen und sperrte ihn auf.
»Hatte Macc nicht einen Haufen Gepäck? War das bei Ihnen im Kofferraum?«
»Nee, das hatte die Plattenfirma schon Tage zuvor auf den Weg gebracht. Er hatte beim Aussteigen nur Kabinengepäck dabei – und ungefähr zehn Leibwächter.«
»Sie waren also nicht der einzige Fahrer, der ihn abgeholt hat?«
»Es waren insgesamt vier Wagen – aber Deeby selbst hat in meinem gesessen.«
»Wo waren Sie, während er in dem Club war?«
»Ich hab im Wagen gesessen und gewartet«, sagte Kolovas-Jones. »In einer Seitenstraße der Glasshouse Street.«
»Mit den drei anderen? Waren Sie alle zusammen?«
»Mitten in London findet man keine vier Parkplätze nebeneinander, Kumpel«, sagte Kolovas-Jones. »Keine Ahnung, wo die anderen geparkt haben.«
Er hielt weiter die Fahrertür auf und sah erst Wilson, dann wieder Strike an.
»Welche Rolle spielt das alles?«, wollte er wissen.
»Mich interessiert nur, wie es abläuft, wenn Sie einen Kunden fahren.«
»Stinklangweilig«, sagte Kolovas-Jones mit jäh aufblitzender Gereiztheit, »das ist es. Fahren heißt meistens rumhocken und warten.«
»Haben Sie noch die Fernbedienung für die Tiefgarage, die Lula Ihnen gegeben hat?«, fragte Strike.
»Was?«, sagte Kolovas-Jones, obwohl Strike hätte schwören können, dass der Fahrer ihn gehört hatte. Seine leichte Feindseligkeit trat jetzt offen zutage und schien sich nicht nur auf Strike, sondern auch auf Wilson zu erstrecken, der kommentarlos zuhörte, seit er erklärt hatte, Kolovas-Jones sei Schauspieler.
»Haben Sie noch …«
»Ja, die hab ich noch. Ich fahre ja auch Mr. Bestigui, okay?«, sagte Kolovas-Jones. »Also, ich muss weiter. Bis bald, Derrick.«
Er warf seine erst halb gerauchte Zigarette in den Rinnstein und stieg ein.
»Rufen Sie mich an«, sagte Strike, »wenn Ihnen noch irgendwas einfällt … zum Beispiel der Name der Freundin, mit der Lula sich bei Vashti getroffen hat.«
Er gab Kolovas-Jones seine Visitenkarte. Der Fahrer, der sich bereits anschnallte, steckte sie ein, ohne einen Blick darauf zu werfen.
»Scheiße, ich komm zu spät!«
Wilson hob die Hand zum Abschied. Kolovas-Jones knallte die Tür zu, ließ den Motor aufheulen und stieß mit finsterer Miene rückwärts aus der Parklücke.
»Er steht eben auf Stars«, sagte Wilson entschuldigend, als der Mercedes davonfuhr. »Er hat es geliebt, Lula zu fahren. Er versucht immer, die Promis zu erwischen. Und er hofft seit zwei Jahren, dass Bestigui ihn für irgendwas engagiert. War verdammt sauer, als er diese Rolle
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